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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sah uns an, als wären wir verrückt. Winger hatte anscheinend meinen Besuch im Aderlaß-Spital erwähnt. Gottlob Karbunkel bemerkte er nicht. »Ich weiß nicht, welche Geschichte Winger dir erzählt hat. Sie hat immer eine andere auf Lager. Ich kann mich nicht erinnern, wann sie mal die Wahrheit gesagt hätte, wenn damit nichts zu gewinnen war.«
    Unser Mann antwortete, aber sein Talent, seine Gedanken zu verbergen, war genauso schlecht ausgeprägt wie seine Gabe, jemanden unbemerkt zu verfolgen.
    Er war unfähig, aber loyal. Er hielt den Mund. »Ich will sie hauptsächlich aufspüren, weil ich ihr Freund bin.« Gestern abend war das noch anders gewesen. Ein paar Stunden hatten meine Perspektive geändert. »Ich glaube nicht, daß sie mir noch etwas erzählen kann, was ich nicht schon wüßte. Im Gegenteil weiß ich vermutlich ein paar Dinge, von denen sie keine Ahnung hat. Dinge, die sie umbringen können. Vielleicht sofort, nachdem du kaltgemacht worden bist.«
    Ich brachte ihn nicht nur dazu nachzudenken, sondern er hörte mir auch aufmerksam zu.
    Anscheinend hatte er nicht vor, aus Liebe zu sterben. Es gibt eben keine romantischen Männer mehr. Irgendwas lief da zwischen ihm und Winger, und er wußte sehr genau, was das wert war.
    Trotzdem sagte er kein Wort.
    »Sie wird diese Bücher nicht bekommen. Niemals. Aller Mut und alles Glück, das du aufbringen kannst, wird das nicht schaffen.«
    Der Mann war stumm wie ein Fisch. Morpheus auch, obwohl er aussah, als hätte er gern mehr gehört. Seinetwegen sprach ich weiter. »Wenn du hinter diese Nebelwand blickst, wirst du sehen, daß Winger und Hackebeil hinter einer Erstausgabe von Niemals Werden Raben Gierig her sind. Winger unterliegt der Wahnvorstellung, daß sie sie dem Regenmacher abluchsen könnte.« Und sie glaubte verrückterweise auch, sie wäre in der Lage, die Hinweise darin zu entschlüsseln, wenn sie die Bücher erst hatte.
    Der Frau mangelt es jedenfalls nicht an Selbstbewußtsein.
    »Das Problem ist nur, daß sie im falschen Heustapel wühlt. Der Regenmacher hat die Erstausgaben nicht. Er hätte sie sich alle schnappen können, aber er hat nicht aufgepaßt, so daß sogar das eine, welches sich in seinem Besitz befand, verschwunden ist.«
    Morpheus grinste mich dämonisch an. »Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, als müßtest du das alles mal in Ruhe erklären. Und wieso glaube ich, daß dies in aller Ruhe in der Freudenhöhle passieren sollte?«
    »Sag Winger«, fuhr ich unseren Gefangenen wütend an, »daß sie nur ihre Zeit verschwendet. Hackebeil verfügt nur über zwei Bücher. Los, verschwinde.«
    Verwirrt verzog er sich. Wahrscheinlich dachte er, er hätte soeben eine weitere Facette seines Glücks erlebt.
    »Was sollte das?« wollte Morpheus wissen. »Ich habe eine Riesenoperation angeleiert, und du stopfst diesen Kerl mit irgendwelchem rätselhaften Zeug voll und läßt ihn dann laufen?«
    »Willst du jemanden zum Narren halten? Du weißt, daß diese Schweinerei etwas mit Falks Schatz zu tun haben muß.«
    »Vielleicht. Irgendwie schon. Ich hatte kurzes Interesse, als ich dachte, du wärst da in der Weststadt über irgendwas gestolpert.«
    »Was du mir erzählt hast, war der Schlüssel zu der ganzen Sache.« Ich übertrieb ein bißchen. Das war keine Lüge. Nicht direkt. Nicht ganz.
    Die Wahrheit war: Ich klopfte mal wieder auf den Busch und spielte mit den bisher bekannten Informationen. Jetzt war ich zwar dahintergekommen, aber wie Morpheus schon richtig sagte: Zuvor hatte ich falsch gelegen. »Richte Winger aus, was ich gesagt habe!« schrie ich dem Kerl hinterher und drehte mich dann zu Morpheus um. »Sie wird mich ignorieren und etwas Dummes tun, aber so habe ich wenigstens ein reines Gewissen.«

 
64. Kapitel
     
    Ich erwartete mehr Ärger, weil ich Wingers Freund laufengelassen hatte. Aber nach der einen schnippischen Bemerkung lehnte Morpheus sich zurück und dachte offenbar nicht mehr an ihn.
    Ich begann nachzubohren.
    »Vergiß es, Garrett. Ich hatte mal eine Ahnung, aber ich habe meine Meinung geändert.«
    Ich belohnte ihn mit dem Urvater aller Brauen-Blick-Tricks.
    »Gestern abend war Julie nicht da, um mich abzulenken. Ich habe über die Falk-Saga nachgedacht. Weißt du, was mir eingefallen ist? Nirgendwo steht, daß der Blödmann wirklich reich war ... jedenfalls nach unseren Maßstäben.«
    Ich genehmigte mir eine selbstzufriedene Grimasse. Mein guter Kumpel bestätigte mir, daß ich die ganzen kleinen Hinweise richtig

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