Spion der Liebe
ein Rotkehlchenei. »Denk an mich, wenn du sie trägst.«
Tag und Nacht würde sie an ihn denken, mit oder ohne Kette, das wußte sie. Also hätte er sich das Geld sparen können.
Fast zwei Wochen blieb er noch in ihrer verschwenderisch ausgestatteten Wohnung. Dann wandte er sich eines Nachmittags vom Fenster ab, wo er den Fluß betrachtet hatte. »Vielleicht liegen in Palermo Depeschen bereit, die ich nach England bringen muß.«
»Ich verstehe.«
»Natürlich würde ich gern etwas länger bei dir bleiben.«
»Ja, das glaube ich dir.«
»Wenn Sir Hamilton keine Neuigkeiten für mich hat, kehre ich zu dir zurück.«
Wohl kaum. »Oh, das wäre wundervoll.«
»Wirst du bis zur Rückkehr der Castellis zurechtkommen?«
»Ich werde zu malen anfangen. Dann kann ich ein paar Werke vorweisen, wenn ich in ein Atelier gehe.« Nein, sie würde nicht weinen.
»Hast du genug Farben?«
Inzwischen hatte er den Bestand zweier Läden aufgekauft. »Ja, danke.«
»Was machen wir heute abend?« Er versuchte beiläufig zu sprechen, aber es fiel ihm schwer.
»Soll ich dich lieben, bis dir der Atem ausgeht?«
Da lachte er und fühlte sich etwas besser. »Eine Frau ganz nach meinem Herzen.«
Wenn du doch nur ein Herz hättest, liebster Beau, dachte sie. »Dann passen wir ja gut zusammen.«
Er eilte zu ihr, zog sie aus ihrem Sessel und preßte sie an sich. Mit einem fordernden Kuß zwang er sie, die Lippen zu öffnen. Begierig erforschte seine Zunge ihren Mund. Niemals würde er es ertragen, wenn sie solche Worte zu einem anderen Mann sagte. Sie gehörte nur ihm.
Wenigstens heute nacht, erinnerte ihn sein Verstand. Er bezähmte seine besitzergreifenden Emotionen, als er Serena hochhob und ins Schlafzimmer trug.
In dieser Nacht schliefen sie nicht, verschwendeten keine einzige Sekunde, liebkosten sich, beglückten einander mit verzehrender Leidenschaft, angespornt vom Wissen um das unausweichliche Ende ihrer Affäre.
Am nächsten Morgen packte er hastig seine Sachen.
»Willst du frühstücken?« fragte sie.
»Nein.« Die Augen seltsam leer, schaute er von seinem Handkoffer auf. »Ich möchte Livorno noch heute Abend erreichen.« Auch seine Stimme klang emotionslos.
»Soll ich dir einen Lunch mitgeben?«
Da lächelte er. »Wenn du’s könntest, würde ich ja sagen.« Sie hatte noch immer nicht kochen gelernt. »Aber ich danke dir für das Angebot.«
»Darf ich dir wenigstens beim Packen helfen?«
»Jetzt bin ich fast fertig. Hast du meine Uhr gesehen?«
»Sie liegt im Salon. Warte, ich hole sie.«
Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, war der Koffer geschlossen, und Beau schlüpfte in seinen flaschengrünen Mantel. Er nahm ihr die Uhr aus der Hand und zog die Kette durch ein Knopfloch seiner Weste. Dann steckte er die Uhr in eine kleine Tasche. »Vielen Dank für alles.« Er stand dicht vor ihr. Doch die Worte schienen aus weiter Ferne heranzudringen.
»Oh, es war mir ein Vergnügen. Und du warst viel großzügiger als ich. Also muß ich dir danken.« Auch sie konnte in höflichem, gleichmütigem Ton sprechen.
»Nein, das ist nicht nötig. Alles Gute, Liebling.« Er griff nach ihrer Hand. »Küß mich – obwohl ich Abschiedsküsse hasse.«
»So wie ich …«, wisperte sie, hob das Gesicht zu ihm empor und kämpfte mit den Tränen.
Ihre Lippen fanden sich, und für einen kurzen Augenblick war die Welt wieder in Ordnung.
Nie zuvor habe ich eine Geliebte mit Bedauern verlassen, dachte er und atmete Serenas süßen Duft ein. Trotzdem war er nicht bereit, sich an eine Frau zu binden. »Wahrscheinlich sehe ich deine Bilder bald bei der Royal Society. Du bist eine begnadete Malerin.«
»Natürlich schicke ich dir eine Einladung zu meiner ersten Ausstellung«, versprach sie und hoffte, ihre Stimme würde ebenso gefaßt klingen wie seine. Jetzt sollte er endlich gehen – bevor sie sich erniedrigte und ihn anflehte, bei ihr zu bleiben. »Angenehme Reise.«
Ein letztes Mal schaute er in ihre Augen. Dann wandte er sich ab, ergriff seinen Koffer und nickte ihr zu. »Schau in die oberste Schublade!« rief er, ehe die Wohnungstür hinter sich schloß.
Serena lauschte seinen Schritten auf der Treppe, rannte zum Fenster und sah ihn in die Kutsche steigen. Nachdem der Wagen aus ihrem Blickfeld verschwunden war, ging sie ins Schlafzimmer und öffnete die oberste Schublade ihrer Kommode.
Zwischen Seidenstrümpfen lagen die drei roten Lederetuis, und auf dem größten lag ein Zettel. »Jede Dame braucht Diamanten. Alles
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