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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Halliday
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zuverlässigen, seine Socken zusammenlegenden Rechtsanwalt vorgestellt. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte er sich in einen Mann von zweifelhaftem Charakter verwandelt. Und zum x-ten Mal fragte ich mich, wie viel Richard wirklich über Devon Greenway wusste. Oder, was noch beunruhigender war, was wusste mein Freund auf der Flucht über den Mord an Celia?
    Ich schüttelte den Kopf und merkte in dem Augenblick, dass meine Mutter mit mir sprach.
    »… und als ich dieses Kleid im Internet entdeckte, wusste ich sofort, dass es genau das Richtige für dich wäre.«
    Internet? Oh weh!
    »Und«, fuhr sie fort, »ich habe versucht, für jede von euch den passenden Stil zu finden. Natürlich mussten wir Mollys Kleid ein wenig weiter machen lassen, aber ich bin sicher, dass dir deins wie angegossen passt.«
    Ich lächelte und versuchte, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.
    Mom ließ mich auf einem Sofa vor einem großen Spiegel Platz nehmen. Daneben befanden sich drei Umkleidekabinen. Unter zweien der geschlossenen Vorhänge sah ich nackte Füße hervorlugen.
    »Dorothy? Molly? Maddie ist gerade gekommen«, rief Mom den Vorhängen zu und wandte sich dann wieder an mich. »Ich hole eben dein Kleid. Bin gleich zurück. Geh nicht weg!«
    Das wäre mir nicht im Traum eingefallen.
    Einer der Vorhänge öffnete sich, und die beste Freundin meiner Mutter trat heraus. Oder besser: watschelte heraus. Dorothy Rosenblatt war fünfundsechzig Jahre alt, fünfmal geschieden und hatte die Figur eines ordentlichen Faschingskrapfens. Mit ihren knapp eins fünfzig wog sie gut hundert Kilo. Doch sobald sie den Mund aufmachte, achtete man nicht mehr auf ihr Äußeres. Denn Mrs Rosenblatt war, was wir in L.A. »exzentrisch« nennen.
    Sie und meine Mutter hatten sich vor Jahren kennengelernt, als Mom nach einem besonders deprimierenden einsamen Valentinstag zu einer metaphysischen Sitzung bei ihr war. Mrs Rosenblatt hatte ihr vorausgesagt, dass sie einem gut aussehenden, schwarzhaarigen Mann begegnen und sich Hals über Kopf in ihn verlieben würde. Zwei Wochen später stand ein streunender schwarzer Labrador vor unserer Tür. Barney, wie wir ihn nannten, wurde die Liebe ihres Lebens, und seitdem waren Mom und Mrs Rosenblatt Freundinnen.
    Offensichtlich steckte Mrs Rosenblatt bereits in ihrem Brautjungfernkleid, einem Kleid in blassem Lavendel, das wie ein Lampenschirm geschnitten und über und über mit grünen Gänseblümchen bestickt war. Meine Angst wuchs ins Unermessliche.
    »Maddie, du hast es doch noch geschafft«, sagte sie und klatschte in die Hände. Ihre Oberarme wabbelten wie Gelee.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät bin.« Ich beugte mich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Warte!«, befahl sie. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    Für eine Sekunde glaubte ich, sie hätte irgendwie gespürt, dass meine Periode auf sich warten ließ. (Okay, ich glaubte nicht wirklich an Hellseherei, aber ich war ein zu großer Angsthase, um sie einfach so abzutun.)
    Mrs Rosenblatt trat einen Schritt zurück und musterte mich kritisch. »Du bist lila«, sagte sie endlich.
    Wie bitte? »Ich bin lila?«
    »Deine Aura, Maddie. Ach Kindchen, sie ist ganz mit lila Streifen durchzogen. Hast du Sorgen?«
    Hmm m … Mein Freund war verschwunden und möglicherweise in eine Unterschlagung und in Mord verwickelt. Ich hatte zugesehen, wie der Gerichtsmediziner eine Frau aus einem Pool fischte, mit einem Mann am Telefon gesprochen, der seine Frau umgebracht hatte, und eine leere Kondomhülle im Büro meines Freundes gefunden. Oh, und ich war vielleicht schwanger. Aber ich beschloss, ihr nur die Kurzfassung zu geben.
    »Nein, alles bestens.«
    »Hmmm.« Die Falten zwischen Mrs Rosenblatts aufgemalten Augenbrauen (in Lucille-Ball-Rot) wurden tiefer. »Geh nicht in den Regen. Regen ist schlecht für Lila.«
    Ich versuchte, nicht die Augen zu verdrehen. Ich bin nicht sicher, dass es mir gelang. »In L.A. regnet es nie.«
    »Madds!« Eine dicke Frau stürzte in einer Wolke von fliederfarbenen Rüschen hinter dem zweiten Vorhang hervor und überschüttete mich mit hingehauchten Wangenküssen. Ich brauchte eine Minute, um zu begreifen, dass sie nicht übergewichtig, sondern schwanger war. Wieder einmal.
    »Hi, Molly! Und herzlichen Glückwunsch!«, sagte ich und versuchte, meine Arme um ihren bereits ansehnlich gewölbten Bauch herumzunavigieren.
    Molly strahlte bis über beide Ohren und rieb sich über den Bauch wie ein Glücksbuddha. »Danke. Stan

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