Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
haben musste und jetzt mit weit überhöhter Geschwindigkeit davonfuhr. Fast gleichzeitig vernahm sie Gebell und eine erbost fluchende Stimme, die eindeutig ihrem Vater gehörte. Besorgt schloss sie das Fenster, warf sich einen Pulli über und rannte nach unten.
Sie traf ihren Vater an der Einfahrt, als er gerade dabei war, das Tor zu schließen. Bella hatte er bereits von der Leine gelassen; die Hündin begrüßte sie mit freudigem Schwanzwedeln und Tänzeln. »Was war denn hier eben los?«, fragte Janna atemlos, während sie Bella ohne hinzusehen den Kopf tätschelte.
»Keine Ahnung.« Bernhard zuckte mit den Schultern. »Irgend so ein Idiot stand mit seinem Wagen drüben im Waldweg. Als ich näher kam, fuhr er plötzlich wie ein Wilder los. Fast so, als wäre er vor mir geflüchtet. Das ist natürlich Quatsch, aber wer weiß? Vielleicht war es ein Betrunkener, der dachte, er wird entdeckt.«
»Aber passiert ist euch nichts?«, vergewisserte Janna sich besorgt.
Bernhard winkte ab. »Nein, keine Sorge. So nah waren wir auch gar nicht. Vielleicht zehn Meter. Aber die arme Bella hat sich ganz schön erschreckt.« Er beugte sich zu der Hündin hinab und streichelte sie zärtlich. »Bist ein gutes Mädchen, nicht wahr? Eine ganz liebe. So verrückte Autofahrer können wir nicht leiden, was?«
Bella leckte seine Hand, schüttelte sich und trabte dann hinüber zum Haus, wo sie sich abwartend vor den Eingang setzte.
»Wir gehen jetzt mal wieder rein, Janna. Du hättest nicht extra rauskommen müssen. Ist ja nichts passiert.«
»Ich habe mich aber auch ziemlich erschreckt, Papa.« Janna blickte über die Schulter zum nun fest verschlossenen Hoftor. »Manche Autofahrer sind wirklich absolut unverantwortlich.«
»Meine Worte.« Bernhard nickte. »Nun geh wieder ins Haus, Schatz. Es ist schon spät.«
»Ich weiß. Aber ich bleibe noch ein Weilchen hier im Hof. Es hat ja zum Glück endlich zu regnen aufgehört, und ich glaube, es ist auch ein bisschen wärmer geworden.«
»Morgen soll es richtig schön werden«, ergänzte Bernhard. »Denk daran, den Bewegungsmelder einzuschalten, wenn du reingehst.«
»Mach ich, Papa. Gute Nacht.« Janna folgte ihrem Vater mit Blicken, bis er samt Bella im alten Gutshaus verschwunden war, dann ging sie zu der massiven Holzbank, die neben ihrem eigenen Hauseingang stand und von Kübeln voller bunter Sommerblumen umrahmt war. Hier saß sie an lauen Sommerabenden oft und genoss ein paar ruhige Minuten. Zwar war es eigentlich nicht warm genug, dennoch beschloss sie, sich wenigstens für einen Augenblick zu setzen.
In Gedanken ließ sie noch einmal den vergangenen Nachmittag und Abend Revue passieren. Sie hatte mit Sander und den Kindern einen sehr vergnüglichen Tag verbracht, das ließ sich nicht leugnen. Sogar ein Stündchen für ihr neues Buch hatte sie erübrigen können, während Sander mit den Zwillingen das Springen vom Block und das Tauchen nach Gummiringen geübt hatte. Die beiden trainierten fleißig für das Schwimmabzeichen, das sie während der Sommerferien machen wollten.
Janna lehnte sich zurück und blickte zum Himmel hinauf. Nur noch ganz vereinzelte Schleierwolken zogen dahin, dazwischen leuchteten unzählige Sterne. Mit geübtem Blick fand sie diverse Sternzeichen und lächelte, als sie eine Sternschnuppe sah. Schon wollte sie sich etwas wünschen, merkte jedoch, dass ihr gar nichts Passendes einfiel. Erst, als der Moment eigentlich schon vorbei war, fiel ihr ein, dass sie sich eine glückliche Zukunft mit Sander hätte vorstellen sollen. Sie mochte ihn, hatte ihn wirklich sehr gern. Er war gut aussehend, nett, solide. Er liebte sie und die Zwillinge und hatte noch dazu einen krisensicheren Job. Er führte in Rheinbach eine Zahnarztpraxis. Dort hatte sie ihn auch kennengelernt, als sie mit Susanna und Till zur halbjährlichen Untersuchung gegangen war. Ihr alter Zahnarzt war in den Ruhestand gegangen; Sander hatte die Praxis und damit auch die Patienten übernommen.
Nun waren sie schon seit einem guten halben Jahr zusammen, und Janna wusste, sie hielt Sander über Gebühr auf Abstand. Dass er dies überhaupt so lange mitmachte, zeigte deutlich, wie viel ihm an ihr lag. Er meinte es wirklich ernst. Sie freute sich darüber und konnte sich nicht erklären, warum sie noch immer zögerte, den nächsten Schritt zu tun.
Wenn sie ehrlich zu sich war, musste sie zugeben, dass es etwas damit zu tun hatte, dass sie zufrieden war, so wie sich die Dinge derzeit gestalteten.
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