Spionin in High Heels
tragen.
Endlich sagte er etwas, indem er das Thema wechselte. »Ich habe mir die Finanzen Ihres Freundes der letzten Monate angesehen«, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust. »Er gibt reichlich Geld aus.«
»Richard ist großzügig.«
»Er ist bis über die Ohren verschuldet.«
Ich schluckte. Das wusste ich inzwischen auch. Aber nachdem ich behauptet hatte, ich sei nicht in seinem Büro gewesen, hätte ich wohl kaum zugeben können, dass ich selbst einen Blick in seine Unterlagen geworfen hatte. Also sagte ich nichts.
»Trotzdem«, fuhr Ramirez fort, »hat er immer weiter Geld ausgegeben. Platinohrringe zu Weihnachten, ein neues Auto, eine Kreuzfahrt für seine Mutter zum Geburtstag letztes Jah r – «
»Warten Sie«, unterbrach ich ihn, plötzlich verwirrt. »Richard hat kein neues Auto gekauft. Seitdem ich ihn kenne, fährt er immer denselben schwarzen BMW .«
Ramirez hatte wieder sein Pokerface aufgesetzt. Er sah mir fest in die Augen, als könne er mir mit nur einem Blick jedes Geheimnis entlocken.
»Das Auto war nicht für ihn«, sagte er langsam. »Es war für Amy. Seine Frau.«
7
Hatten Sie schon einmal einen dieser Träume, in denen Sie unter Wasser sind und Ihre Lungen schon schmerzen, aber gerade wenn Sie es an die Oberfläche geschafft haben, drückt Sie etwas wieder hinunter? Und Sie begreifen, dass Sie vielleicht nie wieder richtig Atem holen können? So ungefähr fühlte ich mich, als ich jetzt Ramirez mit offenem Mund anstarrte und nach Luft schnappte.
»Sein e … sein e … Frau ?« Richard war nicht verheiratet. Auf keinen Fall. Es konnte nicht wahr sein. Es musste ein Fehler sein. Sie mussten den falschen Richard haben. Mein Freund konnte unmöglich verheiratet sein und es mir nicht gesagt haben. Ich kannte Richard. Okay, gut, es hatte sich herausgestellt, dass ich nicht alles von ihm wusste. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht mit irgendeiner Tussi namens Amy verheiratet war.
»Da muss ein Irrtum vorliegen. Richard ist nicht verheiratet. Es tut mir leid, aber da sind Sie falsch informiert.«
Ramirez behielt sein Pokerface bei und kniff nur leicht die Augen zusammen. »Wussten Sie denn nicht, dass er verheiratet ist?«
Ich fuhr herum, stemmte die Hände in die Hüften und hob die Stimme um einige Oktaven in eine Stimmlage, die meine irisch-katholische Großmutter ganz sicher unpassend für ein Brautmodengeschäft gefunden hätte. »Sehe ich aus wie eine Frau, die sich mit verheirateten Männern einlässt?«
Ramirez musterte mich von oben bis unten. Er war klug genug, darauf nichts zu erwidern.
»Hören Sie, ich weiß nicht, wer diese Amy ist, aber Richard ist nicht verheiratet«, protestierte ich erneut.
Ramirez legte das Pokerface ab, und der Zug um seinen Mund wurde weicher. Bei jedem anderen wäre es Mitleid gewesen. Aber ich hatte so eine Ahnung, dass der große böse Cop kein Mitleid kannte. »Also, wer ist diese Amy?«, fragte ich. Ja, ich bin beinahe krankhaft neugierig.
»Wollen Sie das wirklich wissen?«
Nein. »Ja.«
Er seufzte, fast als wollte er es mir genauso ungern sagen, wie ich es hören wollte. »Ihr Mädchenname ist Amy Blakely. Sie wohnt in Anaheim in einer Maisonettewohnung, die Ihrem Freund gehört. Sie arbeitet als Aschenbrödel in Disneyland.«
Ich spürte, wie mein Auge zu zucken begann. Richard war mit Aschenbrödel verheiratet?
Ramirez fuhr fort: »Laut Heiratsurkunde haben die beiden vor zwei Jahren in Orange County geheiratet.«
»Vielleicht sind sie geschieden? Vielleicht ist sie seine Exfrau?«, fragte ich. Aber ich wusste, ich hörte mich verzweifelt an. Wie ein Spieler, der seinen letzten Chip setzt. Wenn nur dieses eine Mal Rot käme, wäre Richard Single, Ramirez hätte sich Amy nur eingebildet, und alles wäre wieder gut.
Ramirez schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Scheidungsurkunde gefunden. Und da Richard noch letzten Monat einen Z3 für seine Frau gekauft hat, halte ich das auch nicht für sehr wahrscheinlich.«
Einen Z3? Er hatte dem verdammten Aschenbrödel einen Sportwagen gekauft? Auf einmal hatte ich kein solch schlechtes Gewissen mehr wegen der Platinohrringe. Ich fragte mich sogar, wie viel ich wohl dafür bei eBay bekommen würde. Vielleicht genug, um dafür eine Pistole kaufen zu können. Weil ich nämlich diesen Mistkerl abknallen würde.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass sie ihn in letzter Zeit auch nicht gesehen hat?«, fragte ich.
»Sieht so aus. Mrs Howe wird gerade von den
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