Spion der Liebe
da?«
»Du verwöhnst mich viel zu sehr.«
»Dich kann man gar nicht genug verwöhnen.« Lächelnd küßte er ihre Nasenspitze.
So leicht ließ sie sich nicht überzeugen, als er ihr vorschlug, eine Schneiderin aufzusuchen. Wie erwartet, waren ihre Kleider nicht nur altmodisch, sondern schäbig. Diesen Mangel wollte er beheben.
»Du weißt doch, was die Schneiderin glauben wird, wenn ich an deiner Seite ihren Salon betrete«, protestierte sie und schüttelte eins ihrer zerknitterten Kleider aus.
»Wenn ich behaupte, du seist meine Kusine, wird sie kein Wort darüber verlieren.«
»Aber sie wird sich ihr Teil denken. Und ich muß ihren verächtlichen Blick ertragen.«
»Offensichtlich hast du schon lange nicht mehr die Dienste einer stilvollen Schneiderin beansprucht. Diese Frauen interessieren sich nur für ihren Profit. Sicher wird man dir den Respekt zollen, den du verdienst.«
»Daran zweifle ich. Außerdem würde ich mich so oder so unwohl fühlen – als deine Geliebte in der Öffentlichkeit … Dieses braune Kleid sieht nicht allzu abgetragen aus, oder?«
»Aber der Schnitt ist völlig aus der Mode, vor allem um die Taille herum. Wär’s dir angenehmer, wenn Emma dich begleiten würde?«
»Um Himmels willen, nein! Ich kenne sie doch gar nicht.«
»Also sind wir uns einig. In einer halben Stunde lasse ich die Kutsche Vorfahren.«
»Wir sind uns keineswegs einig!« fauchte Serena.
»Soll ich dir noch ein Limonendessert bestellen?« erbot er sich.
»Sehe ich wie ein Kind aus, das man mit Süßigkeiten besänftigen kann?«
»Nein, wie ein Kind siehst du wahrlich nicht aus.« Langsam wanderte sein Blick über ihre wohlgeformte Figur, die sich unter der elfenbeinweißen Seide ihres Morgenmantels abzeichnete. »Und wenn ich versuche, dich mit anderen Dingen zu bestechen? Mit Perlen oder Saphiren, die zu deinen Augen passen würden? Was hältst du von einem Kunstwerk? In Portugal gibt’s sehr hübsche Mosaike. Ich kenne einen Kunsthändler, der einen Laden nahe der britischen Botschaft betreibt. Dort hat mein Onkel schon viele exquisite Sachen gefunden. Schwärmst du für antike Skulpturen?«
»Beau!« jammerte sie. Wie sollte sie sich gegen einen so entschlossenen Angriff wehren?
»Jedenfalls will ich dich heute abend beim Dinner nicht in diesem häßlichen braunen Fetzen sehen«, erklärte er und rekelt sich träge auf dem Bett. »Laß dir wenigstens für unseren Besuch bei Damien was Hübsches kaufen.«
»Damit ich dich nicht in Verlegenheit bringe.«
»Nein, Liebling. Ich bin niemals verlegen. Das würden dir sehr viele Leute bestätigen. Es macht mir einfach nur Spaß, dich herauszuputzen.«
»Aber ich will das Kleid selber bezahlen.«
»Einverstanden«, erwiderte er gleichmütig und registrierte voller Genugtuung, daß sie in der Einzahl gesprochen hatte.
»Tatsächlich?« fragte sie mißtrauisch. »Oder hegst du irgendwelche Hintergedanken?«
»O nein. Wenn du glücklich bist, bin ich’s auch.«
»So wie letzte Nacht …«
»Genau«, bestätigte er lächelnd.
Die Schneiderin stammte aus England, was Serena noch unbehaglicher stimmte und ihr gewisse gesellschaftliche Regeln nur allzu deutlich vor Augen führte. Würde sie sich jemals in einer Welt, die von Männern und deren Wünschen beherrscht wurde, als unabhängige Künstlerin behaupten? Aber dann verdrängte sie ihre angstvollen Gedanken und sagte sich, daß der Besuch im Modesalon einfach nur ein weiterer Schritt auf ihrem Weg in die Freiheit war.
Natürlich kannte die Schneiderin den Earl von Rochefort. Was für eine Überraschung … Sie schien ihn sehr gut zu kennen. Aber Mrs. Moore ist zu alt für Beau, überlegte Serena. Wahrscheinlich schätzte sie ihn nur als guten Kunden.
»Kaffee mit vier Löffelchen Zucker, wenn ich mich recht entsinne«, flötete Mrs. Moore, »und eine Karaffe ginja. Möchte Ihre Kusine Tee trinken, Mylord?« Diskret betonte sie das Wort ›Kusine‹ und schaute durch Serena hindurch.
»Und Kuchen«, ergänzte Beau nach einem Blick in das verkniffene Gesicht seiner Begleiterin. »Wir warten im rosa Zimmer«, fügte er hinzu, ergriff Serenas Hand und führte sie hastig davon, ehe sie den Mund öffnen konnte.
»Offenbar hast du hier schon eine Menge Geld ausgegeben«, zischte sie, sobald sie einen Raum mit rosa Damasttapeten und vergoldeten Möbeln betreten hatten. »Diese Frau hätte beinahe deine Stiefel geküßt.«
»Weshalb du nicht mehr befürchten mußt, du wärst
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