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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Fenster herunter und zündete sich eine Zigarette an. »Und das Motiv ist Kränkung, weil Bryan die Beziehung beendet und ihn zurückgewiesen hat?«
    »Ich denke, dass McKusick glaubt, was er uns erzählt hat«, erwiderte Will. »Dass die Trennung nur vorübergehend war, eine Art Verschnaufpause.«
    »Aber Bryan hat etwas anderes gemeint?«
    |39| »Wer weiß? Vielleicht hatte er sogar seine Gründe, McKusick glauben zu lassen, dass die Tür nicht ganz geschlossen ist.«
    »Er wollte es ihm leichter machen?«
    »Hat er vielleicht versucht.«
    »Aber McKusick bedrängt ihn   …«
    »Will eine Entscheidung   …«
    »Drängt ihn, die Trennung rückgängig zu machen.«
    »Setzt ihm so heftig zu, bis er schließlich die Wahrheit von Bryan hört. Es ist aus. Bryan hat überhaupt nicht die Absicht, seine Entscheidung zu revidieren.« Will schnippte mit Mittelfinger und Daumen. »McKusick verliert die Fassung. Bingo.«
    »Während Bryan in der Dusche ist?«, sagte Helen. »Sie streiten sich in der Dusche?«
    »Nein, da ist der Streit schon vorbei. Jedenfalls, was Bryan betrifft. Könnte sogar sein, dass er sich duschen geht, um McKusick zu bedeuten: Hör zu, es gibt nichts mehr zu sagen, ich muss mich fertig machen. Das war’s.«
    »Was McKusick in Rage bringt.«
    »Genau. Und anstatt zu gehen, folgt er Bryan ins Badezimmer.« Krachend ließ Will eine geballte Faust in die Handfläche der anderen Hand sausen.
    »Es gibt nur einen Haken bei der Sache«, sagte Helen.
    »Nur einen?«
    »Die Waffe.«
    »Was ist damit?«
    »Entweder war es etwas, das Bryan praktischerweise herumliegen hatte, und in diesem Fall fragt man sich, was? Oder es war etwas, das der Mörder bei sich hatte   …«
    »Was gegen einen plötzlichen Wutausbruch spricht   …«
    »Und vorsätzliches Verhalten nahelegt.«
    »Genau.«
    |40| Eine kleine Weile sprach keiner von ihnen.
    »Du hast nicht die Absicht, ihn anzuklagen?«, sagte Helen. »McKusick?«
    »Noch nicht«, sagte Will. »Davon sind wir noch weit entfernt.«
    »Aber wir werden noch einmal mit ihm sprechen?«
    »Oh, ja. Ich denke schon, du nicht?«
     
    Während Will abends zu Jakes lautstarker Freude mit Hilfe von Plastikpfeilen und Tischtennisbällen die Hälfte seiner Flotte aus Badeenten versenkte, saß Lorraine unten auf dem Sofa und versuchte, bei der x-ten Folge der ›Eastenders‹ die Augen offen zu halten.
    Helen ließ sich in ihrem kleinen Reihenhaus ebenfalls ein Bad ein, öffnete eine Flasche Wein, warf einen Blick in die Zeitung, zog sich aus. Vor ein paar Wochen hatte sie eine CD von einer Liedermacherin entdeckt, die sie mochte, Dar Williams. Sie lag noch immer in der Verpackung neben der Stereoanlage. Beim Öffnen der Hülle legte sich das Zellophan wie üblich um ihre Hand, und es bedurfte mehrerer Versuche, um sich davon zu befreien und die CD aufzulegen.
    Oben im Badezimmer prüfte sie das Wasser mit dem Ellenbogen und dann mit den Zehen, schüttete noch ein paar Tropfen Weleda-Badezusatz hinein – ein Geschenk ihrer umweltbewussten Schwester   –, verteilte das Ganze mit der Hand und ließ sich langsam darin nieder.
    Herrlich!
    Eines der größten Vergnügen im Leben, und im Gegensatz zu einer ganzen Reihe anderer Unternehmungen ging man mit ein bisschen Glück und etwas wohlüberlegtem Schrubben sauberer daraus hervor, als man hineingegangen war.
    |41| Sie schloss die Augen und überdachte den Tag.
    Mark McKusick, wie er sich in einer Demonstration der Trauer ins Gesicht boxte.
    Wir hatten eine Beziehung. Eine ernsthafte Beziehung. Jahrelang.
    Dann lebten Sie zusammen?
    Nicht direkt.
    Was hatte Will gesagt?
Hast du auch manchmal das Gefühl, dass du eigentlich nirgendwo ankommst, egal, wie weit du läufst?
    Nur ein bisschen, Will, dachte Helen, nur eine Spur.
    Sie glitt tiefer in die Wanne, bis fast ihr ganzer Körper eingetaucht war; in dieser bequemen Lage, mit der Musik, die von unten gerade noch zu hören war, blieb sie so lange liegen, bis sie spürte, dass das Wasser kälter wurde. Dann wusch sie sich schnell und rubbelte sich energisch trocken, bevor sie Trainingshose und ein übergroßes T-Shirt anzog und mit ihrem leeren Glas nach unten ging. Die CD war zu Ende und sie ließ sie noch einmal spielen, aber mit verringerter Lautstärke. Im Spiegel sah sie sich mit ihren ungekämmten und noch nassen Haaren, ihrem ungeschminkten Gesicht. Allzu deutlich konnte sie die Falten um ihre Augen erkennen. Obwohl sie die Nummer seit langem nicht mehr gewählt hatte,

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