Spitfire: Kühler Tod
seinen Nachnamen mit seiner Dienstnummer. Wieder nichts. Dann gebe ich seine Initialen und die Dienstnummer ein.
Das geht ein paar Stunden so weiter. Irgendwann mache ich eine Pause und esse ein überbackenes Käsesandwich mit einer Tasse heißer Tomatensuppe. Dann trinke ich gleich noch eine Tasse.
Am späten Nachmittag gebe ich es auf und schalte den Fernseher ein.
Der Hundeflüsterer
mit Cesar Millan hat gerade angefangen. In dieser Folge geht es um einen Hund, der ständig die Beine der Familienmitglieder des Haushaltes besteigt. Ich lache.
Ich hatte nie einen Hund, aber Nickels schon. Eine riesige, treudoofe Promenadenmischung namens Magena, was in einer Indianersprache Mond bedeutet. Als Kinder haben wir uns immer in Nickels roten Handwagen gesetzt und Magena mit einer Leine vorgespannt. Unermüdlich zog er uns die Straße hinauf undwieder hinunter, während wir immer wieder »Hüh!« schrien, was Magena aber völlig egal war. Wie habe ich diesen Hund geliebt!
Ich fahre hoch. »Magena!«, sage ich zu Cesar und dem Köter, der gerade Papas Schienenbein rammelt.
Sofort schnappe ich mir den Laptop und tippe M-A-G-E-N-A ein. Nichts. Dann tippe ich M-A-G-E-N-A und Nickels Dienstnummer. Treffer! Ich bin drin!
Es ist fast schon dunkel und ich höre die Uhr ticken. Ich schreibe Nickels eine SMS, um seine VAZ herauszufinden – seine voraussichtliche Ankunftszeit.
»N8S«, schreibt er zurück, also erst nachts.
Zufrieden klicke ich auf das NCAVC-Icon, das für
National Center for the Analysis of Violent Crime
steht, eine der Unterabteilungen der zentralen Krisen-Interventions-Abteilung des FBI.
Ich gebe Nickels vollen Namen als Benutzernamen und MAGENA als Passwort ein und drücke auf Enter. Auf dem Bildschirm erscheint »Zugangsdaten bestätigt« und kurz darauf werde ich – na ja, eigentlich Nick Turino – auf der Starseite willkommen geheißen.
Die Daten des Opfers werden verlangt. Ich tippe Justins Namen, Geburtsdatum und Adresse ein. Ein Ordnersymbol erscheint und ich klicke darauf.
Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet, aber als ich mich plötzlich mit Fotos von Justins Leiche am Tatort, gefolgt von seinem Autopsieaufnahmen, konfrontiert sehe, erschrecke ich so sehr, dass ich ins Bad rennen und mich übergeben muss.
Dann laufe ich eine ganze Weile einfach hin und her, bevor ich es fertigbringe, mich wieder an den Laptop zu setzen. Immer noch zitternd konzentriere ich mich auf meine Aufgabe, mache mich mit dem Programm vertraut und finde schließlich Nickels Notizen:
»Sobald ich wieder in Virginia angekommen bin, habe ich mich mit dem
Violent Criminal Apprehension Program
in Verbindung gesetzt, das dem NCIC untergeordnet ist. Ich habe alle Fälle abgefragt, die folgende Kriterien erfüllen:
Der Angriff fand bei dem Opfer zu Hause statt.
Das Opfer wurde mit einer Elektroschockpistole misshandelt und ist anschließend erstickt.
Das Opfer war ca. zwanzig bis dreißig Jahre alt.
Das NCIC hat acht Morde gefunden, die alle Kriterien erfüllen.
Die ersten Opfer wurden erst geschockt, dann mit einer Plastiktüte über dem Kopf erstickt. Vier weitere Opfer wurden in riesigen Fiberglas-Kühltruhen aufgefunden. Danach ging der Täter dazu über, die Leichen in Kühlschränken zu deponieren. Vermutlich geschieht dies, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen und das Auffinden der Opfer hinauszuzögern.
Einer der Widerhaken der Elektroschockpistole hat einen leichten Defekt, daher konnten alle Opfer eindeutig miteinander in Verbindung gebracht werden.
Basierend auf diesen Informationen hat das FBI eine separate Computerdatenbank eingerichtet, um diese Verbrechen aufzuklären. Die Datenbank umfasst mittlerweile achtzehn weibliche Mordopfer an beiden Küsten der USA und ein männliches Opfer in San Francisco.«
Als ich Whims Ordner aufrufe, überspringe ich die Fotos und lese nur den Bericht. Während ich die klinische Beschreibung der letzten Minuten ihres Lebens lese, muss ich weinen. Ich komme zum Ende der Akte und allmählich dämmert mir die schreckliche Wahrheit. Sowohl NCIC als auch das FBI und die Polizei von San Francisco haben Hunderte von Spuren verfolgt, die jedoch allesamt im Nichts endeten.
KAPITEL 42
Montag, 5. September
Ich erscheine früh bei der Arbeit, um ein bisschen in Scotts Computer herumzuschnüffeln, doch zu meiner Überraschung und Enttäuschung ist er schon da. Er starrt auf den Bildschirm, doch dann richtet sich seine Aufmerksamkeit wie ein Scheinwerfer schlagartig auf
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