Spion der Liebe
Beau leichthin, weil er ahnte, daß Berry nicht ohne guten Grund hierhergeritten war. »Vielleicht wird dich in meiner Abwesenheit dieser attraktive Reitknecht amüsieren. Natürlich meine ich, er könnte mit dir ausreiten.«
Thebia kicherte hinter vorgehaltener Hand, und Francesca erwiderte: »Wie du dich sicher erinnerst, hat der Mann meinen Ansprüchen nicht genügt.« Dank ihrer Schönheit und des großen Vermögens, das ihr der verstorbene Graf hinterlassen hatte, fühlte sich über jeden Skandal erhaben.
»In diesem Fall muß ich mich beeilen«, entgegnete Beau.
Captain Troubridge, ein Untergebener Nelsons, hatte die Inseln Ischia und Capri erobert. Während Berry in Beaus Büro saß, schilderte er die Kampagne und fügte hinzu, die Briten würden den Hafen von Neapel wieder kontrollieren.
»Pitt wird keine Land Streitkräfte nach Italien schicken«, meinte Beau, der ihm am Schreibtisch gegenübersaß. »Wie will er die Franzosen aus Neapel vertreiben?«
»Inzwischen ist Ruffo mit seinem Heer des Heiligen Glaubens losmarschiert.«
»Ah – Ferdinands Blutige Hand Gottes. Die Plünderei muß mittlerweile gigantische Ausmaße erreicht haben.«
Seufzend nickte Berry. »Und in Genua ist Massena angeblich am Ende.«
»Was treibt Bonaparte?«
»Das weiß niemand.«
Beaus Augen verengten sich. »Vielleicht sollte man’s herausfinden.«
»Ganz meine Meinung, Sir.«
»Also bin ich verpflichtet, mein Amüsement zu beenden.« Erleichtert lehnte sich Beau in seinem Sessel zurück.
»Ich war so frei und habe die Dienstboten beauftragt, Ihre Sachen zu packen, Sir.«
»O Gott, das wird mir die Gräfin niemals verzeihen.«
»Immerhin hat Sie Ihnen die abrupte Abreise von Capri vergeben – obwohl sie zunächst wie am Spieß schrie.«
»Dann habe ich ihr vermutlich ein Geschenk geschickt.«
»Zwei Diamantenketten, Sir.«
»Haben Sie zufällig irgendwelche Juwelen mitgebracht?«
»Die Kassette steht in Ihrem Zimmer.«
Grinsend nickte Beau seinem Captain zu. Berrys Organisationstalent war unübertroffen. »Sicher haben Sie meine Reise auch schon geplant.«
»Erst Palermo, dann …«
»Genua.«
»Ja, Mylord.«
»Bis zu meiner Ankunft in Palermo müßte ich nüchtern sein.«
Gleichmütig zuckte Berry die Schultern. Ob Beau nüchtern war oder nicht spielte bezüglich seiner Kompetenz keine Rolle. »Dort werden Sie Lock antreffen. Man hat Sir Hamilton nach London zurückberufen.«
»Also hat der König doch noch auf all die Schwätzer gehört, die Lady Hamiltons Verhältnis mit Nelson anprangern.«
»Manche Leute nehmen den Skandal ernst, Sir.«
»Glücklicherweise interessiert sich niemand für mich .«
Eine Stunde später verließen sie Di Cavalli. Die Juwelenkassette hielt den Wutausbruch der Gräfin in Grenzen. Wie erwartet, siegte ihre Habgier über die Fleischeslust. Sie entrüstete sich nur, als Beau zwei Schmuckstücke für Thebia auswählte. Dann beauftragte er seinen Hausverwalter, dem Mädchen eine beträchtliche Summe zu übergeben, sobald die Gräfin abgereist sei – für den Fall, daß Thebias Aufenthalt in seinem Bett ihren Ruf rettungslos ruiniert habe. Daran zweifelte der Verwalter, denn sie hatte niemals großen Wert auf ihre Tugend gelegt und erst neulich zwei Lakaien beglückt. Diese Information beruhigte Beaus Gewissen, und so ritt er frohen Mutes davon.
Im Lauf des Monats war seine Sehnsucht nach Serena etwas verebbt, und er redete sich sogar ein, er würde sie bald vollends vergessen. Jedenfalls wollte er sein Junggesellenleben nicht aufgeben. Außerdem würde die Tochter eines Viscounts sich wohl kaum mit der Rolle einer offiziellen Mätresse begnügen. Zudem entnervte ihn allein schon der Gedanke an eine dauerhafte Beziehung.
»Warum haben Sie eigentlich nie geheiratet?« fragte er den Captain, der an seiner Seite ritt.
Erstaunt wandte sich Berry zu ihm. Bis jetzt hatte sich der Earl noch nie für das Privatleben seiner Männer interessiert. »Weil ich niemals eine Frau fand, die ich heiß genug geliebt hätte.«
»So ging’s mir auch.«
In Palermo angekommen, ging Beau zu Charles Lock, den britischen Generalkonsul, der Sir Hamiltons Amt ausüben sollte, bis ein Nachfolger eintreffen würde. Wie Beau von einen Butler in der Botschaft hörte, den er befragt hatte, unternahmen die Hamiltons und Nelson vor der Rückreise nach England eine Vergnügungsfahrt nach Syrakus und Malta.
Offensichtlich würden sich die Franzosen aus Neapel zurückziehen, erklärte der
Weitere Kostenlose Bücher