Spion der Liebe
hatten sie genug pittoreske Kirchen, Paläste und enge Gässchen bestaunt und schlenderten durch die Rua Garrett, die elegante Einkaufsstraße im Chiado-Viertel.
In mehreren Antiquitätenläden, die Damien oft besuchte, freute sich Beau über Serenas Interesse an den schönen Kunstwerken. Er veranlaßte sie, eine kostbare Perlenkette aus dem mittelalterlichen Sachsen anzuprobieren, die vor vielen Jahren mit einer bräutlichen Aussteuer nach Portugal gelangt war. Zu seinem Leidwesen weigerte sie sich, den Schmuck als Geschenk anzunehmen.
»Viel zu teuer«, meinte sie, und er gab sich seufzend geschlagen. Aber er durfte ihr wenigstens eine preiswerte kleine Bernsteinbrosche mit einer eingeschlossenen Wiesenblume kaufen, weil sie eine Erinnerung an die wundervollen gemeinsamen Stunden behalten wollte.
Kurz bevor der Abend dämmerte, kehrten sie ins Hotel zurück. Inzwischen waren die Kartons aus Mrs. Moores Salon eingetroffen. Entzückt packte Serena das goldgelbe Seidenkleid aus. Tränen brannten in ihren Augen. Ein ähnliches Kleid hatte ihre Mutter auf dem Porträt getragen, das kurz nach der Hochzeit gemalt worden war. Wie oft hatte Serena vor dem Bild gestanden, die schöne Frau im goldgelben Kleid betrachtet und mit ihr gesprochen, als würde sie noch leben … Und wie oft hatte Papa vor dem Porträt gesessen, in tiefer Trauer …
Mühsam schluckte sie und verdrängte die schmerzlichen Gedanken.
»Gefällt dir das Kleid nicht?« Beau blickte von dem Cognacschwenker auf, den er gerade füllte, und sah ihre Tränen.
»Doch.«
»Aber du weinst.«
»Weil’s so schön ist.« Vorsichtig legte sie das elegante Kleid aufs Bett. »Vielen Dank.«
»Warum dankst du mir? Du bezahlst es doch selber.«
»Nun, du hast mich in Mrs. Moores Salon geführt. Dafür danke ich dir.« Kokett fügte sie hinzu: »Und für die amouröse Unterhaltung im rosa Zimmer.«
»Oh, es macht Spaß, dich zu unterhalten, meine Süße.«
»Also stört’s dich nicht, wenn ich mit dir nach Italien fahre?«
»Versuch doch, mir zu entkommen.«
»Wahrscheinlich sagst du das zu allen Frauen.«
Ihre Worte beschworen unangenehme Überlegungen herauf, denn die Gesellschaft einer Frau hatte ihm noch nie so viel bedeutet. Keine hatte je zuvor so seltsame besitzergreifende Impulse in ihm geweckt. Auf die Gefahr hin, sein sorgsam gehütetes inneres Gleichgewicht zu verlieren, entgegnete er: »Nein, du bist die erste.« Dann leerte er hastig sein Glas, als müßte er sich nach diesem Geständnis stärken.
Ohne die volle Bedeutung seiner Antwort zu erfassen, meinte sie leichthin: »Vielleicht besinnst du dich anders, wenn ich zu hohe Ansprüche an deine Manneskraft stelle.« Amüsiert beobachtete sie, wie er seine dunklen Brauen hob. »Oh, habe ich deinen Stolz verletzt?«
»Nun, ich muß einen gewissen Ruf verteidigen«, erwiderte er grinsend, »und dein Zweifel kränkt mich.«
Unvermittelt wurde sie ernst. »Es ist nur ein Spiel, nicht wahr?«
Sie dachte, er würde ihrem Blick ausweichen. Aber Beau schaute sie unverwandt an.
»Manchmal.«
»Und jetzt?«
Bedächtig stellte er den Cognacschwenker auf den Tisch. Seine Miene verschloß sich, seine Stimme nahm einen kühlen Klang an. »Diesmal ist es anders.«
Diese Frage hätte ich nicht stellen dürfen, warf sie sich vor. Keine vernünftige Frau wäre so taktlos. »Verzeih mir, ich bin so ungeschickt …«
»Deine Fragen stören mich nicht«, unterbrach er sie, »solange du keine Antworten erwartest.«
Mit einem theatralischen Seufzer sank sie aufs Bett.
»Bedauerlicherweise verstehe ich nichts von amourösen Plaudereien. Da muß ich noch sehr viel lernen.«
»Bemüh dich nicht.« Nachdenklich sah er sie an und fand, das unscheinbare braune Wollkleid betonte ihre Schönheit sogar noch. »Du brauchst dir kein Beispiel an irgendwelchen femmes fatales zu nehmen. So, wie du bist, gefällst du mir viel besser.«
Ein heißes Glücksgefühl stieg in ihr auf. Obwohl sie wußte, daß sie sein charmantes Kompliment nicht ernstnehmen durfte, sehnte sie sich nach seiner Zuneigung. »Müssen wir lange in der Botschaft bleiben?« fragte sie und fürchtete im nächsten Augenblick, sie würde ihre Grenzen erneut überschreiten.
Aber er hob nur belustigt die Brauen. »Hast du was anderes vor?«
Unschuldig erwiderte sie seinen Blick und verschränkte die Arme unter ihrem Kopf. »Nun, ich möchte deine Ausdauer erproben.«
»Ich warne dich.« Wie reizvoll sich ihre Brüste emporreckten, wenn sie die Arme
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