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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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eben die Haltbarkeit meiner Tür getestet hatte. »Ist er zahm?«
    »Eisenfaust? Er ist ein ganz Süßer. Und so menschlich wie Sie.« Der Tonfall der Rothaarigen legte nahe, daß sie annahm, ihr Kumpel Eisenfaust sei möglicherweise unbeabsichtigt beleidigt worden.
    »Kann ich Ihnen zu Diensten sein?« Junge, ganz gleich zu welchen Diensten. Eisenfaust war schon vergessen.
    Zu Rothaarigen bin ich besonders nett, jedenfalls so lange, bis sie nicht mehr nett zu mir sind. Rot war immer schon meine Lieblingsfarbe, dicht gefolgt von Blond und Brünett.
    Die Frau drehte sich zu mir um. »Mr. Garrett?« Ihre Stimme war dunkel, heiser und sexy.
    »Stimmt.« Was für eine Überraschung. Sie war viel älter, als ich sie geschätzt hatte. Aber die Zeit hatte ihr nichts anhaben können. Sie war der umwerfende Beweis, daß der Alterungsprozeß edle Weine erzeugt. Bei vorsichtiger, zweiter Schätzung stufte ich sie auf über fünfunddreißig, aber unter vierzig ein. Ich selbst bin ein zartfühlender, unschuldiger Dreißiger und giere normalerweise den reiferen Jahrgängen nicht so deutlich hinterher.
    »Sie starren mich an, Mr. Garrett. Ist das nicht etwas unhöflich?«
    »Hä? Oh. Ja. 'tschuldigung.«
    Der Gottverdammte Papagei fing an, im Schlaf zu reden. Irgendwas über Nekrophilie. Das brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Was kann ich für Sie tun, gnä' Frau?« Außer dem Naheliegendsten, falls Sie nach Freiwilligen suchen. Jawoll!
    Ich war verwirrt. Ja, Weibchen dieser Gattung sind meine Spezialität, mein blinder Fleck, aber der reife Typ spricht mich gewöhnlich nicht an. Aber dieser hier brachte mich vollkommen hoch. Und sie wußte es.
    Geschäftstüchtig, Garrett, sehr geschäftstüchtig.
    »Gnädige Frau, Mr. Garrett? Ist mein Reifeprozeß schon so weit fortgeschritten?«
    Ich stammelte, überschlug mich und stolperte über meine Zunge, bis sie blau angelaufen war. Endlich hatte sie Mitleid und lächelte. »Können wir vielleicht aus dem Wetter gehen?«
    »Gern.« Ich trat zur Seite und hielt die Tür auf. Was stimmte mit dem Wetter nicht? Es hätte nicht schöner sein können. Nicht ein einziges Wölkchen trübte den Himmel, der so blau war, wie man selbst nie sein konnte.
    Sie ging an mir vorbei. Dabei drückte sie sich nicht absichtlich gegen mich. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Ich schloß die Augen. Ich biß die Zähne zusammen. Ich plapperte. »Mein Büro liegt hinter der zweiten Tür rechts. Ich kann Ihnen leider nur Bier oder Brandy anbieten. Mein Haushälter ist aushäusig.« Die Frau mußte eine Hexe sein. Oder ich war außer Übung. Scheiße.
    »Brandy wäre wunderbar, Mr. Garrett.«
    Natürlich. Erste Klasse. »Komm sofort. Fühlen Sie sich wie zu Hause.« Ich fegte in die Küche und durchwühlte alle Schränke, bis ich Brandy fand. Ein ziemlich trauriger Rest. Dean versteckt das Zeug überall, damit ich nicht weiß, wieviel er gekauft hat. Ich schenkte aus der Flasche zwei Gläser ein und hoffte, daß es guter Stoff war. Was wußte ich von Brandy? Mein Lieblingsnahrungsmittel ist Bier. Ich sauste ins Büro. Die scharfe Rothaarige hatte auf dem Kundensessel Quartier bezogen und musterte Eleanor. Unwillkürlich runzelte sie dabei die Stirn. »Bitte sehr.«
    »Danke. Ein sehr interessantes Bild. Es zeigt eine Menge, wenn man lange genug hinsieht.«
    Ich warf meiner Süßen einen Blick zu, während ich mich setzte. Sie war eine wunderschöne Blondine, die entsetzt vor etwas floh, das im Hintergrund des Gemäldes nur angedeutet war. Betrachtete man das Bild jedoch richtig, erzählte es einem die ganze, finstere Geschichte. Es lag Magie darin, obwohl vieles davon verschwunden war, seit ich den Mann erwischt hatte, der Eleanor umbrachte.
    Ich erzählte die Geschichte. Meine Besucherin konnte gut zuhören. Ich schaffte es gerade noch zu verhindern, daß ich völlig in meinen Hormonen untertauchte. »Sie sollten sich vielleicht vorstellen, bevor wir weiterreden. Ich mochte es noch nie, eine Frau, ›Hey, Süße‹ zu rufen.«
    Ihr Lächeln weichte meinen Zahnschmelz auf. »Mein Name ist Maggie Jenn. Margat Jenn, genau gesagt. Aber man ruft mich immer nur Maggie.«
    Aha, das Monster aus der Prophezeiung. Wingers alte Schachtel. Sie mußte wohl ihren Gehstock irgendwo liegengelassen haben. »Maggie klingt gar nicht nach einer Rothaarigen«, platzte ich heraus.
    Ihr Lächeln wurde noch strahlender. Unglaublich! »So naiv sind Sie doch sicher nicht, Mr. Garrett.«
    »Garrett reicht. Mr.

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