Spitze sein, wenn's drauf ankommt
Verstand („Das eigene Leben kannst und solltest du über das Setzen der richtigen Ziele gestalten.“)
auf deine Erfahrungen („Fehler zu machen, ist keine Schande, sondern eine absolut notwendige und nützliche Erfahrung.“)
auf deinen Mut („In vielen Fällen ist dein größter Hemmschuh die Angst.“)
auf dein „Ich“ („Tue, was du für richtig hältst, wenn es auf Basis einer ehrlichen, ungeschminkten Analyse deiner selbst und deiner Situation geschieht.“)
Interview Urs Meier – Entscheidung
Rechte: Urs Meier
Ob als erfolgreicher Geschäftsmann, im Stadion vor über 60.000 Zuschauern, vor Millionen selbsternannter Experten an den Bildschirmen, als Berater der FIFA, der UEFA oder als Kommentator des ZDF – Urs Meier weiß, was es heißt, tagtäglich mit enormem Druck umzugehen. Zu den Besten der Welt gehörend bewies er in fast 900 Profispielen als Unparteiischer, wie man komplexe Situationen analysiert und in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung fällt. Gemeinsam mit Johannes B. Kerner und Jürgen Klopp moderierte er die WM 2006 und die EM 2008 im ZDF und erhielt 2006 dafür den Deutschen Fernsehpreis. Heute ist Urs Meier gefragter Vortragsredner u.a. zum Thema Entscheidungsfindung. 40
Matthias: Was war deine Motivation, Schiedsrichter zu werden?
Urs: Die Hauptmotivation, vielmehr mein Traum war, einmal im Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand auflaufen zu dürfen. Bei meinem ersten Schiedsrichterlehrgang 1977 hatte ich einen Fragebogen erhalten, in dem es hieß: „Was ist dein Ziel?“ Da habe ich hingeschrieben: „An der Weltmeisterschaft 1998 als Schiedsrichter tätig sein.“ Ich habe beides erreicht.
Matthias: Wie gehst du persönlich mit Fehlern um?
Urs: Ich habe in meiner Karriere viele Fehler gemacht, auch spielentscheidende. Wenn du eine Situation entschieden hast und die Entscheidung war im Nachhinein falsch, dann ist es wichtig, dass du anschließend ehrlich zugibst, dass du falsch gelegen hast.
Es gab einen Moment am Anfang meiner Karriere, wo ich schwach wurde. In der Schweiz pfiff ich ein Pokalspiel und gab auf Druck der Zuschauer fälschlicherweise einen Elfmeter. Das hat mich lange belastet. Das war ein entscheidender Moment in meiner Karriere, in dem ich mir gesagt habe: „Das will ich nie mehr erleben.“ Doch hat mir dieses Erlebnis den richtigen Weg für meine Karriere gewiesen.
Ich habe in meiner weiteren Karriere immer die Ehrlichkeit gehabt. Deshalb konnte ich mit Fehlern gut umgehen und sie schnell abhaken. Ich habe mich gefragt: „Warum hast du diesen Fehler gemacht? Was hättest du besser machen können? Hättest du besser stehen können? War deine Optik nicht gutoder deine Kondition? Was war dafür verantwortlich?“ Mir war immer wichtig, dass ich einen Fehler so kein zweites Mal mache.
Matthias: Wie hast du gelernt, konsequent Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen – innerhalb von Sekundenbruchteilen?
Urs: Als Schiedsrichter habe ich es vor allem auf dem Platz gelernt, konsequent Entscheidungen zu treffen. Entscheiden kannst du lernen – indem du es einfach tust. Learning by doing ist ganz wichtig. Je mehr ich es gemacht habe, desto einfacher wurde es. Das Zusammenspiel von Wissen, Erfahrung, Gefühl und Mut sind wichtig. Und vor allem nicht immer über alles nachzudenken. Man muss nicht immer zuerst den Kopf einschalten, um eine Entscheidung zu treffen. Ein spanischer UEFA-Beobachter sagte zu mir: „Dein Vorteil, warum du so gut pfeifst, ist, dass du nicht überlegst.“ Das stimmt tatsächlich. Ich habe nie überlegt, was meine Entscheidung mit sich bringt nach dem Motto: „Ist der Spieler für das nächste Spiel gesperrt, wenn ich ihn verwarne?“ Ich habe entschieden, dass es ein grobes Foul war und dass er somit eine gelbe Karte verdient. Wenn du dir sagst: „Soll ich wirklich?“, ist es bereits zu spät. Du musst in dem Moment sofort entscheiden.
Matthias: Sollen Entscheidungen nach dem Verstand oder aus dem Bauch heraus – also dem Gefühl nach – getroffen werden?
Urs: Bei den meisten Entscheidungen sind Bauchentscheidungen besser. Wenn du den Kopf einschaltest, lange bewertest, kommst du irgendwann auf die Entscheidung zurück, die du aus dem Bauch heraus auch getroffen hättest.
Matthias: Wie wichtig sind Erfahrungen, um gute Entscheidungen treffen zu können?
Urs: Erfahrungen sind etwas, was den Rucksack füllt. Wenn du auf die ganz hohen Berge willst, brauchst du einen gut gefüllten Rücksack. Das sind die Erfahrungen, die dir
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