Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
vor jedem Gedanken zurück, der seinen Vater in einem besseren Licht darstellen konnte. Die Welt war einfacher, wenn man sie in Schwarz und Weiß einteilte.
Was Nikki anging – natürlich hatte er an diesem ersten Abend nicht mit ihr geschlafen. Allerdings bei der nächsten Gelegenheit. Als sie das gemeinsame Abendessen einlöste, das sie bei der Auktion ersteigert hatte.
Nachdenklich sah er Nikki an. „Selbst wenn ich dir glauben sollte – die Kincaids waren alle dabei, als du auf mich geboten hast. Sie wussten, dass du ein Date mit mir ersteigert hast. Du willst mir doch nicht erzählen, dass sie dieses Wissen nicht ausgenutzt haben? Du bist doch immerhin Wirtschaftsdetektivin in ihren Diensten.“
„Ja, richtig, das bin ich. Ja, Matt und RJ Kincaid wussten von unserem gemeinsamen Abendessen. Und, ja, Matt hat mich gebeten …“
Bevor sie den Satz beenden konnte, bewegte sich plötzlich die Klinke ihrer Bürotür auf und ab. Wer auch immer draußen stand, musste feststellen, dass die Tür verschlossen war, und hämmerte nun mit Gewalt dagegen. Verärgert runzelte Jack die Stirn. Die Frau am Empfang muss jemanden informiert haben, schoss es ihm durch den Kopf. Offenbar wirke ich nicht so einschüchternd, wie ich gedacht habe. Andererseits habe ich ihr ja nur verboten, Nikki Bescheid zu geben. Von den Kincaids habe ich nichts gesagt.
Die Schläge gegen die Tür wurden heftiger, energischer.
„Schätze mal, das sind deine Lebensretter.“ Er wies mit dem Kopf zur Tür. „Die Frau am Empfang konnte anscheinend ihre Klappe nicht halten. Offenbar ist ihre Loyalität zu dir größer als ihre Angst vor mir.“
Empört sah Nikki ihn an. „Du hast Dee doch nicht etwa bedroht …?“
„Natürlich habe ich sie bedroht. So bin ich, das weißt du doch. Ich handele impulsiv, ich bedrohe Menschen. Und am Schluss gewinne ich.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, du bist nicht so brutal und rücksichtslos, wie du dich darstellst, Jack. Wenn du so wärst, hätte ich mich doch niemals …“
Wieder donnerte es gegen die Tür, ausgerechnet jetzt! Dabei hätte er zu gern gehört, wie sie den Satz beendete.
„Sinclair, wir wissen, dass Sie da drin sind.“ Jack erkannte die Stimme seines Halbbruders RJ. Sie war seiner eigenen Stimme sehr ähnlich, was ihn ärgerte, obwohl er selbst nicht recht wusste warum. „Machen Sie sofort die Tür auf, oder wir rufen die Polizei!“
Jack hob eine Augenbraue. „Na? Soll ich sie reinlassen?“
Nikki seufzte. „Ist wohl das Beste, wenn du nicht festgenommen werden willst.“
„Wofür denn festgenommen? Immerhin gehören mir fünfundvierzig Prozent der Kincaid Group.“
„Jack, bitte.“
Er zuckte mit den Schultern und schloss die Tür auf. Sofort stürmten RJ und Matt Kincaid ins Büro. Während Matt sich schützend vor Nikki stellte, baute RJ sich vor Jack auf.
„Ist alles in Ordnung mit dir, Nikki?“, fragte RJ, während er Jack nicht aus den Augen ließ.
Die beiden Halbbrüder Jack und RJ sahen sich wirklich sehr ähnlich. Beide waren über eins achtzig groß und insgesamt stabiler gebaut als der eher schmale Matt. Beide hatten auch viel vom guten Aussehen ihres Vaters geerbt, einschließlich der dunkelbraunen Haare und der Augenfarbe, auch wenn der Blauton ein anderer war. Und so ungern Jack es sich auch eingestand – beide waren sie äußerst gewiefte Geschäftsleute. Diese Eigenschaft konnte Jack seinem Halbbruder nicht absprechen. Aber das würde seinen Triumph umso größer machen, wenn er endlich die Kontrolle über die Firma hatte.
Sein Halbbruder Matt hatte dunkleres Haar als RJ und Jack – und grüne Augen, die er ganz offensichtlich von seiner Mutter geerbt hatte. Auch spürte Jack, dass Matt, der jüngere der beiden Brüder, über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt verfügte. Das mochte teilweise auch daran liegen, dass sein Sohn vor Kurzem sehr krank gewesen war. Und so fühlte er sich auch jetzt berufen, Nikki zu schützen.
„Nikki?“, fragte RJ noch einmal. „Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, alles in Ordnung. Jack und ich hatten nur eine … Auseinandersetzung.“ Sie trat hinter Matts Rücken hervor. „Vielleicht kannst du helfen.“
„Aber sicher. Verschwinden Sie, Sinclair, sonst …“
Jack lachte auf. „Darauf können Sie lange warten.“
„So habe ich das mit der Hilfe nicht gemeint“, mischte Nikki sich ein. „Du sollst Jack nur erzählen, was ich in deinem Auftrag tun sollte – was unsere Nachforschungen über
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