Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
aber er wollte dennoch nicht auf seine Morgenlektüre verzichten. Nach der zweiten Tasse Kaffee legte er die Zeitungen beiseite und holte seine Anzugjacke aus dem Schlafzimmer, zog sie über, prüfte den Sitz seiner Krawatte und machte sich schließlich auf den Weg ins Institut.
***
Außenbezirk von Rheinbach
Gut Tomberg
Freitag, 22. Juli, 6:45 Uhr
Gähnend tappte Janna an ihr Schlafzimmerfenster und warf einen Blick nach draußen. Erfreut, dass ihr ein sonniger Morgen entgegenlächelte, wollte sie sich schon wieder abwenden, um sich rasch anzuziehen. Aus den Augenwinkeln nahm sie jedoch eine Farbe wahr, die nicht ins Bild passte. Sie sah genauer hin und sog erschrocken Luft ein, als sie den altersschwachen braunen Kadett hinter den Büschen auf dem Waldweg erkannte. Hatte der Wagen etwa die ganze Nacht dort geparkt? Unwillkürlich trat sie einen Schritt vom Fenster zurück. Oder waren das noch immer Agenten vom Institut? Nein, dieser Herr Bernstein hatte ihr gesagt, dass ihr Personenschutz aufgehoben war. Wer also trieb sich dort unten herum? Oder handelte es sich nur um frühe Spaziergänger? Jäger vielleicht? Aber die fuhren in der Regel ganz andere Autos, Jeeps meistens oder geländefähige Limousinen.
Sie versuchte zu erkennen, ob jemand hinter dem Steuer saß, doch der Wagen schien verlassen dazustehen. Hoffentlich hatte nicht einer seinen Schrottwagen dort abgeladen. So etwas war in der Vergangenheit schon vorgekommen. Vielleicht sollte sie später mal nach dem Rechten sehen, denn möglicherweise musste sie die Polizei verständigen.
Zunächst würde sie aber Frühstück für die Kinder zubereiten. In Rekordgeschwindigkeit duschte sie, schlüpfte in bequeme Jeans und eine zartgelbe Sommerbluse und machte sich an die Arbeit.
Zwei Stunden später waren die Zwillinge mit Jannas Eltern und dem Hund zu einem Ausflug in die Wälder aufgebrochen. Janna wollte in die Stadt fahren, um die nötigen Wochenendeinkäufe zu erledigen. Später musste sie noch ein paar Stunden arbeiten, bevor Sander – zuverlässig wie er war – anrufen und sie an ihren Vorschlag vom gestrigen Abend erinnern würde.
Zum Glück war der Wagen aus dem Feldweg verschwunden gewesen, als sie nach dem Frühstück danach geschaut hatte. Vielleicht hatte er ja doch nur zufällig dort geparkt.
Sie schrieb sich eine Einkaufsliste und holte dann ihre kleine, gelbe Handtasche aus dem Garderobenschrank. Wenn das Wetter schon so herrlich war und ihr erlaubte, endlich mal wieder sommerliche Kleidung zu tragen, dann sollte die Tasche auch dazu passen. Außerdem würde es ihr bestimmt nicht schaden, wenn sie ein bisschen mehr auf ihr Äußeres achtete. In den letzten Monaten hatte sie aus Bequemlichkeit auf solche Details oft verzichtet. Nachdem sie ihre Geldbörse, Papiere und den üblichen Krimskrams von der einen in die andere Tasche umgepackt hatte, schlüpfte sie in leichte weiße Sandalen. Sie schnappte sich zwei Klappboxen, in denen sie ihre Einkäufe zu verstauen gedachte, sowie ihren Schlüssel und ging beschwingt hinaus zu ihrem Auto.
10
Landstraße bei Rheinbach
Freitag, 22. Juli, 8:55 Uhr
Janna klickte sich durch die Lieder auf der CD, die sie gerne während des Autofahrens hörte, entschied sich dann jedoch für das Radio. In Gedanken ging sie die Pläne für den Tag noch einmal durch. Beim Kreisel kurz vor Rheinbach bremste sie ab und warf automatisch einen Blick in den Rückspiegel. Beinahe hätte sie noch einmal heftig auf die Bremse getreten, als sie in einiger Entfernung hinter sich den alten Kadett erblickte. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf. Anstatt die zweite Abfahrt in Richtung Stadt zu nehmen, entschied sie sich, die Umgehungsstraße zu benutzen, um zu sehen, ob der Wagen ihr folgte.
Es dauerte nur Augenblicke, bis der Kadett wieder hinter ihr auftauchte, nachdem sie den kleinen Kreisel verlassen hatte.
Fieberhaft überlegte sie, was sie jetzt tun sollte. Vielleicht war es ja Zufall, dass der Wagen in die gleiche Richtung fuhr. Die Ampel vor ihr zeigte Gelb, also trat sie aufs Gas und schaffte es gerade noch rechtzeitig über die Kreuzung. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihr, dass der Kadett angehalten hatte. Sie atmete auf und fuhr etwas beruhigter weiter, bog bei nächster Gelegenheit in Richtung Stadt ab. Obgleich es noch recht früh war, hatten offenbar sämtliche Hausfrauen und Rentner beschlossen, genau jetzt ihre Einkäufe zu erledigen. Es herrschte unangenehm viel Verkehr. Als sie schließlich auf
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