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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Sandra Lucas hingegen mag genug gestraft sein, sollte sie denn überhaupt eine Schuld treffen. Sie verlor ihren Ehemann, und bislang ist nicht sicher, ob der Lobus sinister, also der linke Leberlappen ihres Schwagers, wirklich von dem Körper ihres Kindes akzeptiert oder doch noch abgestoßen wird. Dem Säugling geht es den Umständen entsprechend gut, für eine endgültige Prognose ist es aber noch viel zu früh.
Ken Sukowsky
    Prozessauftakt gegen Chef der Türsteherszene
Berlin - Heute beginnt vor dem Landgericht der Prozess gegen Eduard Valka, den Chef der organisierten, kriminellen Türsteherszene Berlins. Ihm wird unter anderem zur Last gelegt, Magda H., eine minderjährige Zwangsprostituierte aus Bulgarien, ermordet zu haben. Zudem wird ihm die Anstiftung zum Mord an einem Journalisten dieser Zeitung vorgeworfen, der über Valka und seine kriminellen Machenschaften recherchierte. Aufgrund der laut Staatsanwaltschaft erdrückenden Beweislage wird mit einem raschen Urteil gerechnet.

Viele Jahre später
    Das Licht fiel in einem schrägen Winkel durch die gesicherten Fenster, deren Streben ein langgezogenes Schattengitter auf den Fußboden warfen. Obwohl das Patientenzimmer regelmäßig gelüftet und gereinigt wurde, tanzten feinste Staubpartikel in der Luft und gaben dem Kegel der Sonnenstrahlen die Konturen eines Bühnenscheinwerfers.
    »Sie ist nicht ansprechbar«, sagte der drahtige Chefarzt, wobei ein Pfefferminzbonbon kurz zwischen den schmalen Zähnen aufblitzte. Ein vergeblicher Versuch, damit den abgestandenen Nikotinatem zu übertünchen.
    »Wie lange schon?«, fragte Marc Lucas und lehnte die unhandliche Röhre, die er den weiten Weg hierher all eine hatte schleppen müssen, an das Fußende des Bettes.
    »Eine Ewigkeit.«
    Der Chefarzt trat einen Schritt zur Seite und warf einen prüfenden Blick auf den Tropf, mit dem die alte Dame gerade eine Elektrolytinfusion erhielt. Der Plastikschlauch war noch randvoll.
    »Als sie bei uns eingeliefert wurde, habe ich hier noch gar nicht gearbeitet, aber laut Krankenakte war ihre Psychose schon sehr ausgeprägt.«
    »Hm«, grunzte Marc, dann griff er nach ihrer Hand, die auf der gestärkten Bettdecke ruhte. Sie fühlte sich spröde an und schwer.
    »Wer hat sie hierher überwiesen ?«, fragte er den Chefarzt.
    »Das war damals noch die Mutter. Wenn Sie mich fragen, hätte das Vormundschaftsgericht schon viel früher einen Betreuer bestellen müssen. Die gute Frau war mit der Situation völlig überfordert. Der erste Fehler war es, dass sie ihre Tochter zuerst in diese Bleibtreu-Klinik gebracht hatte, Sie kennen doch die alte Geschichte?«
    Marc tat so, als hörte er sie zum ersten Mal.
    »Nein? Ging damals ziemlich durch die Presse. Egal, jedenfalls verschlimmerten sich dort ihre paranoiden Schübe, die zum Teil auch schizoid waren. Zu Beginn ihrer Behandlung hielt sie sich für eine Dolmetscherin, obwohl sie in Wahrheit keine einzige Fremdsprache spricht. Dann dachte sie eines Tages, sie wäre Teil eines geheimen Amnesieexperiments, das in der Bleibtreu-Klinik ja tatsächlich durchgeführt wurde, jedoch nur an Freiwilligen. Aber nachdem sie ein Gespräch zweier Ärzte belauscht hatte, zog sie die falschen Schlüsse. Sie fühlte sich bedroht und riss aus. Glücklicherweise konnte sie wieder aufgegriffen werden, und die Mutter sorgte dann endlich für eine Unterbringung in einer seriösen und sicheren Anstalt.«
    Der Chefarzt zermalmte zufrieden das Bonbon zwischen seinen Backenzähnen. Offenbar gefiel ihm die Vorstellung, dass seine Klinik damals einer privaten Einrichtung vorgezogen worden war. »Wir konnten sie nicht heilen, aber zumindest weiß sie jetzt, dass sie keine Dolmetscherin ist und ihr niemand etwas Böses will, nicht wahr, Frau Ludwig?« Der Chefarzt tätschelte ungelenk ihr Schienbein über der Decke.
    Die alte Patientin schien von dem, was um sie herum vorging, nichts wahrzunehmen. Sie schlief mit offenen Augen, atmete ausschließlich durch den Mund. Sie sieht dünn aus, dachte Marc. Fast ausgezehrt. Ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte.
    »Hören Sie, Herr Kollege.« Der Chefarzt räusperte sich. »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie zu ihr durchdringen wollen. Fremden gegenüber ist sie besonders misstrauisch.«
    »Eigentlich bin ich kein Fremder«, sagte Marc und öffnete den Deckel der Pappröhre. »Können Sie mich hören?«
    Er wandte sich zu der Frau, während er das Behältnis umdrehte

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