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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Halliday
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Stapel Winterpullover und Richards Slipper von Bruno Magli.
    Ich hörte, wie der Mann die Schubladen der Kommode öffnete und darin kramte, genau wie ich noch vor ein paar Minuten. Was suchte dieser Typ denn bloß? Meine Neugierde war stärker als ich, und ich drückte die Tür einen Spalt auf, um einen Blick auf ihn zu werfen.
    Ich erkannte ihn sofort. Die kräftige Gestalt, die sich über Richards Kommode beugte, die abgetragene Jeans, das dunkle Haar. Es war derselbe Typ, den ich vor einigen Tagen mit Richard zusammen gesehen hatte. Der Niemand. Wieder trug er ein schwarzes T-Shirt, aber dieses Mal der Hitze wegen keine Jacke. Die Ärmel seines T-Shirts spannten sich stramm über seinem Bizeps. Ich glaubte, ein schwarzes Tattoo unter dem Bündchen hervorblitzen zu sehen, konnte aber das Motiv nicht erkennen.
    Und dann sah ich sie. Die Pistole.
    Ich erstarrte, die Augen auf das schimmernde Stück Metall gerichtet, das im Bund seiner Jeans steckte, eng gegen seinen festen Bauch gepresst. Nach Luft schnappend, suchte ich fieberhaft nach einem Grund, warum ein Mann mit einer Pistole Richards persönliche Sachen durchsuchte.
    Der bewaffnete Unbekannte brummte etwas vor sich hin, während er die Schublade mit Richards Unterwäsche öffnete. Ich spitzte die Ohren, um zu hören, was er sagte.
    »Komm schon, komm scho n … Ich weiß, du hast hier etwas hinterlasse n … was zu m – ?« Er stockte und hielt die lilafarbenen Rautensocken in die Höhe. Er schüttelte den Kopf und ließ einen Laut hören, der irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Lachen lag, bevor er sie zurück in die Schublade warf. Na, wenigstens hatte der Mann Geschmack! Ich beobachtete, wie er sich der nächsten Schublade zuwandte. »Komm schon, komm scho n … sag mir nicht, der Mistkerl hat alles eingepackt.«
    Momen t … eingepackt?
    Meine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, und ich musterte die aufgereihten Anzüge, Poloshirts und gebügelten Hosen. Ja, in der Tat, da waren gut sichtbare Lücken. Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. War das etwa schon die Schwangerschaftsübelkeit? Verschwundene Kleidung, verschwundener Freund. Ein Mann mit einer Pistole, der Richards Unterwäsche durchwühlte. Und ich hockte in einem Haufen warmer Pullover und hoffte inständig, dass mir vor Angst und nicht wegen der Schwangerschaftshormone schwarz vor Augen wurde. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ich wusste zwar nicht, was hier vor sich ging, aber es war definitiv nichts Gutes.
    Und dann kam es noch schlimmer.
    Er drehte sich zum Schrank um. Ich hielt den Atem an und hoffte, er würde wieder kehrtmachen. Aber nein, er kam direkt auf mich zu. Ich kniff die Augen fest zusammen und machte mich so klein, wie ich konnte. Ich sagte ein stilles Gebet, versprach, öfter zur Kirche zu gehen, die Hälfte meines Gehalts den Armen zu spenden und an diesem Thanksgiving wirklich in einer Suppenküche zu arbeiten, statt es nur meiner Mutter gegenüber als Vorwand zu benutzen, um nicht ihren verbrutzelten Truthahn essen zu müssen.
    Ich hörte, wie die Holztür aufgezogen wurde und öffnete vorsichtig ein Auge. Dann dankte ich im Stillen dem Herrn, weil es die andere Seite des Schrankes war und ich immer noch im Dunklen saß. Mein Herz raste, und ich war überzeugt, dass jeder Schlag meines Herzens in der Stille wie ein Hammerschlag zu hören war.
    Der Unbekannte musterte die im Schrank hängenden Kleidungstücke. Er tat es beinahe so, als würde er sie zählen.
    »Scheiße!«, zischte er, drehte sich dann um und marschierte aus dem Zimmer. Seine Stiefel hallten den Flur hinunter und die Tür hinaus, die er mit einem solchen Knall hinter sich schloss, dass meine Zähne aufeinanderschlugen. Aber vielleicht hatten sie das schon die ganze Zeit getan. Ich merkte erst jetzt, dass ich zitterte und legte einen Wollpullover um meine Schultern. Dann blieb ich noch weitere zwei Minuten sitzen, bevor ich mich aus dem Schrank wagte.
    Keine Ahnung, was der Mann getan hätte, wenn er mich entdeckt hätte, aber die Pistole unter seinem Hosenbund war alles andere als vertrauenerweckend gewesen.
    Vorsichtig streckte ich den Kopf aus der Schlafzimmertür. Kein böser Mann in Sicht. So schnell ich konnte, schlich ich den Flur hinunter, aus der Haustür und rannte über die Straße zu meinem Wagen, als wenn ich verfolgt würde. Ich verriegelte die Türen von innen, löste das Sicherheitsschloss und gab Gas. Meine Hände zitterten, als ich die Klimaanlage

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