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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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Kühlschrank öffnen kann. »Was ist das da?«, fragt sie und deutet auf eine mit Zellophan abgedeckte Schüssel.
    »Fettucine … mit Brokkoli und Erbsen.«
    »Okay, das nehme ich.«
    Papa wärmt alles in der Mikrowelle auf. Nachdem er ihr den Parmesan und die Pfeffermühle geholt hat, erlaubt ihm Vilma, mir auf einen Stuhl zu helfen.
    »Das hier soll Pasta sein?«, spottet Vilma mit vollem Mund. »Das ist ein einziger dicker Klumpen! Man kann nicht mal rühren.« Sie macht es vor.
    »Das ist … Soße Alfredo. Gestern Abend konnte man alles noch prima rühren«, rechtfertigt sich Papa ein wenig verletzt. Er ist ein wirklich guter Koch.
    Papa und ich sehen schweigend zu, wie Vilma isst. Die einzigen Geräusche sind das Ticken der Uhr und das Summen des Kühlschranks, oder der Gruft, wie ich ihn jetzt nenne. Wenn ich doch nur an meine Tasche herankäme, dann könnte ich mir mein Handy schnappen und …
    Vilma schöpft sich noch einmal nach. Als sie satt ist, schiebt sie den Teller von sich. Den Brokkoli und den Großteil der Erbsen hat sie übrig gelassen.
    »Waschen Sie das hier ab.« Sie betupft sich den Mund mit einem Papiertaschentuch und steckt es dann in ihre Tasche.
    »Noch einen Kaffee?«, fragt Papa. Wir wechseln einen Blick und er zuckt entschuldigend mit den Schultern, als wollte er sagen: »Macht der Gewohnheit.«
    Papa füllt das Spülbecken mit Seifenwasser und genau in diesem Augenblick klingelt ein Handy. Es ist weder meines noch Papas. Sein Handy spielt
What’d I say
von Ray Charles, das habe ich so eingestellt.
    Dieses schrille Gepiepe dagegen ist ein typischer Handyklingelton. Vilma dreht uns den Rücken zu, um in ihrer Tasche nach dem Telefon zu suchen. Sie ist sich absolut sicher, dass ich kein Risiko eingehen und Papa in Gefahr bringen werde. Das Miststück hat recht.
    »Hallo Schatz. Ich hole gerade deine Sachen aus der Reinigung ab.«
    Pause.
    »Wie lief es mit der Entlassung?«
    Pause.
    »Vielleicht ist sie ja einfach nur spät dran.«
    Wir sehen gemeinschaftlich auf die Ofenuhr: 9 Uhr 18.
    »Okay, ruf mich später wieder an.« Vilma klappt das Handy zu und wendet sich an mich. »Im Büro wird gemunkelt, du seiest eine Schnüfflerin, und feige dazu … ach, und eine echte Niete.«
    Das ärgert mich mehr, als es das in Anbetracht der Situation wohl sollte. Plötzlich höre ich gedämpfte Musik. Es sind die ersten Töne von
Mystery Achievement
von
The Pretenders
. Sam ruft mich an.
    Vilma verzieht das Gesicht. »Was ist das?« Ich erstarre. Sie horcht, bis sie meine Tragetasche als Geräuschquelle identifiziert hat.
    Sie öffnet die Tasche und wühlt darin herum. Da schaltet sich die Mailbox ein. Ich bin nicht rangegangen und das wird Sam definitiv beunruhigen. Genau jetzt ruft sie wahrscheinlich Nickels an. Er wird das Signal meines Handys zurückverfolgen lassen, und sobald das FBI meinen Aufenthaltsort kennt, werden sie die Polizei in Alameda verständigen. Und weil die hier ja sowieso nichts anderes zu tun haben, als Strafzettel auszustellen, wird in null Komma nichts ein ganzer Trupp Polizeiautos vor der Tür stehen.
    Vilma geht zum Spülbecken hinüber und wirft das Handy hinein. Ich knirsche mit den Zähnen. Als meine letzte Hoffnung im Seifenschaum verschwindet, rast heißer Zorn durch meinen Körper.
    »Lauf, Papa!«, brülle ich und stürze mich auf Vilma. Ich werde ihr die Hände um die fette Kehle schließen und zudrücken. Vielleicht kann Papa entkommen.
    Leider ist sie bereit. Ich sehe die Elektroschockpistole aufblitzen und schon bohren sich die Elektroden in meinen Schenkel. Die Welt wird weiß.

    Ich muss wohl mit dem Kopf aufgeschlagen sein, denn als ich wieder zu mir komme, pocht mein Schädel und auf meiner Stirn bildet sich eine dicke Beule. Langsam stellt mein Blick wieder scharf und ich sehe Papa, der den Kühlschrank ausräumt. Vilma beaufsichtigt alles und stopft eine Empanada in sich hinein.
    Papa sieht zu seiner Peinigerin auf. »Lassen Sie Tomi gehen, sie wird es niemandem erzählen.«
    Sie bemerkt, dass ich wieder bei Bewusstsein bin. »Du räumst den anderen Kühlschrank aus«, befiehlt sie mir.
    Noch immer benommen wundere ich mich, woher sie denn von dem Kühlschrank in der Garage wissen kann. Als wir noch jung waren und keinen Gedanken an Energieverschwendung verloren haben, war das Ding eine tolle Sache. Während der heißen Sommermonate hat ihn Papa stets mit Limonade und Säften gefüllt. Als meine Brüder älter waren, haben sie dann Bier und

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