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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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war. Doch er war nicht schnell genug gewesen, um all den Erinnerungen davonzulaufen, die hinter ihm herjagten. Die Erinnerung an ihren ersten Kuss im Alter von siebzehn Jahren; an Sandras Lachen, wenn sie ihm schon wieder die Pointe eines Filmes verraten hatte, bevor er selbst darauf gekommen war; an ihren ungläubigen Blick, wenn er ihr sagte, wie schön sie war; ihre gemeinsamen Tränen, die auf den positiven Schwangerschaftstest fielen; und schließlich die Erinnerung an diese Anzeige, die er eben erst gelesen hatte.
    Lernen zu vergessen.
    Marc atmete tief aus und versuchte sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
    »Die Vorteile einer absichtlich herbeigeführten Amnesie sind immens. Ein Mann, dem ein Kind vor das Auto gesprungen ist, wird nie wieder mit den schrecklichen Bildern der fehlgeschlagenen Reanimation verfolgt werden. Eine Mutter wartet nicht bis ans Ende ihres Lebens darauf, dass ihr Elf jähriger vom See zurückkommt.«
    Der Wagen bremste sanft ab, dennoch klirrten mehrere Kristallgläser leise in der holzverkleideten Bordbar.
    »Ich will nicht verhehlen, dass auch die Geheimdienste an unseren Ergebnissen interessiert sind. Agenten müssten ab sofort nicht mehr getötet werden, wenn die Gefahr droht, dass sie mit ihrem Wissen zum Feind überlaufen. Wir löschen einfach die brisanten Daten aus ihrem Kopf.«
    »Schwimmen Sie deshalb so im Geld, weil Sie vom Militär gefördert werden?«
    »Es ist ein Milliardengeschäft, und es wird wie kein zweites die nächsten Jahre bestimmen, zugegeben. Aber so ist es doch immer in der medizinischen Industrie. Sie macht einige wenige reich, aber sehr viele gesund und vielleicht sogar glücklich.«
    Bleibtreu fixierte Marc jetzt mit einer durchdringenden Intensität, als wolle er ihn verhören. »Wir stehen noch ganz am Anfang, Marc. Wir leisten hier Pionierarbeit, und dafür sind wir auf der Suche nach Menschen wie Ihnen. Probanden, die derart schwere Traumata durchstehen mussten wie Sie.« Marc schluckte und fühlte sich so wie vor sechs Wochen, als sein Schwiegervater ihm persönlich die grauenhafte Nachricht am Krankenbett mitgeteilt hatte.
    »Sie hat es nicht geschafft, Luke.«
    »Überlegen Sie doch einmal selbst«, bat Bleibtreu. »Wäre es nicht schön, wenn Sie morgen früh aufwachen könnten, und der erste Gedanke würde nicht Ihrer toten Frau gelten? Nicht dem Baby, das nie zur Welt kam? Sie hätten keine Schuldgefühle mehr, denn sie wüssten gar nicht, dass Sie das Auto gegen den Baum gelenkt haben. Sie würden wieder zur Arbeit gehen, sich mit Freunden treffen und über eine Komödie im Kino lachen können, weil der Splitter in Ihrem Nacken Sie nicht ständig daran erinnern würde, dass Sie lediglich einen Kratzer abbekamen, während Sandra durch die Windschutzscheibe schleuderte und noch an der Unfallstelle verblutete.«
    Marc löste demonstrativ seinen Gurt und suchte in der Seitentür nach dem Griff. »Lassen Sie mich bitte aussteigen.«
    »Marc.«
    »Sofort!«
    Bleibtreu legte ihm sacht die Hand auf das Knie. »Ich wollte Sie nicht provozieren. Ich habe nur die Worte Ihrer E-Mail wiederholt, die Sie uns selbst geschrieben haben.«
    »Damals war ich am Ende.«
    »Das sind Sie immer noch. Ich habe Sie eben am Schwimmbecken erlebt. Sie sagten, Sie denken an Selbstmord!«
    Er nahm die Hand wieder weg, doch Marc spürte ihr Gewicht weiterhin auf seinem Oberschenkel ruhen. »Ich habe Ihnen etwas Besseres anzubieten.« Das Kristall klirrte wieder, als prosteten sich zwei Geister höhnisch zu. Marc bemerkte erst jetzt, dass sein Rücken schweißnass war, obwohl der Innenraum angenehm temperiert war. Wieder griff er sich nervös an den Verband im Nacken. Diesmal ließ er die Hand auf dem Pflaster über der juckenden Wunde liegen. »Nur mal rein hypothetisch gesprochen«, fragte er mit belegter Stimme, »Ihr Experiment? Wie soll das eigentlich funktionieren?«
6. Kapitel
    In Eddy Valkas Laden stank es nach Katzenpisse und Rosenblüten. Keine ungewöhnliche Mischung, wenn man Eddy etwas näher kannte. Ungewöhnlich war nur, dass er ihn schon so früh sehen wollte. Schließlich war er gerade mal zwei Tage draußen, und eigentlich lief das Ultimatum erst in der nächsten Woche aus. »Was ist, willst du mir einen Antrag machen?«, lachte Benny und rieb sich die linke Schulter, die ihm die beiden Schwachköpfe beinahe ausgekugelt hätten, als sie ihn in den Kofferraum hatten werfen wollen. Dabei wäre er freiwillig eingestiegen. Niemand widersetzte sich, wenn

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