Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
einmal kurz zu und begab sich dann wieder an ihren Computer.
»Blöde Gans«, dachte Janna, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und verschränkte erneut die Arme vor der Brust. Sie hoffte von Herzen, dass die beiden Männer bald wieder auftauchen würden.
***
Melanie hatte sich gerade auf ihren Stuhl gesetzt, als ihr Kollege Thomas Wörner mit einer Aktenmappe neben ihr auftauchte und sich ungefragt auf der Schreibtischkante niederließ. »Sag mal, wie macht er das eigentlich?«
Irritiert blickte sie zu ihm auf. »Wie macht wer was?«
Thomas warf die Mappe auf den Tisch und wies mit dem Kinn in Richtung der Glastür. »Na Markus! Wie stellt er es an, dass er immer die Fälle mit den schönen Frauen bekommt?«
Melanie folgte seinem Blick und beobachtete für einen Augenblick Janna, die verkrampft auf dem Besuchersessel vor dem Büro saß. »Keine Ahnung – Naturtalent, schätze ich.«
Thomas schnaubte, grinste dann aber. »Was meinst du, wie lange braucht er, um sie herumzukriegen?«
Genervt verdrehte Melanie die Augen. »Was weiß ich? Zehn Minuten?«
Lachend stieß Thomas sie an. »Nein, im Ernst, lass uns wetten!« Sein Grinsen verbreiterte sich. »Ich sage, er hat sie spätestens übermorgen so weit.«
In diesem Moment gesellte sich eine weitere Agentin zu ihnen. Alexa Baumgartz war das, was man ohne Weiteres als Vamp bezeichnen konnte. Ihre schlanke, grazile Gestalt steckte in engen Designerjeans, das paillettenbesetzte Oberteil war nicht nur sündhaft teuer gewesen, sondern gab auch gerade so tiefe Einblicke, wie sich für den Arbeitsplatz noch vertreten ließ. Ihr honigblondes schulterlanges Haar war zu einem kunstvollen Knoten hochgesteckt, sodass die silbernen, mit Strasssteinen besetzten Kreolen an ihren Ohren vorteilhaft zur Geltung kamen. Sie hatte dem Gespräch der beiden offenbar gelauscht, denn sie ließ ein rauchiges Lachen erklingen, an dem sie lange gefeilt hatte. »Aber hallo, lieber Tommy! Bist du da nicht ein bisschen zu optimistisch?«
Thomas bemühte sich standhaft, seinen Blick nicht auf ihr tiefes Dekolleté zu richten. »Warum? Wenn Markus seinen Charme versprüht, wird er ganz bestimmt …«
»… bei der da auf Granit beißen«, ergänzte Alexa mit einem feinen Lächeln. »Sie ist nämlich nicht sein Typ.«
Verständnislos blickte er sie an. »Wieso nicht sein Typ?«
Alexa lachte erneut. »Komm schon, sieh sie dir doch an!« Sie wedelte mit der rechten Hand in Richtung der Besucherecke und ließ dabei die zu den Ohrringen passenden Silberarmreifen klirren. »Das ist eine Vorstadtpflanze. Bestimmt total bieder, wahrscheinlich sogar verheiratet.«
Thomas kräuselte die Lippen. »Ich habe keinen Ring gesehen.«
Alexa winkte erneut ab. »Ich dafür was viel Besseres. Hier!« Sie trat an ihren eigenen Schreibtisch und kam nur einen Moment später mit einem Computerausdruck in der Hand zurück. »Frau Bernstein hat mich angewiesen, einen kleinen Personen-Check zu Janna Berg zu machen. Markus hat sich ja nicht viel Mühe gemacht, nachdem er ihre Adresse herausgefunden und die Sicherheitsabteilung sie als ungefährlich eingestuft hatte. Vermutlich hat er das Kurzdossier gar nicht ganz gelesen. Und wozu auch? Wer kann denn ahnen, dass sie heute plötzlich hier vor der Tür steht? Viel stand ja auch nicht darin, aber Frau Birkner hat mir eben noch die Nummer des Personalausweises gemailt. Schaut euch an, was der Computer Hübsches ausgespuckt hat!«
»Lass sehen!« Melanie nahm ihrer Kollegin das Blatt ab und studierte es. »Ach.« Sie grinste. »Tommy, schade, dass wir nicht schon gewettet haben. Da hättest du ja ordentlich was zahlen müssen.«
»Warum?« Thomas versuchte, die Daten auf dem Ausdruck zu lesen, doch Melanie hielt das Blatt außerhalb seiner Reichweite. Sie las vor: »Janna Berg, 32 Jahre alt, römisch-katholisch, ledig, Pflegemutter von Zwillingen – Till und Susanna, acht Jahre alt.«
»Pflegemutter?«
»O ja, und es kommt noch besser: Offenbar sind es die Kinder ihrer Cousine, die vor fünf Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam. Der Vater der Zwillinge ist Dr. Gerd Sundermann, ein Archäologie-Professor, der sich zurzeit irgendwo in Indien herumtreibt. Er war nicht mit der Kindsmutter verheiratet, zahlt aber Unterhalt für die Zwillinge.«
»Und lässt eine Cousine der Mutter die Kinder großziehen?« Missbilligend hob Thomas die Augenbrauen. »Was für ein Vater ist das denn?«
»Ein Rabenvater«, konstatierte Melanie achselzuckend. »Das kommt doch
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