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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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mich. »Fällt die Delle auf?«
    Plötzlich wird mir klar, was Vilma so austicken lässt. Sie ist in einem nicht endenden Tanz gefangen, in dem sie ständig zwischender devoten und fügsamen Ehefrau und der brutalen Serienmörderin hin und her wechselt. Aus irgendeinem Grund ist die Musik irgendwann zu schnell geworden und sie ist außer Kontrolle geraten.
    Ich schüttle nachdrücklich den Kopf. »Und dann immer diese Sauerei in der Shampooabteilung«, füge ich an, um einen Draht zu dieser Psychopathin zu bekommen.
    Überrascht sieht mich Vilma an. »Das ist dir auch aufgefallen? Es ist einfach falsch: ›Für zu Schuppen neigendem Haar‹. Grammatikalisch absolut unkorrekt. Es muss heißen: ›Für zu Schuppen neigendes Haar‹. Aber diese Dummtiere können ja gar nichts richtig machen!«
    Eigentlich hatte ich davon gesprochen, dass die Shampooflaschen ständig geöffnet, beschnüffelt und dann nicht wieder richtig verschlossen werden, aber irgendwie faszinierte mich das Thema jetzt doch. »Man könnte ja auch sagen: ›Für schuppiges Haar‹, oder? Ich meine … das wäre doch viel unkomplizierter.«
    »Nein, du blöde Planschkuh! Es muss ›Für zu Schuppen neigendes Haar‹ heißen!«, brüllt sie mich an. Ihr Gesicht verzerrt sich vor Wut und Spucketröpfchen fliegen durch die Luft.
    Ich kauere mich auf dem Sitz zusammen. Diese Frau ist total wahnsinnig. Sie sollte unbedingt mit einer Dinge-die-ich-echt-nicht-ausstehen-kann-Liste anfangen. Vermutlich wäre sie dann die meiste Zeit beschäftigt und das würde wiederum eine Menge Leben retten.
    Wir kriechen vorwärts und Vilma lästert weiter über Supermärkte. Sie schimpft über die Kassierer, die sie immer mordlüstern anfunkeln, wenn sie mal vergessen hat, ihre Stofftüten mitzunehmen und umweltschädliche Plastiktüten verlangt; dann lässt sie sich über die Einkaufswagen mit Übergröße aus, mit denen man keine scharfe Kurve fahren kann. Mein Blick verschwimmt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass man gleichzeitig tödlich gelangweilt und zu Tode erschrocken sein kann. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 8 Uhr 02. Ich werde noch immer nicht vermisst.
    Als sich der Stau plötzlich aus keinem erkennbaren Grund auflöst, fahre ich wieder hoch. Vilma nimmt die Ausfahrt nachAlameda. Sie weiß nicht nur, wie man auf die Insel kommt, sie fährt genau dieselbe Strecke, die ich immer nehme, mitsamt allen Abkürzungen und so.
    Bei Papas Haus lenkt sie den Wagen in die lange Einfahrt und parkt das Auto hinter dem Gebäude, sodass es von der Straße aus kaum zu sehen ist. Verdammt!
    Vilma zieht ein Paar Latexhandschuhe aus ihrer Tasche. Mit peitschendem Geräusch zieht sie die Handschuhe über, wie eine Nazi-Krankenschwester. »Denk dran … du bist zwar schneller als ich, aber dein Großvater wohl kaum. Ich bezweifle, dass der alte Knabe eine volle Ladung Strom noch aushält.«
    Ich schlucke schwer. Wie aufs Stichwort kommt Papa aus der Küche, um nachzusehen, was da los ist. Als er mich erkennt, winkt er. Vilma ignoriert ihn und geht um den Kombi herum zur Beifahrerseite. Sie zerrt mich aus dem Auto und greift dann nach unseren Taschen.
    Als Papa die Handschellen sieht, verwandelt sich die Freude auf seinem Gesicht in Angst. Es bricht mir das Herz.
    »Geht es dir gut?«, fragt er.
    Bevor ich etwas sagen kann, antwortet Vilma: »Die kleine Giftspritze ist muy bueno.« Sie schiebt mich auf die Hintertür zu.
    Papa folgt uns. »Nehmen Sie sich, was Sie wollen und dann gehen Sie.«
    Vilma schubst mich grob auf einen Küchenstuhl und fährt zu ihm herum. »Sehe ich vielleicht aus wie eine Diebin? Also wirklich!« Sie wirft unsere Taschen auf den Tisch und hebt die Waffe. Dann legt sie sich sittsam eine Hand auf die Brust. »Ich bin Mrs Dempster Scott Martin.«
    Der Name sagt ihm nichts.
    »Die Frau meines Chefs«, sage ich und forme dann stumm mit den Lippen das Wort: »Serienmörderin.«
    Papa versteht und nickt. Er mustert Vilma, als sei sie ein überfahrenes Tier und er könnte nicht mehr erkennen, was für eines.
    Sie wendet sich an Papa. »Öffnen Sie den Kühlschrank.«
    »Nein!«, schreie ich und falle auf die Knie.
    Vilma ist einen Augenblick lang perplex, als sie mich da zu ihren Füßen um Gnade winseln sieht. »Oh, du dachtest, dass ich …« Sie lacht. »Ich habe nicht gefrühstückt und mein Blutzucker ist zu niedrig.« Dann wendet sie sich wieder an Papa. »Ist noch was von gestern übrig?«
    Hastig rutsche ich aus dem Weg, damit Papa den

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