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Spion der Liebe

Spion der Liebe

Titel: Spion der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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dauerte eine Weile, bis er ihr folgte. Aber er schickte einen jungen Burschen mit heißem Wasser und Handtüchern in seine Kabine. Kurz danach servierte ihr ein anderer Diener eine Karaffe Tokajer und Gebäck. Nun konnte sich Beaus schöner blinder Passagier frisch machen und stärken, während er bei seinem französischen Koch eine üppige Mahlzeit bestellte.
    Mit einem liebenswürdigen Lächeln und der Aussicht auf ein beträchtliches Trinkgeld hatte er den Mann aus dem Bett gelockt.
    »Erst mal Steaks, Remy«, befahl er dem jungen Franzosen, der mißgelaunt unter seiner Decke hervorkroch. »Die Dame ist sehr schön – und noch nicht sicher, ob sie mir trauen darf.«
    »Mit gutem Grund«, murmelte Remy, immer noch im Halbschlaf.
    »Aber Ihr köstliches Essen wird sie eines Besseren belehren.«
    »Also soll ich Ihnen helfen, die Dame zu verführen«, seufzte der Koch, strich das kastanienbraune Haar aus seinen Augen und griff nach seiner Hose, die über einem Stuhl hing.
    »Seit wann brauche ich dabei Ihre Hilfe?« entgegnete Beau grinsend.
    »Und ich dachte, Sie wüßten weibliche Gesellschaft an Bord nicht zu schätzen.«
    »Sie haben die Dame noch nicht gesehen, Remy. Plötzlich verspüre ich das unwiderstehliche Bedürfnis, sie zu beglücken.«
    »Dann sollten Sie ihr zuerst Austern auftischen«, meinte Remy und schlüpfte in seine Hose. »Verwahren Sie den Rindsbraten fürs Mittagessen. Bis dahin müßten Sie das leidenschaftliche Verlangen der Dame gestillt haben.«
    »Aber sie hat Appetit auf ein Beefsteak.«
    »Diese Engländer sind kein bißchen subtil«, stöhnte der Koch. »Blutig, nehme ich an.«
    »Mit Pilzen und Weinsauce, s’il vous plaît. Übrigens, ich erhöhe mein Angebot um fünfzig Guineen.«
    »Sagen wir, sechzig, und sie kriegt auch noch ein köstliches Dessert.«
    »Remy, Sie sind ein Schatz. Wie sollte ich ohne Sie überleben?«
    »Ohne mich würden Sie nur mehr aus Haut und Knochen bestehen, bei dieser ganzen Bumserei.«
    »Ich bin Ihnen ja auch zutiefst dankbar«, erwiderte Beau belustigt.
    »Wahrscheinlich soll das Essen in Windeseile serviert werden. Damit Sie nicht zu lange auf Ihr Vergnügen warten müssen.«
    »Nach all den Jahren können Sie offensichtlich meine Gedanken lesen, liebster Remy.«
    Als er wenige Minuten später seine Kabine betrat, ließ er seine Absichten nicht erkennen. »Mein Koch murrt, steht aber bereits am Herd.« Lächelnd ging er zu seiner eingebauten Kommode und nahm ein frisch gestärktes Hemd aus einer Schublade. »Bald wird das Essen serviert. Fühlen Sie sich wohl?« fragte er und zog das Hemd über seinen Kopf.
    »O ja«, versicherte Serena, die in ihrem bequemen Polstersessel fast eingeschlafen wäre. »Das Gebäck und der Wein waren köstlich. Herzlichen Dank für Ihre Gastfreundschaft.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.« Inzwischen hatten die Diener einige Laternen entzündet, und wie er im goldenen Licht feststellte, waren die Augen der jungen Dame nicht dunkel, sondern aquamarinblau. Er nahm ihr gegenüber Platz. Ihre Schönheit faszinierte ihn. Wie würde sie auf seinen ersten Kuß reagieren? »Wo haben Sie Ihre Fahrkarte gekauft? Vielleicht könnte ich dafür sorgen, daß man Ihnen das Geld zurückerstattet.«
    Hoffnungsvoll beugte sie sich vor. »Wäre das möglich?«
    Sollte er sie tatsächlich verführen, nur um sich zu amüsieren? Ihre Armut war offenkundig. Aber dann beruhigte er sein Gewissen mit dem Entschluß, die junge Dame nach der Ankunft in Italien mit einer großzügigen Summe für sein ehrloses Verhalten zu entschädigen. Vielleicht ist sie gar nicht unschuldig, überlegte er, obwohl sie so naiv wirkt. Ein anständiges Mädchen würde sich wohl kaum als blinder Passagier auf ein Schiff schleichen. »Zweifellos«, antwortete er. »Wieviel haben Sie verloren?«
    »Zweihundert Pfund, meine gesamten Ersparnisse.«
    Großer Gott, wenn er eine einzige Spielkarte umdrehte, riskierte er ein paar Tausend. »Erlauben Sie mir, Ihnen diese Summe vorerst zu ersetzen«, schlug er vor und griff nach seiner Brieftasche, die auf dem Schreibtisch lag.
    »O nein, das kann ich nicht annehmen.«
    Nicht ihr Protest, sondern ihr Tonfall bewog ihn, von seiner Brieftasche aufzublicken. Hatte ihre Stimme furchtsam geklungen? Auch in ihren Augen las er eine gewisse Angst. »Betrachten Sie’s als Leihgabe«, entgegnete er und musterte sie abschätzend. Das marineblaue Sergekleid war abgetragen, aber gut geschnitten, und die spiegelblank geputzten Schuhe hatten

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