Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
Redestrom Einhalt zu gewähren. »Eine alte Frau?«
»Ja, sie dachte, ich sei wirklich eine Putzfrau, und sie suchte wohl gerade eine, deshalb …«
»Was ist mit dem Umschlag?«, unterbrach Markus sie mit leichter Ungeduld in der Stimme. »Haben Sie ihn dem Mann gegeben?«
»Nein, natürlich nicht.« Janna schüttelte den Kopf. »Sie sagten doch, dass ich ihn nur Herrn Wolhagen geben dürfe. Der war aber nicht da, also bin ich wieder gegangen. Ich wollte heute Mittag noch mal hinfahren, um zu sehen, ob er inzwischen wieder zu Hause ist.«
»Den Weg können Sie sich sparen. Vermutlich war er auch gestern schon zu Hause«, murmelte Markus. »Mit einer Kugel im Kopf.«
»Was bitte?« Jannas Stimme kippte leicht; sie starrte Markus entgeistert an.
Markus sah sie mit undurchdringlichem Blick, jedoch wieder äußerst charmantem Lächeln an. »Begleiten Sie mich bitte ein Stück. Ich möchte Sie gern zu einer Tasse Kaffee einladen.«
»Einer Tasse Kaffee?«
Ohne ein weiteres Wort machte Markus kehrt und zog Janna erneut mit sich. Sie gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren, an der Schule vorbei und dann ins Rheinbacher Stadtzentrum zur nächstbesten Bäckerei mit Bistro. Markus bestellte Kaffee und führte Janna zu einem kleinen Tisch in der hintersten Ecke. Galant rückte er ihr den Stuhl zurecht und setzte sich dann ihr gegenüber.
Janna musterte ihn verstohlen. Seine Manieren waren ausgezeichnet und wollten nicht ganz zu seinem leicht rüden Tonfall passen. Seine selbstsichere Art wirkte überdies ein wenig einschüchternd auf sie, und sein Lächeln brachte sie irgendwie aus dem Konzept. »Also gut«, begann sie im Flüsterton, damit die wenigen anderen Gäste an den übrigen Tischen nichts mitbekamen. »Nun sagen Sie mir endlich, was hier vorgeht!«
Markus nickte und überlegte, wie viel er ihr verraten durfte, verraten musste. Er beschloss, dass Ehrlichkeit bei dieser Frau vermutlich der richtige Weg war. »Sie sind leider durch meine Schuld in einen kleinen, sicherheitsrelevanten Zwischenfall verwickelt worden.«
»In einen was?«
»Gestern am Flughafen hatte ich keine andere Wahl, als Ihnen den Umschlag zu geben. Er durfte auf keinen Fall in die falschen Hände geraten.«
Janna runzelte die Stirn. »Sie meinen, in die Hände dieser Männer, die Sie auf der Rolltreppe angegriffen haben?«
Überrascht hob Markus den Kopf, nickte dann aber.
»Wie sind Sie diesen Typen entkommen?«
Um Markus‘ Mundwinkel zuckte es, gleichzeitig spürte er jedoch dem Schmerz nach, der noch immer in seiner Rippengegend saß. »Ich wurde dafür trainiert, solchen Typen zu entkommen.«
»Sind Sie bei der Polizei?«
»Nicht ganz.«
Janna zog die Augenbrauen zusammen. »Was soll das denn bedeuten?«
»Ich arbeite für das Institut für Europäische Meinungsforschung in Bonn.«
»Meinungsforschung?« Jannas ratloser Blick ließ Markus erneut schmunzeln, doch er riss sich zusammen. Er musste es diplomatisch angehen, schließlich konnte man nie wissen, wie Zivilisten auf seinen Berufsstand reagierten. Schon gar nicht nach den Skandalen der vergangenen Monate.
Bevor er etwas sagen konnte, kam eine junge Kellnerin und brachte den bestellten Kaffee. Während sie die beiden Tassen vor ihnen abstellte, warf sie Markus einen neugierigen Blick zu, der deutlich besagte, dass ihr gefiel, was sie sah. Markus schenkte ihr ein freundliches Lächeln und zwinkerte ihr zu. Die Kellnerin lächelte zurück und hätte wohl ein Gespräch begonnen, wenn Janna nicht mit am Tisch gesessen hätte.
Janna verdrehte die Augen. Dieser Mann verstand es sichtlich, seinen Charme zu versprühen. Bei seinem Aussehen war es wohl nur natürlich, dass ihm die Frauen zu Füßen lagen. In seinem gut sitzenden Anzug sah er aus wie ein Dressman, der gerade einem Katalog oder einer Plakat-Werbung entstiegen war. Selbst in seinem gestrigen Aufzug als Putzmann hatte er noch attraktiv gewirkt. Ein bisschen ärgerte sie sich, dass sie sich seiner Wirkung nicht ganz entziehen konnte. Doch letztlich war sie ja auch nur eine Frau, und sie hätte schon tot sein müssen, um nichts von seiner Attraktivität wahrzunehmen. Sie musste es sich ja nicht unbedingt anmerken lassen, wie sehr er sie beeindruckte. Immerhin schien er seiner selbst um einiges zu sicher zu sein, und auf so etwas konnte sie gut verzichten.
Markus‘ nächste Worte rissen sie unsanft aus ihren Gedanken: »Ich muss Sie bitten, die folgenden Informationen strikt für sich zu behalten, Frau
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