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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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blühte, wenn er die neunzigtausend Euro nicht zurückzahlte, die er sich bei ihm geborgt hatte. Eddy drehte sich ein letztes Mal zu ihm herum. »Das macht die Sache einfach für mich, mein sensibler junger Freund. Denn das bedeutet, ich kann dir weh tun, ohne dich zu verletzen.«
    Benny sah auf den rhythmisch pumpenden Oberkörper des nackten Mannes, der nicht älter als fünfundzwanzig sein konnte. Er blickte in seine hervorquellenden Augen und roch die Angst, die den feuchten Raum durchtränkte. Er konnte sie auf seiner Haut fühlen, unter seiner Zunge schmecken, und er wusste, er würde in wenigen Sekunden einen entsetzlichen Schmerz empfinden. So, als würde ihm selbst sein Augapfel aus der Höhle geschabt und mit einem rostigen Messer vom Sehnerv getrennt.
7. Kapitel
    Die BleibtreuKlinik lag in der Französischen Straße in einem mit Glas und Stahl veredelten Altbaublock unweit des Gendarmenmarkts, womit von vornherein klargestellt war, dass Kassenpatienten hier allenfalls als Putzfrau arbeiten durften.
    Nach der luxuriösen Auftaktfahrt, die ihn direkt vor die Privatfahrstühle im zweiten Untergeschoss der Tiefgarage geführt hatte, rechnete Marc mit allem: mit einem Koiteich am Empfang, echten Leinenhandtüchern auf den Designergästetoiletten und einem Wartezimmer, das mit der First Class Lounge von Singapore Airlines konkurrieren könnte. Und seine Erwartung wurde sogar noch übertroffen, als er feststellte, dass man von der luxuriösen Männertoilette aus einen Panoramablick über die Friedrichstraße genießen konnte. Wer hier oben angekommen war, mochte vielleicht an einer psychischen Störung leiden, aber er konnte weiterhin dem gemeinen Fußvolk auf den Kopf pinkeln. Seinem Vater hätte diese geschmackvolle Verschwendung von Patientenhonoraren sicher gefallen. Geld fühlt sich nur in einem schönen Portemonnaie wohl, war einer seiner Leitsprüche gewesen.
    Marc hingegen fühlte sich wie ein Vegetarier im Schlachthof, als er in dem modern gestylten Warteraum der Klinik die Verschwiegenheitserklärung und einen Patientenfragebogen ausfüllen sollte. Eine halbe Stunde zuvor hatte er sein Handy, alle Metallgegenstände und sogar seine Brieftasche bei dem Wachmann am Empfang abgeben müssen.
    »Eine reine Sicherheitsmaßnahme«, hatte Bleibtreu ihm erklärt. »Sie glauben gar nicht, wozu die Konkurrenz fähig ist, um unsere Forschungsergebnisse zu stehlen.«
    Dann hatte er sich entschuldigt und ihn der Obhut eines südländisch aussehenden Assistenten übergeben, der ihn nun in ein abgedunkeltes Untersuchungszimmer führte und wortlos wieder verschwand.
    Beim Eintreten musste Benny an eine Zahnarztpraxis denken. Im Zentrum des abgedunkelten Raumes stand eine weiße, hydraulisch verstellbare Liege. Von ihr führten zahlreiche verschiedenfarbige Kabel zu einem Computertisch. »Elektroenzephalographie«, sagte eine weiche Frauenstimme. Marc fuhr erschrocken herum, nachdem die schwere Tür hinter ihm mit einem leisen Klick ins Schloss gefallen war. »Damit werden wir Ihre Gehirnströme messen.«
    Ein Teil des quadratischen Raumes war durch ein Spalier von hüfthohen Mandarinenbäumchen abgetrennt. Er hatte weder die Ledersitzecke dahinter noch die Ärztin bemerkt, die sich nun aus ihrem Clubsessel erhob.
    »Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken, Dr. Lucas. Ich bin Patrizia Menardi, die Neurologin hier an Bord.«
    Sie kam mit ausgestrecktem Arm auf ihn zu. Ihr gelang das Kunststück, freundlich und dominant zugleich auszusehen, was unter anderem daran lag, dass sie eine sanfte Stimme hatte, aber nicht den Ansatz eines Lächelns zeigte. Marc entdeckte eine winzige Kerbe über ihrer Lippe, vermutlich das Relikt einer hervorragend durchgeführten Gaumenspaltenoperation. Er war sich fast sicher, dass ihr fester Händedruck und ihr insgesamt eher männliches Auftreten zu ihrem Schutzwall gehörten, dessen Baupläne bis in die Zeit zurückreichten, in der man sie in der Schule wegen ihrer Hasenscharte gehänselt hatte.
    »Dr. Menardi, ich wollte eigentlich nur …«
    »Nein, kein Doktor. Nur Menardi.«
    »Okay, dann lassen Sie meinen Titel bitte auch weg. Den benutze ich nur, wenn ich ein Hotelzimmer reserviere, aber er hat mir noch nie ein Upgrade eingebracht.«
    Die Ärztin verzog keine Miene.
    Okay. Humor ist schon mal nicht ihre Stärke. »Wann kommt Professor Bleibtreu zurück?«, fragte er. »In wenigen Augenblicken. Bis dahin bereite ich schon mal die Untersuchung vor.«
    »Halt, halt, halt. Ich

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