Spion der Liebe
und überlegte, wie oft sich Beau St. Jules schon aus den Fängen einer unerwünschten Vaterschaft befreit hatte.
Ihr vorwurfsvoller Unterton entging ihm nicht. »Wenn du schwanger wärst, würde ich für dich sorgen.«
»Natürlich, du bist ein sehr großzügiger Mann.«
Diesen Satz hatte er oft genug gehört, wenn er aus dem Leben und den Boudoirs seiner ehemaligen Gespielinnen verschwunden war. Er schwieg. In dieser Situation wäre jedes Wort sinnlos gewesen. Aber er hielt Serena in den Armen, weil er es wünschte und sie es erlaubte. Eine seltsame Trauer erfüllte sein Herz, so als hätte er etwas Kostbares verloren.
Eigentlich müßte ich mich über meine Monatsblutung freuen, sagte ihr die Stimme der Vernunft. Aber sie sehnte sich nach einem Baby, das sie lieben konnte, wenn er sie verlassen würde.
Er spürte ihre warmen Tränen auf seiner Brust, hörte ihr leises Schluchzen. Doch er wußte nicht, ob er den Grund ihres Kummers erfahren wollte. Seine Gleichgültigkeit bedrückte sie, und sein Schweigen verletzte sie schmerzlicher, als es Worte vermocht hätten. Abrupt befreite sie sich aus seinen Armen und stieg aus dem Bett.
»Was habe ich denn getan?« fragte er und umfaßte ihr Handgelenk.
Es geht viel mehr darum, was du nicht getan hast, dachte sie. »Schon gut. Es ist nur … Wenn ich meine Tage habe, muß ich ständig weinen …« Zitternd verstummte sie.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«
Sie schüttelte den Kopf und biß in ihre Unterlippe. Warum fühlte sie sich im Stich gelassen, obwohl er ihr niemals irgend etwas versprochen hatte?
»Bitte, hör zu weinen auf!« Er zog sie ins Bett zurück und umarmte sie wieder. »Alles ist gut, ich bin ja bei dir.«
Wie lange noch, fragte sie sich unglücklich und schluchzte noch lauter. »Tut mir leid …«
»Du mußt dich nicht entschuldigen.« Behutsam strich er ihr das Haar aus der Stirn. Soll ich ihr was schenken, überlegte er, weil er keine anderen Methoden kannte, verzweifelte Frauen zu besänftigen. »Morgen werde ich dir was besonders Schönes kaufen.«
»Nein«, wisperte sie.
»Was willst du haben? Du mußt es nur sagen, und es gehört dir.«
Durch einen Tränenschleier schaute sie ihn an. »Ich will – dich«, platzte sie heraus. Dann erschrak sie über ihre eigene Kühnheit, riß sich wieder los, sprang auf und floh aus dem Zimmer.
Reglos lag er da und lauschte dem Schluchzen im Nebenraum. Nach einer Weile holte er tief Atem, stand auf und schlüpfte in seine Breeches. Irgendwie hatte er das Gefühl, er müßte sich vor dem Gespräch anziehen, das ihn nun erwartete.
Als er den Salon betrat, sah er Serena auf dem Sofa sitzen. Mit großen, traurigen Augen starrte sie ihn an. »Das hätte ich nicht sagen dürfen. Wenn du gehen willst – laß dich nicht aufhalten.«
Seufzend sank er in einen Sessel. »Ich will nicht gehen. Aber ich kann nicht für immer bei dir bleiben.«
»Das weiß ich.«
»So gern ich auch mit dir zusammen bin …«
Aber jetzt klafft ein Abgrund zwischen uns, dachte sie. Zu viele Frauen haben dich schon schluchzend angefleht, sie niemals zu verlassen. Sie schlang die Arme um ihre Knie und zog das Nachthemd bis zu den Zehen hinab. »Vielleicht bist du während deiner Tage besonders empfindlich.«
»Ja, vermutlich.« Nun konnte sie sogar lächeln. »Tun wir einfach so, als hätte ich’s nicht gesagt.«
»Das wäre zu einfach«, erwiderte er, lehnte sich im Sessel zurück und streckte die langen Beine aus. »Jedenfalls gehen wir morgen einkaufen.«
»Willst du wieder einmal die Tränen einer Frau mit kostbaren Geschenken wegwischen?« fragte sie ironisch.
»Ich möchte mein Gewissen beruhigen.«
»Oh, ich wußte gar nicht, daß du eins hast.«
»Bis jetzt wußte ich’s auch nicht.«
Am nächsten Tag gingen sie einkaufen, weil Serena erkannte, daß jeder Widerstand zwecklos war. Also erlaubte sie ihm, sein Gewissen zu beschwichtigen. Bald würde sie ohnehin nicht mehr gegen seine Willenskraft kämpfen müssen.
Er kaufte ihr ein Dutzend Schuhe in verschiedenen Farben, zwei wertvolle Teppiche aus Bagdad, Sofas und Stühle und Spiegel und Tische, einen Wandteppich, der Botticcellis ›Primavera‹ darstellte. In ihrer schlanken Schönheit erinnerte ihn die blonde Frauengestalt an Serena.
Schließlich besann sie sich wieder auf ihre Prinzipien, als er sie mit immer teureren Geschenken überhäufte, und begann zu protestieren. Aber er kaufte ihr trotzdem eine Goldkette mit Perlen und einem Rubin, so groß wie
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