Spitze sein, wenn's drauf ankommt
das zu unterschreiben, ist das normal. Du übernimmst ab heute immerhin die Verantwortung für dein Leben – privat wie beruflich. Wenn du nicht bereit bist, für deine Träume, dein Handeln und dein Nicht-Handeln Verantwortung zu übernehmen, dann wirst du niemals glücklich sein können. Dass ist letztlich das Ziel, um das es geht. Dass du glücklich bist und das Beste aus deinem Leben machst.
Deine einzig schlechte Entscheidung – Keine Entscheidung!
Beispiel: Die Schiedsrichterentscheidung
Du sitzt Mittwochabend vor dem Fernseher. Bayern München spielt im Hinspiel des Champions League Viertelfinales zu Hause gegen den AC Florenz. Es ist die 89 Minute, nur noch wenige Minuten zu spielen. Es steht 1:1, Bayern drängt, will unbedingt das zweite Tor. Und tatsächlich, Miro Klose bekommt seinen Kopf an den Ball und köpft ins Tor. Der Schiedsrichter entscheidet – Toooor, Tooor. Damit gewinnt Bayern München das Spiel 2:1. Du denkst dir: „Eh, ist der Schiri blind? Hat der Tomaten auf den Augen? Klose stand meterweit im Abseits, das war niemals ein Tor.“ Jeder hat's gesehen. Nur der Schiedsrichter und der Linienrichter nicht. Es war eine klare Fehlentscheidung. Doch die Entscheidung steht, ist unwiderruflich! Getroffen ist getroffen.
So und schlimmer wie in diesem Beispiel habe ich selbst früher vor dem Bildschirm gesessen und gehörte zu den gut 80 Millionen selbsternannten Fußballexperten, die wir allein in Deutschland sind und die Schiedsrichter gerne auf den Mond befördern.
2008 bei einem Vortrag vom ehemaligen Weltklasse-Fußball-Schiedsrichter Urs Meier lernte ich zum ersten Mal die Sicht des Schiedsrichters kennen und war gleichzeitig erschrocken und beeindruckt. Seitdem ist mir bewusst, was es bedeutet, Schiedsrichter zu sein und welcher enorme Druck und welche hohe Verantwortung mit dieser Tätigkeit verbunden sind. Seither genießen Schiedsrichter bei mir den größten Respekt.
Was glaubst du, wie viele Entscheidungen ein Schiedsrichter pro Fußballspiel trifft? Gib einfach mal einen Tipp ab, wenigstens die Größenordnung. 100? 500? 1.000? Lies erst weiter, nachdem du einen Tipp abgegeben hast.
Es sind ca. 120-150 sichtbare Entscheidungen, die durch seinen Pfiff oder eine Geste signalisiert werden – wie das Geben des Tors zum 2:1 des FC Bayern München gegen den AC Florenz. Ebenso viele Entscheidungen laufen jedoch unsichtbar ab, wenn sich zum Beispiel zwei Spieler gegenseitig festhalten, um ein Weiterspielen zu unterbinden. So kommen Schiedsrichter auf eine Zahl von ca. 250 – 300 Entscheidungen und dies in ca. 52,4 Minuten (WM-Schnitt 2002) durchschnittlicher Spielzeit. Das sind fünf bis sechs Entscheidungen pro Minute!!
Ein Schiedsrichter kann in diesem Moment nicht wie du bei deinen alltäglichen Entscheidungen gemütlich mit Ruhepuls vom Schreibtisch aus entscheiden. Er hat auch keineswegs Tage, Stunden oder Minuten Zeit, über eine Entscheidung nachzudenken. Ein Schiedsrichter entscheidet in Sekundenbruchteilen über eine Situation, teilweise bei einer Herzfrequenz von 170 Schlägen pro Minute und mehr. Er kann die Spielszene nur direkt in dem Moment bewerten und darüber entscheiden, wenn sie live passiert – in Echtzeit. Er hat keine Chance, seine Entscheidung abzuwägen. Zu Hause hast du sieben Kameraperspektiven und unzählige Wiederholungen, dazu noch in Zeitlupe, die dir zeigen, inwieweit die Entscheidung des Schiedsrichters richtig war oder falsch.
Der Schiedsrichter kann sich vor keiner Entscheidung drücken – Augen zu, wegdrehen, Kopf in den Rasen stecken oder gar einen Spieler fragen: „Du, sag mal. Hast du einen Tipp für mich?“. Er hat die Verantwortung, schnell und entschlossen zu handeln – pfeifen und sofort entscheiden. Er hat zu interpretieren: Tor oder kein Tor, Foul oder kein Foul, Elfmeter oder Schwalbe? Halbe Tore oder halbe gelbe Karten gibt's nicht. Im Alltag kannst du halbe Entscheidungen treffen nach dem Motto: „Gehe ich eine Stunde Laufen oder mache ich keinen Sport? Naja, für eine Stunde Laufen habe ich keine Zeit, aber 40 Minuten sind drin.“
Außerdem hat der Schiedsrichter nur eine begrenzte Menge an Informationen zur Verfügung. Er kann die Situation nur aus seiner Perspektive entscheiden, also nur aufgrund dessen, was er selber sieht und was ihm seineLinienrichter mitteilen. Er hat nur ein eingeschränktes Sichtfeld und hat dennoch das gesamte Spielfeld mit allen Spielern im Auge zu behalten, da sich auch Szenen ohne Ball abspielen –
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