Spion der Liebe
Karaffe ginja für Lord Rochefort, Madelina«, befahl sie einer ihrer Assistentinnen.
»Also wirklich, Beau, du solltest auf deinen Drink verzichten«, tadelte Serena, »und dem armen Mädchen keine zusätzliche Mühe bereiten – wo wir doch ohnehin bald fertig sind.«
»Ja, gewiß.« Widerspruchslos fügte er sich ihren Wünschen.
Mrs. Moore schickte ein stummes Gebet zum Himmel und flehte den Allmächtigen an, er möge ihr helfen, die ungewöhnliche Begegnung mit Lord Rochefort und seiner neuesten Gefährtin zu überleben. Dann bedeutete sie ihren Assistentinnen, Miss Blythe aus dem braunen Kleid zu helfen. Wie seltsam sich der ansonsten so gebieterische Earl benahm, so konziliant, so gefällig und folgsam … Freundlich und geduldig beobachtete er die Ereignisse.
Aber die Dame, die eine solche Wirkung auf ihn ausübte, schien sich nicht so wohl zu fühlen, als sie halb nackt vor ihm stand. Die Wangen gerötet, wich sie seinem Blick aus. Angesichts der teuren, aber abgetragenen Unterwäsche erriet Mrs. Moore, daß Miss Blythes Reiz mit ihrem Status einer verarmten Aristokratin zusammenhing. Im Gegensatz zu Lord Rocheforts anderen Gespielinnen war sie kein flatterhaftes, frivoles Mädchen, sondern eine ehrbare junge Dame. Trotzdem spürte die lebenserfahrene Schneiderin die Leidenschaft, die hinter der kühlen Fassade schlummerte. Wie verführerisch mußte dies alles auf den Earl wirkten … Seit Jahren warfen sich die Frauen an seinen Hals und erfüllten alle seine Wünsche. Und nun stieß er plötzlich auf sanften Widerstand.
»Dreh dich um, Serena«, bat er, »damit wir dein Haar sehen.« Sie zögerte kurz, was Mrs. Moore nicht mehr überraschte, weil sie die besondere Anziehungskraft zwischen den beiden endlich verstand. Sekundenlang erwiderte Miss Blythe den Blick des Earls und sein Lächeln. Dann kehrte sie ihm langsam den Rücken. »Für heute abend brauchen wir einen Friseur«, bemerkte er.
»Vielleicht lasse ich mein Haar à la Titus schneiden.« Sie schlang ihre dichten blonden Locken am Oberkopf zusammen und schaute Beau über die Schulter an.
»Kommt nicht in Frage.«
»Es ist mein Haar. Überleg doch, wie einfach es dann zu waschen wäre.«
»Falls das ein Problem ist, werden wir jemanden finden, der dir die Haare wäscht.« Jetzt klang seine Stimme nicht mehr so freundlich.
»Wenn ich mir das Haar schneiden lassen will, wirst du mich nicht daran hindern.«
Seine Augen verengten sich. »Sicher können Sie Miss Blythes Maße auch anhand ihres Kleides und der Schuhe ermitteln, Mrs. Moore. Ich habe etwas mit meiner Freundin zu besprechen. Gehen Sie hinaus und nehmen Sie die Sachen mit.«
»Nicht nötig«, wandte Serena ein. »Bleiben Sie hier.«
»Gehen Sie«, sagte Beau leise. Aber die Schneiderin hörte den gebieterischen Unterton. Sie ergriff das Kleid und die Schuhe, scheuchte ihre Gehilfinnen hinaus und schloß die Tür hinter sich. »So, nun können wir das Problem ungestört erörtern«, begann er.
»Konnte das nicht warten, du verdammter Diktator?« fauchte Serena.
»Benimm dich nicht so unmöglich«, bat er sanft.
»Wenn ich mein Haar kürzer tragen will, kannst du’s mir nicht verbieten.«
»Das willst du gar nicht.«
»Vielleicht doch.«
»Und vielleicht möchte ich mich mit dir vergnügen, während du hier stehst.« »Nein, das geht nicht.«
»Es geht überall.«
»O nein, wenn ich’s nicht will …«
»Aber du willst immer», flüsterte er und beobachtete, wie sich ihre Brustwarzen unter dem dünnen Hemd aufrichteten. »Sag doch, daß du mich nicht in dir spüren möchtest.«
Seine Worte reizten ihre Sinne, ein wohliger Schauer rann über ihren Rücken. »Nein, ich will nicht«, wisperte sie und ballte die Hände, um ihr Verlangen zu bekämpfen.
»Das hast du gestern abend auch behauptet«, entgegnete er, die Augen halb geschlossen.
»Jetzt sind wir nicht in deinem Schlafzimmer.« Sollte sie seiner Leidenschaft im Salon einer Schneiderin nachgeben, in der Öffentlichkeit? Niemals, so sehr sie sich auch danach sehnte … »Bleib, wo du bist!« ermahnte sie ihn, als er aufstehen wollte.
»Dann komm zu mir.«
»Nein! Großer Gott, Beau, sei doch ein bißchen diskreter!«
»So diskret wie die Dame, die sich auf die Yacht eines Fremden geschlichen hat?«
»Du warst mir nicht völlig fremd.«
»Zumindest nicht allzulange«, meinte er belustigt.
»Jetzt, da ich dich gut genug kenne, werde ich Distanz wahren. Jeden Moment könnte jemand hereinkommen. Oh, du lächelst?
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