Spionin in High Heels
« – das letzte Wort betonte er, als würde er mir nicht glaube n – »wird gesucht im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Veruntreuung gegen einen seiner Mandanten, Devon Greenway.« Er hielt inne. »Sie haben sicher von ihm gehört.«
Das hatte ich, und anscheinend hatte mich mein Gesicht verraten. Devon Greenway war einer von Richards wichtigsten Mandanten. Ich wusste, dass Richard sich oft mit ihm getroffen hatte. Gerade letzten Donnerstag hatte er deswegen eine Verabredung zum Dinner abgesagt. Aber wenn Richard in Schwierigkeiten steckte, würde ich nicht der Nagel zu seinem Sarg sein.
»Ich habe den Namen vielleicht schon mal gehört.«
Ramirez bedachte mich mit einem Blick, bei dem eine Auster ihre Perle freiwillig herausgerückt hätte. Na toll, anscheinend war ich zu allem Überfluss eine schlechte Lügnerin.
»Devon Greenway ist der Vorstandsvorsitzende von Newtone Technologies«, fuhr er fort. »Das Unternehmen hat bei der Börsenaufsichtsbehörde einen Antrag auf Notierung an der New Yorker Börse gestellt. Aber im Rahmen einer unabhängigen Buchprüfung wurden ein paar unbedeutende Unregelmäßigkeiten festgestellt.«
»Wie unbedeutend?«
»Zwanzig Millionen Dollar.«
»Oh!« Ich war definitiv im falschen Geschäft tätig.
»Im Ernst. Aber bevor wir Anklage erheben konnten, war Greenway verschwunden.«
»Und das Geld?«
»Ebenso. Ursprünglich wurde das Geld von Newtone auf ein Gemeinschaftskonto überwiesen, das mit einer Reihe von Schecks belastet wurde, die auf PetriCorp ausgestellt waren. Oberflächlich betrachtet, sah alles sauber aus, bis wir feststellten, dass PetriCorp nur eine Briefkastenfirma ist. Raten Sie mal, wer der Eigentümer ist?«
»Devon Greenway?«
»Warm. Im Handelsregister ist seine Frau als Eigentümerin eingetragen, Celia. Unter ihrem Mädchennamen, Wesley. Nur dass die Konten von PetriCorp jetzt auch leer geräumt sind. Und die Datenspur endet bei dem Mann, der die Konten eröffnet hat.«
Mein Magen krampfte sich zusammen. »Richard?«
»Bingo.« Ramirez lehnte sich zurück, verschränkte wieder die Arme vor der Brust und beobachtete, wie ich die Information verdaute.
Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie erschüttert ich war. »Ist Richard ein Verdächtiger?«
Ramirez’ Gesicht war undurchdringlich. »Er ist ein wichtiger Zeuge.«
Aha! Ich hatte genug Episoden von Law & Order gesehen, um zu wissen, was das bedeutete. Jetzt musste ich Richard noch dringender finden.
Bevor Ramirez ihn zu fassen bekam.
Sobald ich konnte, machte ich, dass ich wegkam. Ich wartete nicht einmal ab, bis Jasmine in die Pause verschwunden war, bevor ich durch die Milchglastüren stürmte. Als ich durch die Lobby rannte, rief sie mir »Lügnerin« nach.
Den ganzen Weg zurück zur Garage schwirrte mir der Kopf. Richard hatte unsere Verabredung letzte Woche abgesagt, um sich mit Greenway zum Abendessen zu treffen. Wenn das, was Ramirez gesagt hatte, wahr war, war das an dem Tag gewesen, bevor Richard sich aus dem Staub gemacht hatte. Auf einmal wollte ich gar nicht mehr wissen, worum es bei diesem Meeting gegangen war.
Nicht, dass ich glaubte, Richard wäre in die Sache verwickelt. Richard war ein durch und durch gradliniger Kerl; er ertrug es nicht einmal, wenn seine Krawatte schief hing. Nie würde er sich auf etwas Illegales einlassen. Aber wenn er Greenway unwissentlich geholfen hatte, war es möglich, dass er mehr wusste, als gut für ihn war, und wenn Greenway so skrupellos war, wie es sich anhörte, war Richard vielleicht in Gefahr. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er nicht besser dran wäre, wenn Ramirez ihn zuerst zu fassen bekäme. Wie man es auch drehte und wendete, mein Freund steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten.
Ich stieg die Treppe zur zweiten Ebene des Parkhauses hoch, startete meinen Jeep und fuhr auf den Grand Boulevard. Ich stand gerade an einer roten Ampel und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte, als ich Ramirez aus dem Gebäude, in dem sich die Kanzlei befand, kommen und in einen schwarzen Geländewagen springen sah, der im Parkverbot stand. Er ließ den Motor an und fädelte sich in den Verkehr drei Autos vor mir ein. Als die Ampel grün wurde, sah ich, wie er sich in Richtung Stadtzentrum schlängelte und scharf nach rechts auf die Eighth abbog. Einem Bauchgefühl folgend, schaltete ich einen Gang höher und folgte ihm.
Wusste ich, was ich tat? Nein. Aber es war mir hinreichend klar, dass Richard nicht einfach nach Hause gefahren
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