Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
Vom Netzwerk:
außerdem Scott ein Alibi verschaffen, aber warum sie meine Post gestohlen hat, verstehe ich nicht. »Warum haben Sie meine Briefe mitgehen lassen?«
    Sie grinst mich an. »Für den Fall, dass ein Brief von der Lesbe dabei gewesen wäre.«
    Ich denke an Whim und möchte weinen. »Und warum haben Sie das Schloss gestohlen?«
    »Weil … dir sollte klar werden, dass du es hier mit einem Profi zu tun hast.«
    Sie kramt in ihrer Handtasche und reicht mir ein Paar Handschellen. »Hier. Leg die an.«
    Widerstrebend tue ich, was sie verlangt. Falls sie mir jetzt noch einmal einen Elektroschock verpasst, werden meine Hände geröstet. Ich stelle mir zwei Stümpfe vor, die aussehen wie verbrannte Hähnchenflügel.
    »Tja … heute kommt die Putzfrau, mein Haus scheidet also auch aus«, murmelt Vilma, mehr zu sich selbst. Sie trommelt mit den Fingern auf das Lenkrad. Trotz allem fällt mir auf, dass sie ihre Hände in der korrekten Zehn-vor-zwei-Position hält. »Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig«, sagt sie und lässt den Motor an.
    Kurz darauf fahren wir auf die Bay Bridge und kommen am Polizeipräsidium und dem benachbarten Gefängnis vorbei. Wie gerne würde ich jetzt mit jedem Einzelnen der Insassen tauschen. Da macht Vilma wieder den Mund auf: »Wie wär’s mit einem Besuch bei Papa?«

KAPITEL 46
    Immer noch Donnerstag
    Bei der Erwähnung von Papas Namen entwirren sich meine Gedanken. Es ist genau dieselbe Wirkung, die eine gute Spülung auf die Haare hat, wenn man sie zum ersten Mal benutzt. »Hey …«, werfe ich übertrieben enthusiastisch ein. »Warum fahren wir nicht einfach zu Nickels und holen meine Wohnungsschlüssel. Mein Kühlschrank ist doch schon leer.«
    Vilma achtet nicht auf mich und schließt ihren Elektroschocker zum Aufladen an den Zigarettenanzünder an.
    »Ein … interessantes kleines Ding. Wie lange muss es denn laden?«, frage ich und bin entschlossen, kühlen Kopf zu bewahren, während ich versuche, etwas über dieses Folterinstrument herauszufinden.
    »So lange.« Mit diesen Worten gräbt Vilma die Elektroden in meinen Arm und drückt den Auslöser. Ein grellweißer Blitz flammt vor meinen Augen auf. Als der Schmerz nachlässt, fühle ich ein Stechen im Mund, der sich mit Blut füllt. Ich muss mir auf die Zunge gebissen haben.
    Meine Augen öffnen sich unter flatternden Lidern und ich sehe, wie Vilma etwas in die Waffe schiebt, das wie eine frische Stickstoffpatrone aussieht. Dann schaue ich auf meine Hände. Sie zittern unkontrollierbar, sehen ansonsten aber ganz normal aus.
    Mittlerweile stehen wir im Stau, obwohl wir entgegengesetzt zum Berufsverkehr fahren. Das passiert, wenn ein Auto auf der Fahrbahn liegen bleibt oder wenn ein Tourist, der die Aussicht genießen will, rechts ranfährt. Wir befinden uns auf der unteren Ebene, eingeklemmt zwischen einem Lastwagen und einem SUV. San Francisco, der Pazifik und Marin County liegen links von uns, rechts erheben sich die zerklüftete East Bay und die Halbinsel.
    »Na, das ist ja mal wieder super! Super Leute, super Wetter, super Verkehr!«, flucht Vilma und klingt, als würde sie gleich platzen vor Wut.
    »Sie mögen Kalifornien nicht besonders, was?«
    Sie macht ein Geräusch, das halb Schnauben, halb Lachen ist. »Was kann man denn daran nicht mögen? Ist doch der perfekte Ort, wenn man auf Botoxvisagen steht.«
    Auf der rechten Spur fährt eine Frau in einem nagelneuen Lexus. Entweder telefoniert sie gerade oder sie hat sich selbst einen richtig guten Witz erzählt. Sie ist eine strahlende Blondine mit feinem Profil: niedliche Nase, straffes Kinn und ein blendend weißes Lächeln. Ohne zu blinken, schert sie vor uns ein.
    »Siehst du … so kann man sich hier benehmen … wenn man perfekt ist! Und diesen perfekten Menschen kann man hier auch gar nicht entkommen. O nein!« Zur Bekräftigung ihrer Worte schlägt sie auf das Steuerrad. »Wenn man in Tiburon in den Supermarkt geht, stellen all die perfekten Hausfrauen ihre Einkaufswagen einfach mitten auf dem Gang ab, sodass ich nicht mehr daran vorbeikomme. Und wenn ich dann aus Versehen mit meinem Einkaufswagen an ihren stoße, schauen sie mich an, als hätte ich ihnen gerade in ihren Tee gespuckt.« Vilma atmet schnaubend aus. »Und dann lassen sie ihre leeren Einkaufswagen einfach auf dem Parkplatz stehen. Neulich habe ich so eine dürre Zimtzicke sogar dabei beobachtet, wie sie meinen Kombi als Bremsblock für ihren Einkaufswagen benutzt hat!« Besorgt wendet sie sich an

Weitere Kostenlose Bücher