Spion der Liebe
und dir zeigen, wo dein Platz ist.«
»Welchen Platz meinst du?«
»Zum Beispiel ein Sofa …«
»Und was für ein Sofa gefällt dir besonders gut?«
»Alle – wenn du das schaffst.«
Lässig schlüpfte er aus seinem Jackett und löste das Halstuch. »Ich denke schon«, erwiderte der Mann, der einmal in einer einzigen Nacht das ganze corps de ballet erfreut hatte.
Er versperrte die Tür nicht. In ihrer Ungeduld vergaß Serena, ihn daran zu erinnern, während sie ihm half, sich auszuziehen. Aber wie Beau erwartet hatte, wurden sie nicht gestört. Sie vergnügten sich auf allen Sofas, in einem breiten Sessel, der genügend Platz für ihre lüsternen Spiele bot, und auf dem weichen Teppich mit dem Rosenmuster, nachdem sie bei einem besonders heftigen Liebesakt von der rosa Satinpolsterung eines Diwans gefallen waren. Glucksend versicherten sie einander, in amüsanterem Stil könne man gewiß keine Kleider kaufen. Es dauerte sehr lange, bis die Leidenschaft verebbte. Immer wieder tauschten sie zärtliche Küsse, während sie sich ankleideten. Dann verließ Beau das Zimmer, um Mrs. Moore aufzusuchen.
Als er ihr Büro betrat, erwähnte er nicht, warum seine ›Besprechung‹ mit Miss Blythe so lange gedauert hatte. Sie wiederum stellte keine Fragen. »Haben Sie alle Maße, die Sie benötigen, Mrs. Moore?«
»O ja, Mylord.« Da sich der junge Earl in so unberechenbarer Stimmung befand, hielt sie es für ratsam, möglichst wenig zu sagen.
Nachdem sie eine Gehilfin mit Serenas braunem Wollkleid und den Schuhen ins rosa Zimmer geschickt hatte, informierte er die Schneiderin über seine Wünsche. »Heute abend brauchen wir das goldene Kleid, den Unterrock und die Slipper. Miß Blythe wird nur dieses eine Kleid bezahlen, der Rest geht auf meine Kosten. Lassen Sie außerdem alle anderen Kleider anfertigen, die ihr gefallen haben. Die Auswahl der Stoffe überlasse ich ihnen. Dazu benötigen wir noch Kaschmirschals, Wäsche, Morgenmäntel, Slipper, Stiefel – das ganze übliche Sortiment. Aber Sie müssen sich beeilen, Mrs. Moore. Leider reisen wir schon in drei Tagen ab.« Er wartete höflich, bis sie sich von ihrem Schrecken erholt und nach Luft geschnappt hatte. Dann fügte er hinzu: »Natürlich verstehe ich, daß Sie unter diesen Umständen höhere Preise verlangen müssen. Besten Dank im voraus.« Vergnügt wandte er sich zum Gehen. »Übrigens, Miss Blythe fühlt sich wohl in Ihrem Salon.«
»Das freut mich, Mylord. «Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, preßte sie ihre bebenden Hände an die Schläfen. Drei Tage … Nun mußte sie ein Dutzend zusätzliche Näherinnen engagieren – nein, zwanzig! Sofort!
Arm in Arm verließen Serena und Beau das rosa Zimmer. Ohne die neugierigen Blicke der tuschelnden Gehilfinnen zu beachten, hatten sie nur Augen füreinander. Auch den Gruß eines jungen Paares überhörten sie, als sie auf die Straße traten.
»Sag bloß, du erkennst mich nicht, Rochefort!« rief der Colonel und zwinkerte seiner Frau zu.
Beau hob den Kopf und entdeckte Tom Maxwell, einen Freund aus der Kinderzeit, mit dem er in Yorkshire gespielt hatte. Großer Gott, fragte er sich, hat sich mein gesamter Bekanntenkreis in Lissabon versammelt?
»Ich hab’s Janie sofort versichert – das kannst nur du sein. Was führt dich nach Lissabon, St. Jules?«
»Nur eine kurze Zwischenstation auf der Reise nach Neapel«, erwiderte Beau und wußte nicht recht, wie er Serena vorstellen sollte. Für seine Kusine konnte er sie nicht ausgeben, denn Tom und Jane kannten alle seine Verwandten. Glücklicherweise legten die beiden keinen Wert auf Etikette. Eine spießige Matrone hätte seine Begleiterin sicher ignoriert. »Darf ich euch Miss Serena Blythe vorstellen? Serena, das sind Tom und Jane Maxwell, meine Nachbarn aus Yorkshire.«
»Wohnst du bei Damien?« fragte Jane. »Letzte Woche haben wir mit ihm diniert. Er ist so glücklich mit Emma.«
»Ja, er scheint sein Leben zu genießen«, antwortete Beau ausweichend.
»Sind Sie zum erstenmal in Lissabon, Miss Blythe?« Neugierig musterte Jane die junge Frau an Beaus Seite und fand sie trotz des schäbigen braunen Wollkleids bildschön.
»Ja, Mrs. Maxwell.«
Nach ihrem Akzent zu schließen, stammt sie aus einer guten Familie, dachte Jane. Aber sie könnte auch eine Schauspielerin sein. Nein, dann wäre sie besser gekleidet. Seltsam – sonst umgibt sich Beau nur mit hocheleganten Frauen. »Wollen wir in der Antiga Kaffee trinken?« schlug sie vor,
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