Splitterfasernackt
überlegt, bald nach Amerika zu ziehen, weil sie dort einen Freund hat, den sie vielleicht heiraten möchte – aber sicher kann man da bei ihr nie sein, sie erzählt ständig von irgendeinem neuen Mann, der gerade ihr absoluter Traumprinz ist. Ferner sind da Monique und Dasha, die eher selten vorbeischauen; Slavenka, die jeden Abend für drei Stunden kommt, aber fast nie einen Kunden hat, und dann noch ein Mädchen namens Olga, das manchmal einfach für ein paar Stunden auftaucht. Sie ist immer stark überschminkt und trägt jedes Mal ein Leopardenoutfit und dazu High Heels mit Dreißig-Zentimeter-Absätzen.
Eine Domina haben wir auch noch, aber die kommt nur zwei-, dreimal im Monat, immer dann, wenn sie einen Gast hat, für den sie unseren SM -Raum benötigt; ansonsten arbeitet sie auf der Straße und in Motels. Sie ist unglaublich dürr und groß, trägt so viel Make-up, dass ich sie ohne wahrscheinlich niemals wiedererkennen würde, und hat eine lustige Quakstimme, wegen der sie alle Barbie nennen. Aber Barbie ist sehr nett und erzählt immer ein paar Geschichten von der Straße.
Heute ist einer dieser Abende, an denen sie ganz spontan vorbeigerauscht kommt, und ich setze mich zu ihr ins Mädchenzimmer, um zu lauschen, was sie diesmal so zu berichten hat.
»Mein Gott, wie ihr dit nur durchhaltet!«, sagt Barbie, während sie sich die zehnte Schicht Lippenstift aufträgt und mit ihren Lackstiefeln im Mädchenzimmer hin und her stöckelt. »Dit is allet so persönlich hier. Dit glob ick nich. Und denn och noch mit küssen und so. Uagh! Dit jeht ja uff ’er Straße ja nich. Is absolut tabu! Sense! Keene Diskussion! So wat fragen die Männer och nich. Niemals. Die wissen jenau, da würden se gleich voll den Anschiss und ne ordentliche Abfuhr kriegen! Und wenn se ma anfassen wollen, kostet dit allet extra. Meistens zieh ick ma ja nich ma aus, wa. Und wenn denn eijentlich nur oben rum, son bisschen Titten kieken, wenn er jut zahlt auch ma kurz anfassen. Echt Wahnsinn. Ick bin jedetmal janz vawirrt, wenn ick hier herkomme. Aber ick sag ja imma, jeder muss dit so machen, wie er halt glücklich is, jedem sein Fick. Manche Frauen kapierens ja wiederum ja nüscht, wat ick am Straßenstrich so jut finde. Klar, is ja och manchma kacke, wenn et schweinekalt is oder regnet und dich ständig irgendwelche Vollidioten mit Pennerfresse anhupen. Oder son Atze mit Pittbull uffm Beifahrersitz. Weßte, kann nich ma vanünftig lenken, aber imma schön ruff uff de Hupe. Sone Asseln könn ma echt jestohlen bleiben. Oder Bambificker. Kennste Bambificker? Dit sind die Männer, die fragen, ob irgendwo och eene steht die unter sechzehn is, sone janz Kleene, weßte – unschuldig mit großen braunen Bambiaugen. Scheiß perverse Säcke sind dit, verklemmte Mülschbubies ohne Selbstbewusstsein – die ham Angst vor rischtjen Fraun und deshalb wolln se ne Bambipussy bumsen. Aber wat solls. Ick fühl ma wohl da. Is einfach meene Welt. Wobei ick ja sagen muss, ihr seid ne janz liebe Truppe hier. Ick hab och schon janz andere Läden jesehn. Is einfach viel zu viel mit Drogen im Rotlicht,
far to much Cocaine.
Viele sin richtig kaputt. Oder Dauerzickenkrieg, dit gibs och. Ick sags dir. Is richtig schlimm, wenn de nich ma deine Tasche oder die Schuhe irgendwo liegen lassen kannst, weil allet sofort jeklaut wird, wenn de uffm Zimmer bist. Da habt ihrt echt schön hier. Wirklich anständije Frauen, muss ick so sagen. Man kann sojar Jeld rumliejen lassen, dit is wie ’n Wunder bei euch. Und Zuhälter hab ick och schon schlimmere alebt. Der Eriko ist ja echt janz drollig. Den würd ick direkt mit nach Hause nehmen.Mensch, Felia Baby! Jetzt quatsch ick schon wieda die janze Zeit, mein arma Kunde! Den hab ick an diesen komischen Balken jefesselt, ick werd ma wieda rüba und weitermachen, dem sind bestimmt schon die Arme abjefallen. Aber wat soll’s, da steht a ja druff, wa? Männer sind echt komisch, aber wat erzähl ick dir, weeste ja selba. Ick bin gleich wieda da, Kleene, dann könn wa weitaquatschen.«
Und mit diesen Worten wirft Barbie, die im richtigen Leben Paula heißt, einfach nur Paula, einen letzten Blick auf die Spiegelwand, zieht ihr Lackkostüm zurecht, zwinkert mir noch einmal zu und klackert dann hinüber in den SM -Raum.
Das war es auch schon. Das sind die Passion-Mädchen. Ab und zu kommen ein paar Neue dazu, die sich hier vorstellen, aber die meisten bleiben nur einen Probetag und gehen dann wieder. Das Passion ist ein sehr
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