Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
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»So, ihr Lieben, wascht euch rasch die Hände, das Essen ist sofort fertig!«, rief Linda Berg und winkte die Zwillinge zu sich heran.
»Reibekuchen?«, fragte Till und schnüffelte genießerisch.
»Jawohl. Mit selbst gemachtem Apfelmus. Wie ihr es euch gewünscht habt«, bestätigte Linda lachend. »Der letzte Schultag vor den Sommerferien muss doch gebührend gefeiert werden. Auch wenn das Wetter nicht ganz mitspielt.« Sie warf einen kurzen Blick hinaus in das trübe Nass des Mittags. Die Wolken hingen tief und der Nieselregen, der am Morgen eingesetzt hatte, wollte gar nicht mehr aufhören.
»Sander kommt heute Nachmittag und geht mit uns ins Schwimmbad«, verkündete Susanna eifrig. »Mit Janna natürlich auch. Das wird toll. Ich will üben, vom Block zu springen. Mit Köpper.«
»Bah, vom Block!«, rief Till abschätzig. »Ich kann schon vom Dreier springen. Aber Janna hat gesagt, mit dem Fünfer soll ich noch warten, bis ich älter bin.«
»Ihr werdet doch nicht bei diesem Regen ins Freibad gehen!«, protestierte Linda.
»Nee, nur ins Hallenbad«, beruhigte Susanna sie. »Aber ein paar aus unserer Klasse kommen vielleicht auch. Das wird lustig.«
»Das wird es bestimmt. Aber lasst Janna und Sander auch mal ein bisschen ausruhen, ja?«
Till und Susanna sahen einander vielsagend an. »Klar, Tante Linda«, kam es wie aus einem Mund.
Till kicherte. »Damit sie rumknutschen können wie die Jugendlichen aus der Realschule und dem Gymnasium.«
»Also wirklich, Till!« Mahnend hob Linda den Zeigefinger. Doch in ihren Augen glomm ein Funken Neugier und auch Hoffnung. »Tun sie das denn?«
»Nö.« Susanna drehte den Wasserhahn an der Spüle auf und hielt ihre Hände darunter. »Nicht so richtig. Sander will, glaube ich, schon, aber Janna ist das bestimmt zu peinlich. Und sie sind doch schon so alt, da knutscht man doch nicht mehr rum, oder?«
Linda lachte herzlich. »Na, wenn du Janna schon für alt hältst, was bin denn dann ich? Eine Mumie?«
Till grinste über beide Ohren und schob seine Schwester beiseite, damit er ebenfalls an den Wasserstrahl herankam. »Nee, du bist einfach unsere Tante Linda.«
»Und darf ich denn noch rumknutschen?« Linda reichte den beiden schmunzelnd ein Handtuch.
Wie erwartet starrten die Zwei sie entsetzt an. »Du?«, rief Till erschrocken. »Mit wem denn?«
Lachend trat Linda an den Herd und nahm das Apfelmus vom Feuer. »Na, mit eurem Onkel Bernhard, mit wem denn sonst.«
»Ihr knutscht rum?« Es war offensichtlich, dass weder Till noch Susanna sich dieses Szenario vorstellen konnten.
»Wer knutscht rum?«, ertönte in diesem Moment prompt Bernhards Stimme. Er betrat die Küche und blickte seine Frau fragend an. Hinter ihm schoss die zweijährige braun-schwarze Mischlingshündin Bella in den Raum und umkreiste sofort Linda und den Apfelmustopf.
»Bella, sitz! Das ist nichts für dich. Susanna, gib Bella bitte einen Kauknochen, damit sie nicht bettelt.« Sie wandte sich an ihren Mann, der sie noch immer fragend musterte. »Wir sprachen gerade über die Möglichkeit, auch in unserem fortgeschrittenen Alter noch herumzuknutschen wie Teenager.«
»Fortgeschrittenes Alter?« Bernhard schmunzelte.
»Ja, offenbar sind wir gerade zu Zombies befördert worden, da Susanna meinte, selbst Janna wäre dazu schon zu alt.«
»Ach.« Bernhards Schmunzeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. »Wie schade für unsere Tochter. Aber vielleicht sollten wir als gutes Beispiel vorangehen.« Er beugte sich vor und gab seiner Frau einen festen Kuss auf die Lippen.
Till und Susanna kicherten.
»Apropos Janna – wo steckt sie eigentlich? Das Essen wird doch kalt.« Fragend blickte Linda die Zwillinge an.
Susanna zuckte die Achseln. »Sie wollte noch unsere Zeugnisse lesen und gleich rüberkommen.«
»Eure ausgesprochen guten Zeugnisse«, kam Jannas Stimme von der Tür. Lächelnd trat sie ein. »Puh, was für ein ungemütliches Wetter!«
»Setz dich, Schatz, wir können sofort essen«, forderte Linda sie auf. »Die Zeugnisse sind also in Ordnung?«
»O ja, auf jeden Fall. Wir können stolz auf unsere beiden Helden sein.« Janna strich Till und Susanna über die Haare und setzte sich an den Tisch. »Mal sehen, ob sich da nicht ein kleiner Ausflug in die Eisdiele als Belohnung anbieten würde.«
»Aber wir gehen doch nachher ins Schwimmbad!«, protestierte Till.
»Na und? Habt ihr danach nicht immer Hunger?« Janna zwinkerte den beiden zu. »Ich rede mal mit Sander.
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