Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
Alexa durchgeführt hatte, gelesen. Hätte er diese Informationen am Sonntag bereits gehabt, wäre Janna Berg die allerletzte Person gewesen, der er den Umschlag anvertraut hätte. Nicht, weil er ihr nicht traute. Sie hatte bewiesen, dass er das konnte. Aber eine Frau mit ihrem Hintergrund und zudem noch zwei Pflegekindern, die sie wie ihre eigenen großzog – solche Personen zog man besser nicht in seine Welt hinein. Das war eindeutig rücksichtslos und viel zu gefährlich.
9
Rheinbach
Italienisches Restaurant
Donnerstag, 21. Juli, 19:30 Uhr
»Die Pizza war superlecker«, verkündete Susanna und wischte sich – ganz erwachsen – mit der Serviette über die Lippen. »Und das Eis auch. Danke, Janna.«
»Nichts zu danken.« Janna lächelte. »Ihr habt euch die Belohnung ja redlich verdient.«
»Nun erzählt ihr mir aber noch, was ihr heute in der Schule gemacht habt, außer eure Zeugnisse in Empfang zu nehmen«, forderte Sander die Zwillinge auf. Er war ein schlanker Mann von mittlerer Größe mit kurzem blonden Haar und freundlichen grau-blauen Augen, die von einer modischen schwarz gefassten Brille umrahmt wurden. Diese Brille nahm er nun ab und hielt sie prüfend gegen das Licht. Während er weitersprach, bearbeitete er die Brillengläser mit einem Mikrofasertüchlein. »Wir haben früher an solchen Tagen Spiele gemacht oder Filme angesehen.«
»Wir haben auch einen Film geguckt«, berichtete Till bereitwillig. »Der war schon ganz alt, aber richtig witzig.«
»Ganz alt?«
»Ja«, bestätigte Susanna. »Frau Ellerwein hat gesagt, er wurde 1989 gedreht, und das ist ja schon eine Ewigkeit her.«
Janna und Sander sahen einander schmunzelnd an, sagten jedoch nichts, denn Till hatte bereits erneut das Wort an sich gerissen: »Der Film heißt Joy Stick Heroes und da geht es um den Jungen Corey und seinen kleinen Bruder Jimmy. Die wollen nach Las Vegas, weil dort so ein Videospiele-Wettbewerb sein soll. Aber Jimmy, der ist erst neun und autisch und außerdem sind die Eltern der beiden geschieden und eigentlich dürften sie da gar nicht hin.«
»Autisch?« Irritiert hob Janna den Kopf. Dann begriff sie. »Meinst du autistisch?«
»Ja«, antwortete Susanna anstelle ihres Bruders. »Till kann so schwierige Fremdwörter noch nicht.«
»Hey! Tu nicht so eingebildet!«, rief Till beleidigt, erzählte dann aber gleich weiter: »Die beiden laufen also weg und dann treffen sie Haley, die fährt mit ihnen und will auch an dem Wettbewerb teilnehmen. Und dann schaffen sie es tatsächlich, bei diesem Super Dingsbums ins Finale zu kommen. Aber die Mama von Corey und Jimmy hat so einen Detektiv angeheuert, der soll die beiden suchen. Und dann findet er sie auch, weil einer sie verrät. Aber sie gewinnen den Preis trotzdem.«
»Klingt wirklich spannend«, befand Janna.
Sander nickte. »Ich kenne den Film. Er hat damals kurz nach seinem Erscheinen viel negative Kritik einstecken müssen, weil viele ihn für reine Werbung hielten. Immerhin wurde darin zum ersten Mal außerhalb Japans das Spiel Super Mario Bros. 3 vorgestellt und die Kritiker hielten das Ganze für eine Promotion-Aktion. Allerdings erhielt der Film 1990 eine Nominierung für den Young Artist Award als beste Komödie.«
»Was du alles weißt!« Janna lächelte.
»Hey, das sind Klassiker aus unserer Jugend!«, erklärte Sander lachend.
»Na, ich weiß nicht. Ich war wohl damals auf einem anderen Dampfer«, antwortete Janna. »Allerdings hatte ich auch nie was mit Video- oder Computerspielen am Hut. Ich weiß nicht, wie man stunden- oder gar tagelang vor so einer Kiste sitzen und mit virtuellen Lasern auf kleine grüne Männchen schießen kann.«
Sander lachte ebenfalls. »Das beweist, dass du keine Ahnung hast. Über das Stadium der kleinen grünen Männchen sind die heutigen Videospiele schon weit hinaus.«
»Und was haben wir heute?«, erwiderte sie. »Kriegsspiele, die so realistisch sind, dass manch einer sie nicht mehr vom wirklichen Leben unterscheiden kann. Nein, Sander, hör mir damit bloß auf!«
»Aber es gibt auch schöne Spiele«, protestierte Till. »Solche, wo man auf Inseln Länder bauen kann und Geschichten erfinden.«
»Ja, und das Spiel mit den Mäusen, das wir auf dem Computer zu Hause haben, ist auch ganz süß«, ergänzte Susanna. »Das hast du selbst gesagt!«
»Schon gut, schon gut!« Janna gab sich geschlagen. »Ihr seid in der Überzahl. Also habt ihr recht und ich meine Ruhe.« Sie blickte auf ihre Armbanduhr.
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