Spion der Liebe
hob … »Meine Ausdauer ist in ganz London berühmt.«
»Also wirst du mich wieder einmal bestens unterhalten.«
»Meine Bescheidenheit verbietet mir, dir zuzustimmen.«
Spielerisch streckte sie ihre Zunge heraus.
»Drücken wir’s so aus«, fügte er hinzu und senkte die dunklen Wimpern. »Bis jetzt habe ich keine Klagen gehört.«
Bei einem gemeinsamen Bad entdeckten sie eine neue Version des Vorspiels, und danach dauerte es sehr lange, bis sie ihre Abendkleidung trugen. Beau ließ einen jungen Coiffeur kommen, der Serenas Locken im fashionablen griechischen Stil hochsteckte.
Vergnügt saß Beau in einem bequemen Lehnstuhl, schaute zu und nippte an seinem Cognac. Wie oft hatte er schon ungeduldig gewartet und sich geärgert, weil die Abendtoilette der Damen so schrecklich lange dauerte … Diesmal genoß er seine Muße, beobachtete Serena und freute sich, wenn sie ihm im Spiegel zulächelte. Die häusliche Szene weckte ein neues Gefühl der Intimität, das ihn auf seltsame Weise beglückte.
»Gefällt dir die Frisur?« Sie hob eine Hand und bedeutete dem jungen Mann, kurz innezuhalten. »Ist sie auch wirklich elegant genug für die Botschaft?«
»O ja. Einfach perfekt.« Am liebsten hätte er den Friseur weggeschickt, um ihr das neue Kleid vom Leib zu reißen, ihr Haar zu zerwühlen und stundenlang in erotischer Ekstase zu schwelgen.
»Bist du sicher?« fragte sie im typischen Tonfall einer Frau, die hören wollte, wie schön sie aussah.
»Völlig sicher – bis auf eine Kleinigkeit.« Beau stellte das Glas ab, stand auf und griff in die Tasche seines Jacketts.
»Meinst du das bestickte Haarband? Ich wußte es ja – das steht mir nicht.« Skeptisch musterte sie ihr Spiegelbild. »Soll ich die goldene Kordel nehmen?«
»Nein, das Band ist exquisit. Danke, Barcelos.« Mit einer knappen Geste entließ er den jungen Mann, der die kunstvoll arrangierten blonden Locken ein letztes Mal zurechtzupfte und sich ehrerbietig verbeugte. Sobald der Coiffeur hinausgegangen war, zog Beau die antiken Perlen aus Sachsen hervor. »Nur das fehlt noch«, meinte er und schlang die Kette um ihren Hals. »So, jetzt bist du schön genug für sämtliche Botschaften auf dieser Welt.«
»Beau, ich habe dir doch verboten, die Kette zu kaufen!« schimpfte sie. Aber ihre Augen strahlten, als sie in den Spiegel blickte und die schimmernden weißen Perlen mit dem diamantenen Anhänger bewunderte.
»Vielleicht gehorche ich dir, wenn du endlich das tust, was man dir befiehlt«, entgegnete er leise und ließ die diamantenbesetzte Schließe zuschnappen. »Sag mir, daß dir die Kette gefällt.«
»Natürlich gefällt sie mir.« Serena seufzte wehmütig. »Sie ist himmlisch, aber …«
»Kein Aber!« unterbrach er sie und legte seinen Finger auf ihren Mund, um einen weiteren Protest zu verhindern. »Das ist doch nur Tand.«
»Vielleicht für dich. Für die meisten Menschen wär’s ein Vermögen.«
Trotz ihrer Bedenken überredete er sie, die Kette an diesem Abend zu tragen. Das gelang ihm nur, weil er ihr halbherzig versprach, er würde den Schmuck am nächsten Morgen zurückbringen.
Als er sie in der Botschaft mit Emma bekannt machte, erregten die Perlen sofort Aufmerksamkeit.
»Was für herrliche Juwelen!« rief Emma. »Und sie passen perfekt zu Ihrem Kleid, Miss Blythe. In Damiens Arbeitszimmer hängt das Van Dyck-Porträt von Marie-Louise de Tassis. Darauf trägt sie ähnliche Perlen.«
»Ein Van Dyck?« Serenas Atem stockte. »Wie ich ihn bewundere … Sein Blick fürs Detail ist unvergleichlich.«
»Möchten Sie das Bild sehen?« Nur zu gern stimmte Serena zu, und die Gastgeberin führte sie durch mehrere Räume zum Arbeitszimmer. Dabei wies sie auf verschiedene Funktionen der Botschaft hin, erwähnte ein Dinner für die portugiesische königliche Familie, an dem Beau teilgenommen hatte, und behandelte Serena wie eine liebe alte Freundin. »Damien stand Höllenqualen aus, nachdem Captain Soares ihn über den gräßlichen Zwischenfall am Hafen informiert hatte. Hoffentlich verzeihen Sie ihm, daß er gestern abend in Ihre Hotelsuite gestürmt ist.«
»Natürlich, er hat’s doch nur gut gemeint.«
»Die St. Johns und die St. Jules kümmern sich nicht um Konventionen. Mir fällt es etwas schwerer, die Etikette zu ignorieren«, fügte Emma hinzu, um auf ihre unkonventionelle Beziehung zu Damien anzuspielen.
»Mir auch«, gestand Serena errötend.
»Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel an Beau und Damien
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