Spionin in High Heels
selber: »Wer war sie?«
Ramirez sah mich aufmerksam an. Ich konnte sehen, wie er mit sich rang, ob er mich wie eine Verdächtige, eine Zeugin oder einfach wie eine dumme Blondine, die nicht auf ihren neuen hohen Schuhen stehen konnte, behandeln sollte. Endlich öffnete er den Mund. Offenbar hatte er sich für die dumme Blondine entschieden. »Celia Greenway.«
Ich schluckte schwer und überlegte, wie ich meine nächste Frage formulieren sollte. »Dann ist sie, äh, also nicht einfach in den Pool gefallen?«
Langsam schüttelte Ramirez den Kopf.
»Sind Sie sicher?«
Er nickte.
»Es wa r … ich meine, si e … « Irgendwie brachte ich nicht das Wort »Mord« über die Lippen. Es schien mehr in einen Roman von John Grisham zu passen als in das wirkliche Leben. Zumindest nicht in das Leben von jemandem, den ich kannte. Ich entwarf Kinderschuhe, Herr im Himmel! Ich stolperte nicht über Leichen in schicken Pools in Orange County.
Aber bevor mir meine eigene Psyche noch ein Bein stellen konnte, formulierte ich die Frage anders: »Dann hat ihr das jemand angetan?«
Er zögerte und nahm dieselbe Kauerhaltung ein, in der ich die letzte halbe Stunde verbracht hatte.
Ich richtete mich auf und versuchte, das Beste aus meiner geringen Körpergröße zu machen, in dem Versuch, mich tapferer zu geben, als ich eigentlich war. »Ich kann damit umgehen. Ich bin kein Weichei.« Wer’s glaub t … Ich hielt den Blick fest auf ihn gerichtet, um nicht die Bahre sehen zu müssen, auf der Mrs Greenway jetzt davongerollt wurde, eingepackt in etwas, das aussah wie ein Müllbeutel.
Er gab nach. »Okay. Ja, es sieht aus wie Mord.«
Wieder drehte sich mir der Magen um, aber dieses Mal steckte ich den Kopf nicht zwischen die Knie.
Ramirez redete weiter. »Die offizielle Todesursache wird erst nach der Autopsie durch den Gerichtsmediziner bekannt gegeben. Aber es waren Würgemale zu sehen. Ihr Hals war schwarz und blau.«
»Wurde sie denn erwürgt?«
Ramirez’ Blick schweifte zum Pool. »Sieht so aus.«
So leid mir die arme Frau auch tat, ich dachte sofort an Richard und stellte mir vor, wie mein Freund mit dem Gesicht nach unten in einem Pool in Orange County trieb. Ich gab es auf, die Tapfere spielen zu wollen, ließ den Kopf zwischen meine Knie sinken und atmete tief die nach Lederschuhen, Chlor und kaltem Schweiß, der mir den Rücken herunterrann, riechende Luft ein.
»Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragte Ramirez erneut.
»Ja, alles klar.« Was sich nun anhörte wie »Glasklar«.
»Sie sind eine schlechte Lügnerin, wissen Sie das?«
»Ja, weiß ich.«
»Na, wenn es Ihnen gut geht, macht es Ihnen sicher nichts aus, mir ein paar Fragen über Ihren Freund zu beantworten.«
Ich erstarrte, als mir ein furchtbarer Gedanke kam. Ramirez dachte doch wohl nicht, dass Richard etwas damit zu tun hatte. Ich meine, nicht mit Celias Tod. Das war doch sicher ganz unmöglich.
»Was für Fragen?« Ein kleiner Hinweis darauf, was er suchte, wäre jetzt sehr hilfreich gewesen. Aber in seiner steinernen Miene war beim besten Willen nichts zu erkennen. Mit einem solchen Pokerface könnte der Mann in Las Vegas richtig abräumen.
»Zum Beispiel, wo er ist.«
»Ich habe ihnen doch schon gesagt, dass ich das nicht weiß. Glauben Sie denn, ich wäre sonst hier?« Meine Stimme hörte sich so jammervoll an wie seit der sechsten Klasse nicht mehr, als ich meine Zahnspange verloren hatte. Schniefend hielt ich die drohenden Tränen zurück. »Ich weiß nicht, wo Richard ist.«
Ramirez starrte mich eine Sekunde lang an. In seinen dunklen Augen, die mich prüfend musterten, lag die Frage, die er eigentlich stellen wollte.
»Richard hat es nicht getan.« Ich schüttelte den Kopf so heftig, dass die schwarzen Punkte beinahe wiedergekommen wären. »Er ist kein Mörder. Er ist Rechtsanwalt. Wenn er sauer auf jemanden ist, verklagt er ihn. Er würde, könnte so etwas niemals tun. Sie kennen Richard nicht.«
Er legte den Kopf schief. »Kennen Sie ihn denn?«
Ich biss mir auf die Unterlippe. Gute Frage. Ich hatte gedacht, ich würde ihn kennen. Aber ganz offensichtlich gab es Dinge in seinem Leben, die er mir verheimlicht hatte.
Glücklicherweise musste ich mir keine clevere Antwort ausdenken, denn ein Mann in einem CSI -T-Shirt kam den Hang hinauf zu uns. Doch er glich so gar nicht den schönen Menschen, die ich aus der CBS -Serie kannte. Er war groß, dünn und kahl wie eine Billardkugel. Seine Nase war gebogen wie ein Schnabel,
Weitere Kostenlose Bücher