Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
wohl öfter vor. Jedenfalls hat sich Janna Berg sofort der beiden Kinder angenommen. Ihr Vater ist Anwalt für Familienrecht, also war es wohl nicht zu schwierig, ihr das Sorgerecht zu verschaffen.«
»Aber wer kümmert sich denn freiwillig in so jungen Jahren um die Kinder einer anderen Frau, auch wenn es die Cousine ist? Wären da nicht die Eltern der Verstorbenen passender gewesen?«, warf Thomas ein.
Melanie schüttelte den Kopf. »Hier ist ein Vermerk, dass die Cousine – Daniela hieß sie übrigens – keine weiteren lebenden Verwandten hatte als Janna und deren Eltern und Geschwister.«
»Großherzig«, befand Thomas.
»Hm, vielleicht«, gab Melanie zu. »Hier steht weiter, dass Janna Berg die Zweite von drei Geschwistern ist. Ein Familienmensch also, das macht es leichter verständlich. Behütetes Zuhause, keinerlei Vorstrafen weit und breit in der Familie. Dafür ist Frau Berg Mitglied in unzähligen Vereinen: Pfadfinder – wohl wegen der Kinder, Kirchenchor, Karnevalsverein … und das Beste: stellvertretende Vorsitzende der örtlichen Landfrauen-Gruppe.«
Alexa kicherte. »Hab ich’s nicht gesagt? Sie ist so was von nicht Markus‘ Typ! Stell dir vor, er geht mit ihr ins Restaurant und hinterher schenkt sie ihm zum Dank gehäkelte Socken.«
»Gestrickte«, korrigierte Melanie grinsend.
»Was auch immer.« Alexa klimperte mit den schwarz getuschten Wimpern. »Vermutlich trägt sie zu Hause einen dieser unsäglichen Hausfrauenkittel mit blauen Blümchen auf pinkfarbenem Untergrund.«
»Nun übertreib mal nicht«, schalt Thomas, konnte sich ein Lachen jedoch nicht verkneifen. »Ich finde sie sehr hübsch.«
»Sie zieht sich an wie ein verhuschtes Mäuschen!«
Thomas schüttelte den Kopf. »Nicht jede Frau leistet sich deinen extravaganten Kleiderstil, Alexa. Mit zwei kleinen Kindern dürfte das wohl auch nicht ganz praktisch sein.«
»Praktisch, das ist das richtige Wort!«, befand Melanie. »Alles an ihr wirkt einfach und praktisch. Und langweilig.«
»Trotzdem ist sie hübsch.«
»Ja, wenn man auf Hausfrauencharme steht.« Melanie verdrehte die Augen.
»Und dumm scheint sie auch nicht zu sein, sonst hätte sie es nicht geschafft, hier hereinzukommen«, konterte Thomas.
»Also bitte, sie hat sich einfach durchgefragt und hatte dann Glück, dass Markus zufällig auftauchte. Unser Empfangsdrache Birkner hätte sie sonst bestimmt nicht vorgelassen.«
»Ein Punkt mehr, der beweist, dass Markus nicht sehr von ihr angetan sein kann«, trumpfte Alexa auf.
Als Melanie und Thomas sie überrascht ansahen, erklärte sie: »Wenn er etwas mit ihr hätte anfangen wollen, warum hat er ihr dann nicht seine Handynummer gegeben?«
»Guter Punkt«, stimmte Melanie zu und reichte Alexa den Ausdruck. »Kann ich jetzt bitte wieder meinen Schreibtisch zurückhaben? Ich habe noch zu tun, und ihr sicherlich auch.«
Thomas erhob sich von der Schreibtischkante. »Du hast recht. Trotzdem verstehe ich nicht, wie Markus es anstellt, dass die Fälle mit den schönen Frauen immer bei ihm landen.«
»Ach Tommy, mach dir nichts draus. Du hast doch uns.« Mit einem halb spöttischen, halb verführerischen Lächeln tätschelte Alexa seinen Arm, bevor sie zu ihrem Arbeitsplatz zurückging. Thomas blickte ihr nachsichtig grinsend hinterher, dann setzte er sich an seinen Tisch und rückte das Foto seiner Frau mit den beiden kleinen Söhnen so zurecht, dass er es besser sehen konnte. Die drei würde er gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen. Aber Gucken war wohl noch erlaubt, überlegte er mit einem letzten Blick durch die Glastür.
8
Bonn, Kaiserstraße
Institut für Europäische Meinungsforschung
Mittwoch, 20. Juli, 11:30 Uhr
»Nichts?«
»Leider. Gar nichts.«
Markus und Walter sahen einander ratlos an. Walter drehte den Zettel, den er inzwischen aus der Kryptologie zurückbekommen hatte, ratlos zwischen den Fingern. »Ich habe Thomas und Melanie darauf angesetzt. Wenn es in Axels oder Bernds Umfeld jemanden mit dem Namen Mario gibt, werden sie ihn finden.«
»Und?«
Walter zuckte mit den Schultern. »Wie ich schon sagte: bisher absolute Fehlanzeige. Der einzige Mario, den sie aufgetan haben, ist der Inhaber der Pizzeria Da Mario . Ich glaube nicht, dass wir bei ihm an der richtigen Adresse sind.«
Markus seufzte. »Vermutlich nicht. Verdammt, dann bedeutet Mario eben etwas anderes. Vielleicht ist es irgendein Code, auf den wir noch nicht gekommen sind. Oder ein Deckname.«
»Daran habe ich auch schon
Weitere Kostenlose Bücher