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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Odyssee über den riesigen, gepflegten Rasen und schlängelte mich zwischen zu Skulpturen geschnittenen Bäumen und Sträuchern hindurch. In einem Labyrinth aus Hecken hätte ich mich beinah verirrt. Ich ging fasziniert durch einen riesigen Blumengarten und kam zu dem Schluß, daß die Hälfte der Bewohner des Slums – allesamt Menschen – ihr Auskommen damit gefunden hätten, dieses Grundstück zu bewirtschaften.
    Der Ingwer-Besitz war groß genug, einen revolutionären Zorn in einem Stein zu wecken. Irgend etwas daran strahlte Verachtung für jede Rasse aus.
    Ich ging nicht einfach zur Tür und setzte mich der Gnade eines weiteren Fürchtenicht aus. Nachdem ich das Herrenhaus erspäht hatte, besann ich mich auf meine alten Kundschafterfähigkeiten. Ich duckte mich, sprang, schlich und trippelte auf Zehenspitzen zur Rückseite des Hauses. Dort gab es viele Leute, von denen mich eine Menge sahen, aber sie waren geduckte Typen, die verschlissene Venageta-Uniformen trugen. Und sie waren mit so sinnvollen Aufgaben beschäftigt wie zum Beispiel, den Rasen mit einer Nagelschere zu trimmen. Sie taten, als wären sie blind. Ich erwiderte diesen Gefallen und tat, als sähe ich nicht, wie sie gedemütigt wurden.
    Ich hätte nie gedacht, daß Kriegsgefangene zu so etwas erniedrigt werden konnten. Damit will ich nicht sagen, daß ich Mitgefühl für die Venageti hatte. Wenn man von Leuten durch die Sümpfe gejagt wird, wenn sie versuchen, einen zu töten, einen dazu zwingen, Schlangen und Käfer zu essen, um am Leben zu bleiben, dann hat man wenig Sympathie für diese Leute übrig, wenn man sie später trifft. Aber an dieser Situation stimmte etwas grundsätzlich nicht. Der Kern war, daß Ingwer meiner Meinung nach nicht zwischen besiegten Feinden und den »niederen Klassen« der Karentiner unterscheiden würde.
    Elias mußte einen gemütlichen Schreibtischplatz weit ab vom Kampfgetümmel erwischt haben, als er seinem Königreich diente. Die meisten Angehörigen der herrschenden Klasse kommen auf die Schlachtfelder und stellen fest, daß sie bluten, wenn sie in Stücke gehackt werden. »Scharfer Stahl kennt keinen Dünkel«, sagte mein alter Sergeant immer und grinste dabei über beide Backen.
    Ich fand eine Hintertür, die unverschlossen und unbewacht war. Warum sollte man sich die Mühe machen? Wer würde schon in ein Kuckucksnest einbrechen? Wer würde es wagen, Elias Ingwer zu verärgern?
    Der Name sagte mir da noch nichts.
    Ich habe nichts gegen stinkreiche Leute. Ich selbst würde auch irgendwann einmal gern da landen, meinen kleinen Hundert-Zimmer-Schuppen auf einem fünfhundert Hektar Grundstück stehen haben, ausgestattet mit heißen und kalten Rothaarigen und vielleicht einer Direktleitung zur Weider-Brauerei. Aber ich erwarte, daß alle das erreichen, wie ich es würde: Indem sie sich den Arsch aufreißen und nicht einfach nur einen Vorfahr unter die Erde legen und dann ihre Nasen in den Himmel recken.
    Ich weiß, es ist eine ziemlich einfache Weltsicht. Ich bin auch ein einfacher Kerl. Ich arbeite so schwer wie nötig, kümmere mich um meine Freunde, und tu' hier und da mal was Gutes. Und ich versuche, niemandem überflüssigerweise auf die Zehen zu treten.
    Das Haus war ein Heim des Schmerzes. Man konnte sich dieses Gefühls nicht erwehren, sobald man eintrat.
    Leid und Schmerz waren sein Gerippe. Das Haus paßte zu seinen Bewohnern wie die zu ihm.
    Man findet manchmal solche Häuser, alte Anwesen, die von ihren eigenen Seelen bewohnt werden, gut oder schlecht, glücklich oder traurig.
    In diesem Haus herrschte unangenehmes Schweigen.
    Es hätte seinen eigenen Herzschlag haben müssen, wie etwas Lebendiges, hätte Kommen und Gehen widerhallen lassen müssen, quietschen und knarren sollen, und in der Ferne hätten Türen zufallen müssen. Aber es gab keine Geräusche. Das Haus wirkte so verlassen wie ein abgelegter Schuh – oder wie Maggie Jenns Hütte in der Oberstadt.
    Es war unheimlich!
    Ich fing an, eine Falle zu vermuten. Diese Kerle am Tor schienen immerhin auf mich gewartet zu haben. Eine Minute spielten sie auf Zeit, während einer zum Haus rannte, um sich die Erlaubnis zu holen, und dann stürzten sie sich alle auf mich.
    Hatte ich an ihnen vorbeikommen sollen? Sollte ich hier hereinmarschieren? Was erwartete mich ...?
    Ich grinste.
    Eierkopf sagt, ich denke zuviel. Eierkopf hat recht. Wenn man sich verpflichtet hat, dann vergißt man besser das »Was wäre wenn« und die Seelenbeschau, erledigt seinen

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