Spion der Liebe
Schottin, die das Herz Ihres Vater eroberte. Hat es Ihnen auf Menorca gefallen?« wandte sie sich an Serena. »Lord Rochefort erzählte, sie seien ein paar Tage dort geblieben.«
»O ja, es war wundervoll.« Die Erinnerung an jenes leidenschaftliche Zwischenspiel trieb das Blut in Serenas Wangen.
»Wie reizend!« rief die Gattin des britischen Gesandten. »Sie wird ja ganz rot! Wo haben Sie diese charmante junge Dame kennengelemt, Lord Rochefort?«
»Sie ist eine entfernte Verwandte aus Gloucestershire, Lady Hamilton. Ich habe Miss Blythe versprochen, ich würde sie mit unserer Beziehung nicht in Verlegenheit bringen.«
»Dann will ich das Thema künftig vermeiden und den Eindruck erwecken, ich hätte Miss Blythe unabhängig von Ihnen eingeladen. Meine Liebe, Lord Rochefort hat erwähnt, Sie seien eine bekannte Malerin.«
»Das bin ich wohl kaum – zumindest jetzt noch nicht, Lady Hamilton. Lord Rochefort ist zu freundlich.«
»Warum auch nicht? Ein Mann sollte sich stets bemühen, schöne Frauen zu erfreuen. Gehen Sie zu William, Lord Rochefort, und reden Sie mit ihm über diesen gräßlichen Krieg. Inzwischen werden Miss Blythe und ich die Toiletten erörtern, die wir heute abend tragen wollen.«
Beau warf Serena einen fragenden Blick zu.
»Vielleicht kann Lady Hamilton mir sagen, ob sich mein Ballkleid für das Dinner eignet«, meinte sie.
»Natürlich kann ich das. Überlassen Sie Miss Blythe meiner Obhut, Lord Rochefort. Wenn Sie Ihr Gespräch mit William beendet haben, finden Sie die junge Dame in der pompejanischen Suite.«
Formvollendet verneigte er sich. »Nun, dann bis später.«
Lady Hamilton führte Serena in die pompejanische Suite und wies einladend auf einen gedeckten Teetisch am Fenster. Während zwei Dienstmädchen die Koffer und Reisetaschen auspackten, tranken die Damen ihren Tee und genossen die schöne Aussicht auf Palermo.
»Machen Sie sich keine Gedanken wegen des Dinners«, bat Emma, nachdem sie ihr bevorzugtes Thema angeschnitten und von Admiral Nelson, ihrem Liebhaber, erzählt hatte. »Horatio ist sehr galant, und die Gäste werden sich ganz unbefangen amüsieren. Übrigens hat die Königin versprochen, uns zu beehren. Sie ist so charmant wie ihre Schwester Marie Antoinette, die arme Seele. Glücklicherweise hat mein lieber Horatio die königliche Familie gerettet und in jener verhängnisvollen Nacht aus Neapel hierhergebracht. Nun verlassen sich die Majestäten rückhaltlos auf ihn«, fügte sie theatralisch hinzu, »ganz egal, was diese schreckliche Admiralität sagt.« Nach einer Weile unterbrach sie ihren Vortrag über die kurzsichtige Admiralität, die Nelson aus Palermo nach England beordern wollte. Verwundert starrte sie zum Bett und einigen Sesseln hinüber, wo zahlreiche Kleider lagen. »Oh, was für eine himmlische Garderobe Sie besitzen, Miss Blythe!«
Serena saß dem Fenster gegenüber und hatte die Aktivitäten der Dienstmädchen nicht beobachtet. Als sie über ihre Schulter spähte, verschluckte sie sich an ihrem Tee und sprang auf. Auch Emma erhob sich, klopfte ihr auf den Rücken und befahl einem der Mädchen, frisches Wasser zu bringen.
Nachdem Serena einen großen Schluck genommen hatte, kam sie wieder zu Atem, entschuldigte sich und lächelte schwach.
»Schon gut, das kann jedem passieren.« Emma drückte sie in den Sessel und verscheuchte die Dienerinnen. »Jetzt müssen Sie mir unbedingt den Namen Ihrer fantastischen Schneiderin verraten. Was für hinreißende Kleider! Sicher stammen sie alle aus Paris. Wie konnten Sie sich in diesen unruhigen Zeiten solche Sachen beschaffen?«
»Nein – sie wurden in Lissabon angefertigt«, stammelte Serena. Nun wußte sie, warum Beau einen Gepäckwagen bestellt hatte.
»Tatsächlich?« Die kleine Szene erregte Emmas Neugier. Allem Anschein nach hatte Miss Blythe diese Garderobe nie zuvor gesehen.
»In Lissabon ging alles so schnell, und ich erinnere mich nicht an die einzelnen Kleider.«
»Vielleicht erinnert sich Lord Rochefort um so besser daran«, bemerkte Emma in vielsagendem Ton.
»Ja, er interessiert sich sehr für Damenmode.« Heißer Zorn stieg in Serena auf. Wie arrogant er ihre Wünsche mißachtete …
»Reiche junge Gentlemen üben einen ganz besonderen Reiz aus, nicht wahr?« meinte Emma, die einschlägige Erfahrungen gesammelt hatte.
»Manchmal überschreiten sie ihre Grenzen.«
»Aber sie sind so charmant. Lassen wir ihnen doch ihre kleinen Freuden. Wollen wir ein Kleid für heute abend
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