Spionin in High Heels
gibt es.«
»Detective Ramirez«, rief der erste Reporter, »können Sie uns zu diesem Zeitpunkt schon einen Namen nennen?«
Ramirez blickte in die Kamera. Ich hätte schwören können, dass er sich direkt an mich wandte. »Aufgrund der aktuellen Beweislage haben wir einen Haftbefehl für Mr Greenways Anwalt, Richard Howe, erlassen.«
12
Ich starrte den Fernseher an, nur halb bei der Sache, weil mein Verstand sich weigerte zu begreifen, was er gerade gehört hatte. Richard wurde wegen Mordes gesucht? Das konnte doch wohl nicht wahr sein.
Ein Bild von Richard von der letzten Weihnachtsfeier erschien. Das hatte sicher Jasmine der Presse zugespielt. Wahrscheinlich machten sie sich gerade jetzt in diesem Moment wie die Geier über Ab, Zocker und Haue her. Ich stellte mir vor, wie Jasmine in den Sechs-Uhr-Nachrichten ihr Elvisgrinsen zeigte, und mir wurde übel. Ich ließ mich auf meine Schlafcouch sinken, während die Reporterin ein angemessen betroffenes Gesicht machte und dann plötzlich eine Werbung für Doritos eingeblendet wurde.
Ramirez würde Richard verhaften. Ich kannte Ramirez gut genug, um zu wissen, dass ich nicht viel dagegen unternehmen konnte. Natürlich konnte ich wieder mein Bond-Girl-Outfit anziehen und Richards Büro zum x-ten Mal durchsuchen, aber wozu? Ich hatte doch keine Ahnung, was ich dann tun sollte. Ich war die schlechteste Nancy Drew aller Zeiten. Jedes Mal, wenn ich versucht hatte zu helfen, war eine Leiche aufgetaucht. Wie gerne würde ich glauben, dass es reiner Zufall war, aber sicherheitshalber nahm ich mir vor, am Sonntag mit meiner Großmutter zum Gottesdienst zu gehen.
Und nun fand auch noch eine Großfahndung nach Richard statt. Jeder Polizist der Stadt würde nach ihm suchen. Und nicht etwa nach jemandem, der Greenway tatsächlich getötet hatte. Denn immer noch war ich relativ sicher, dass Richard nicht fähig gewesen wäre, jemanden umzubringen.
Und das war auch der Grund dafür, warum ich, obwohl ich wusste, dass ich Ramirez’ Rat befolgen und die Angelegenheit richtigen Profis überlassen sollte, nach einem Schreibblock griff und anfing zu schreiben.
Ich schrieb »Verdächtige« mit großen, fetten Buchstaben oben auf die Seite. Mein Stift hing in der Luft, bereit, Richards Namen auf die Liste zu setzen. Aber obwohl ich immer noch ziemlich sauer auf den charakterlosen Mistkerl war, brachte ich es nicht über mich. Stattdessen entschied ich mich für einen Kompromiss. Ich schrieb hinter »Verdächtige« »außer Richard«. So, das sah schon besser aus.
Doch dann fiel mir niemand ein. Ich hatte keine Verdächtigen. Nur ein blondes Haar und den Abdruck eines Stiletto-Absatzes. Von dem Ramirez glaubte, dass er von mir stammte, wie ich ziemlich sicher wusste. Ich schrieb »Blondine auf hohen Absätzen« auf die Liste. Na toll! Damit hatte ich den Kreis der Verdächtigen auf 95 Prozent der Bevölkerung von L.A. reduziert.
Es war klar, dass ich mehr Informationen brauchte. Und es war ebenso klar, dass es keine gute Idee war, Ramirez weiter hinterherzufahren. Abgesehen von der Tatsache, dass er jetzt immer nach einem roten Jeep Ausschau hielt, hatte ich das dumpfe Gefühl, dass er gestern Nacht kurz davor gewesen war, mich ins Gefängnis zu stecken. Und ich wollte ihn lieber nicht in Versuchung führen. Vor allem, wenn er nicht geschlafen hatte. Wer weiß, wie grantig ein böser Cop werden konnte, wenn er unausgeschlafen war.
Das bedeutete, Sherlock Fashion war auf sich selbst gestellt. Ich starrte wieder auf den Notizblock. Die Liste war wirklich armselig. Wenn ich Ramirez davon überzeugen wollte, dass die geheimnisvolle Blondine eine Verdächtige war, brauchte ich mehr. Und das wiederum bedeutete, dass ich dem Moonlight Inn einen erneuten Besuch abstatten musste.
Ich nahm mein Handy und wählte Danas Nummer, in der Hoffnung, dass sie Lust hatte, wieder meinen Watson zu spielen. Leider ging der Mann ohne Hals ans Telefon in der Schaupieler- WG und informierte mich darüber, dass Dana noch nicht zu Hause war. Wahrscheinlich lag sie immer noch mit Liao im Whirlpool. Ich bat ihn, ihr auszurichten, dass sie anrufen solle, sobald sie zurück sei, und legte auf.
So groß meine Angst auch davor war, alleine zurück ins Valley zu fahren, blieb mir doch keine andere Wahl. Entweder das, oder ich zeichnete Kinderschuhe. Und danach stand mir nun wirklich gerade nicht der Sinn.
Ich nahm Schlüsselbund und Handtasche und stürzte mich unerschrocken in den Nachmittagsverkehr nach
Weitere Kostenlose Bücher