Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
»Allmählich sollten wir uns auf den Heimweg machen, ihr beiden Mäuse. Es ist bald acht Uhr. Schlafenszeit.«
»Aber wir haben jetzt Ferien!«, rief Till enttäuscht.
Janna schüttelte den Kopf. »Auch in den Ferien gelten Schlafenszeiten. Außerdem fangen die Ferien streng genommen erst morgen an.«
Sander winkte der Bedienung, um zu bezahlen, doch Janna wehrte ab. »Dieser Abend geht auf mich!«
»Aber es wäre doch …«
»Nichts da.« Sie blickte ihm fest in die Augen. »Ich habe die beiden eingeladen, um sie für ihre guten Zeugnisse zu belohnen, und dabei bleibt es.« Entschlossen zückte sie ihre Geldbörse, wohl wissend, dass sie ihren Freund damit enttäuschte. Er wollte gerne derjenige sein, der zahlte, der sich kümmerte; er war es, der gerne eine Familie aufgebaut hätte. Im Grunde hatte sie nichts gegen den Familiengedanken. Sie fragte sich manchmal selbst, warum sie seine Bemühungen immer noch in so engen Schranken hielt. Immerhin waren sie schon ein halbes Jahr zusammen.
Sie beugte sich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich denke, wir fahren jetzt. Du hast es ja nicht allzu weit bis nach Hause.«
»Ja, stimmt. Ich kann zu Fuß gehen«, stimmte Sander wenig begeistert zu.
Sie lächelte ihm zu. »Ruf mich morgen Nachmittag an, ja? Vielleicht können wir mal wieder zusammen ins Kino gehen – nur wir zwei.«
Sanders Miene hellte sich sogleich wieder auf. »Das ist eine ausgezeichnete Idee, Janna. Ich werde gleich zu Hause schauen, welche Filme morgen in den Bonner Kinos laufen.«
»Mach das.« Sie stand auf und gab den Zwillingen einen Wink. »Dann lasst uns mal aufbrechen, ihr beiden.«
***
Außenbezirk von Rheinbach
Gut Tomberg
Donnerstag, 21. Juli, 22:30 Uhr
Pitt gähnte und versuchte, in dem unbequemen Autositz eine bessere Position einzunehmen. Dieser alte Kadett war wirklich die letzte Rostlaube. Es wurde Zeit, dass Burayd in ein paar neue Fahrzeuge investierte! Um sich von seinem schmerzenden Hinterteil abzulenken, griff er ins Handschuhfach, wo er Tüten mit Erdnüssen und Chips gebunkert hatte. Ohne den Blick von dem Gebäude hinter den mannshohen Büschen zu nehmen, riss er eine der Tüten auf und warf sich ein paar Erdnusskerne in den Mund. Als im oberen Geschoss endlich Licht anging, setzte er sich auf und versuchte, etwas hinter den Fenstern zu erkennen. Tatsächlich tauchte Jannas Gestalt in seinem Blickfeld auf. Sie öffnete eines der Fenster und beugte sich hinaus, wohl um die frische Luft zu genießen. Es war zwar den ganzen Tag über nicht eben warm und noch dazu regnerisch gewesen, doch inzwischen war der Himmel aufgeklart. Für die nächsten Tage hatten die Wetterfrösche endlich wieder sommerliches Wetter angesagt.
Pitt grinste, als ihm auffiel, dass Janna ein eng anliegendes Top trug, unter dem sich ihre Formen deutlich abzeichneten. Dieser Überwachungsauftrag begann ihm nun doch allmählich zu gefallen.
Pitt war so sehr in die Betrachtung Jannas vertieft, dass er beinahe das sich seinem Wagen nähernde auf und ab hüpfende Licht übersehen hätte. Dort ging offenbar jemand mit einer Taschenlampe.
Rasch warf Pitt die Tüte mit den Erdnüssen zurück ins Handschuhfach und startete fluchend den Motor. Das fehlte noch, dass ihn irgendein Passant ertappte! Er legte den Rückwärtsgang ein und schoss mit durchdrehenden Reifen auf die Landstraße. Im Rückspiegel konnte er gerade noch undeutlich die Umrisse eines Mannes mit einem Hund an der Leine erkennen, bevor er um die nächste Kurve brauste.
***
Janna atmete tief die feucht-kühle Luft ein. Sie würde gleich wieder das Fliegengitter vor ihrem Schlafzimmerfenster schließen müssen, damit sie in der Nacht nicht von Stechmücken belästigt wurde. Aber einen Augenblick wollte sie die ruhige Nacht und die ihr so vertrauten Gerüche und Geräusche genießen, die sie schon als Kind lieben gelernt hatte. Ein paar Grillen zirpten, irgendwo schrie eine Eule. Verkehrslärm gab es hier kaum. Lediglich wenn der Wind ungünstig stand, war das Gesumm von der nahen Autobahn zu hören.
Janna liebte ihr Zuhause, hätte es für kein Geld der Welt eingetauscht. Es war ein wunderbarer Ort zum Leben, für Kinder, für eine Familie. Seufzend schob sie diesen Gedanken wieder beiseite.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als in unmittelbarer Nähe ein Motor aufheulte. Das Knirschen von Reifen auf sandigem Untergrund verriet, dass jemand auf dem Waldweg hinter den Büschen, die ihr Grundstück begrenzten, geparkt
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