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Spion der Liebe

Spion der Liebe

Titel: Spion der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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offenbar schon bessere Tage gesehen. Mit ihrem exquisiten Gesicht könnte sie der Aristokratie entstammen, dachte er. Ist sie ihrem vornehmen Ehemann in der Kleidung einer Dienerin entlaufen? Oder war sie die Geliebte eines Gentleman, die plötzlich in Ungnade fiel?
    »Ich bin Gouvernante«, erklärte sie, als hätte sie seine Gedanken erraten.
    »Verzeihen Sie mir. Habe ich Sie angestarrt?« Lächelnd nahm er zweihundert Pfund aus seiner Brieftasche und legte sie auf den kleinen Tisch neben dem Sessel der jungen Dame. »Zahlen Sie’s mir zurück, wann immer es Ihnen beliebt. Darf ich erfahren, wie Sie heißen?« Er hoffte, sie würde das Geld nehmen. Und er hoffte, er würde aus ihrer Stimme kein Mißtrauen mehr heraushören.
    »Warum interessiert Sie das?« Kühl und distanziert erwiderten ihre blaugrünen Augen seinen Blick.
    »Aus keinem bestimmten Grund«, behauptete er und zuckte lässig, fast gönnerhaft die Achseln. »Ich mache nur Konversation. Natürlich möchte ich Ihnen nicht zu nahe treten.«
    Jetzt schien sie sich ein wenig zu entspannen. »Ich bin Serena Blythe.«
    »Sind Sie schon lange Gouvernante?«
    »Seit vier Jahren. Nach dem Tod meines Vaters, des Viscounts Amberson, mußte ich meinen Lebensunterhalt verdienen. Unglücklicherweise habe ich keine Verwandten.«
    Sein Atem stockte. Die Tochter eines Viscounts ?
    »Tut mir leid.«
    Eine Zeitlang schwieg sie. Wie immer krampfte ihr die Erinnerung an den Vater das Herz zusammen. Dann fuhr sie leise fort: »Papa hat sein Vermögen verspielt. Wenn er seine erste Flasche getrunken hatte, konnte er sich nicht mehr auf die Karten konzentrieren.«
    »Das schaffen nur wenige Männer.«
    Ihr Blick streifte die Banknoten. Plötzlich leuchteten ihre Augen auf. »Und Sie?«
    »Wollen wir um die zweihundert Pfund spielen? Aber ich warne Sie – ich bin nüchtern.«
    »Auf diese Weise könnte ich das Geld annehmen.« Zum erstenmal lächelte sie. Dieses mädchenhafte und doch betörende Lächeln erschien ihm so rätselhaft wie ihre ganze Persönlichkeit.
    Zwanzig Minuten später wurden die Austern serviert. Serena war um fünfhundert Pfund reicher, die Tokajerkaraffe leer und die Unterhaltung äußerst angeregt. Nur zweimal hatte Beau die junge Dame absichtlich gewinnen lassen. Das restliche Geld verdankte sie ihrem Geschick oder ihrem Glück.
    In ihrer Stimme schwang kein kühler Unterton mehr mit, das Mißtrauen in ihren Augen war verflogen. Und wenn sie ihn anlächelte, fiel es ihm immer schwerer, sein Verlangen zu zügeln. Genüßlich verspeiste sie die Austern, und als ein Diener eine neue Karaffe gebracht hatte, trank sie noch etwas Wein. Danach bedankte sie sich so liebenswürdig und kindlich, daß Beau seine amourösen Absichten fast aufgegeben hätte. Aber dann streckte sie sich wohlig.
    Unter dem Kleid zeichneten sich ihre vollen Brüste ab und verscheuchten alle edlen Gedanken. Nicht einmal der schlichte dunkle Serge konnte ihre Reize verbergen.
    »Haben Sie das Kleid selbst genäht?« fragte er, um seinen interessierten Blick zu begründen. »Der spitzenbesetzte Kragen gefällt mir.«
    »Nein, dieses Kleid gehörte meiner Mutter.« Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und berührte die weiße Spitze. »Aus meinen eigenen Sachen bin ich herausgewachsen.«
    Bevor er antwortete, mußte er schlucken. Die Vorstellung, wie die Mädchenkleider zu klein für ihre weiblichen Rundungen geworden waren, übte eine beunruhigende Wirkung auf ihn aus. »Vielleicht finden wir an Bord meiner Yacht ein paar Kleider für Sie.« »In dem Schrank unter der Treppe.«
    »Haben Sie sich dort versteckt?«
    Sie nickte. »Welch ein exquisites Parfum! Typisch französisch.«
    Über französische Parfums und deren Besitzerinnen wollte er nicht diskutieren. »Morgen wird mein Steward eine Garderobe für Sie zusammenstellen.«
    »Wem gehören die Kleider?«
    Prüfend schaute er sie an. Aber ihre Miene wirkte nicht herausfordernd, nur neugierig. »Wahrscheinlich meiner Mutter oder meiner Schwester.« Was bedeutete, daß alle auffälligen Sachen eliminiert werden mußten … Die Gespielinnen, die er zu kurzen Themse-Fahrten einlud, bevorzugten aufreizende Kleider.
    »Wie gern hätte ich Geschwister! Sehen Sie Ihre Familie oft?«
    Beau erzählte von seinen Eltern, seinem Bruder und den Schwestern, vom Gestüt und der Leidenschaft für Pferde, die alle Familienmitglieder teilten. Mit amüsanten Anekdoten zauberte er immer wieder ein Lächeln auf Serenas schöne Lippen.
    »Offenbar

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