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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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… nur einsam. Er war so jung, als sein Vater ihn nach Troublinien schickte, kaum sechs Jahre alt. Er hat es nie verstanden, warum Akendor ihn loswerden wollte. Es war soviel Angst in ihm – sein schwacher Vater hatte sie ihm eingeflößt, und Rumos machte sie sich später zunutze.« Er schmiegte sich an Cornbrunn, ganz in Gedanken versunken. »Armer, kleiner Uliman. Ich hätte weiter mit dir auf Wanderschaft gehen sollen, damit du alle Meere von Gharax siehst … wo du das Wasser doch so geliebt hast. Ja, ich hätte mich dem Gildenrat widersetzen sollen, als er dich dem Priester Rumos auslieferte. Das ist meine Schuld. Meine Bürde.«
    »Allzu schwer scheint Ihr nicht an ihr zu tragen«, ätzte Cornbrunn. »Anders als ich. Habt Ihr auf Tyran ein paar Steine zugelegt, Großmerkant?«
    Aelarian stutzte. Er griff in eine der Taschen seines Gildengewands und suchte nach etwas. Dann lächelte er zufrieden.
    »Zugelegt? Wohl kaum. Auf der Insel gab es nichts als steinerne Rosen und Windgeister – und geschmacklose Reden von Sternengänger, die keinen satt machen.«
    Cornbrunn grinste. »Ihr müsst Euch prächtig mit ihm verstanden haben.«
    Er blieb stehen, da Aldras Laterne ihn blendete.
    »Spottet nicht über ihn, meine Freunde«, sagte der Schattenspieler. Er hatte an einer Krümmung des Gangs auf sie gewartet. »Wenn es wahr ist, was Aelarian erzählt, ist Sternengänger sehr mächtig geworden. Ein neuer Leib, ein neues Leben und eine Maske aus Gold … meine Freunde, der Weg, der vor uns liegt, ist mehr als steinig. Und doch müssen wir ihm bis zum bitteren Ende folgen.« Er schüttelte ratlos den Kopf. »Wir müssten längst am Ziel sein. Es ist der richtige Weg, die Kette sagt es mir. Aber hinter uns lauern die Schatten. Sie verfolgen uns, sie sind in Aufruhr! Mondschlunds Gesang bannt sie nicht länger. Lasst uns rasch weitergehen.«
    Sie stolperten voran. Aldra fiel nun hinter den Troubliniern zurück; er schritt rückwärts, spähte misstrauisch in den Abschnitt, der hinter ihnen lag. Seine Laterne schwankte.
    »Pssst … ich höre sie! Sie sind tückisch, sie wandeln zwischen den Steinen!« Sein käuzchenhaftes Blinzeln wurde unruhig. »Ja, sie flüstern mir zu! Sie sprechen von Mondschlunds Tod … sie wollen wissen, ob ich etwas damit zu schaffen habe. Sie dürsten nach Rache! Sie kommen! SIE KOMMEN!« Er schrie auf. »Seht euch nicht um, Troublinier!«
    Seine Warnung kam zu spät. Aelarian und Cornbrunn hatten sich längst umgewandt. Ihre Augen weiteten sich.
    Dort, wo eben noch der Gang gewesen war, klaffte ein Abgrund. Keine Mauern. Kein Ende. Bodenlose Schwärze; das Rascheln ihrer Füße und ihre Atemzüge hallten hinaus in eine grauenvolle Finsternis, die sich als endloser Raum über ihnen wölbte … wie eine lichtlose Höhle, in der sie verloren waren, nicht mehr als winzige Lichtflecken, gehalten vom Schein der Laterne.
    Das Grauen des Verlieses – nun erst begriffen sie es! Die Wände hatten sie die ganze Zeit getäuscht … durch diese Finsternis hatte der Schattenspieler sie geführt, und nichts umgab sie als der eisige Hauch der Sphäre, der ihre Glieder umfloss.
    Die Schwärze rann wie ein Sturzbach auf die Männer herab, langsam und zäh, doch unausweichlich in ihrem Drängen, sie zu umschließen.
    »Dreht euch doch um, meine Freunde!« befahl Aldra.
    Aber sie konnten es nicht. Sie starrten auf den flüssigen Schatten. Glaubten in ihm eine Fratze zu erkennen. Das Antlitz der Sphäre. Sie wagten kaum zu atmen.
    Der Schattenspieler packte die Hand des Großmerkanten. Presste Aelarian einen kalten Gegenstand in den Handteller.
    »Rennt!«
    Und das taten sie. Sie rannten, wie sie nie zuvor in ihrem Leben gerannt waren; zwischen ihren Füßen die Kieselfresser, die quiekend und fiepend mit ihnen flohen. Der Gang führte steil aufwärts, doch sie bemerkten es nicht, rannten nur, keuchten, hielten sich an den Händen fest, und Aelarian spürte weder seinen verletzten Fuß noch das Stechen in der Brust, er wollte nur fort, fort von dem Grauen …
    Der Schattenspieler aber verharrte im Gang. Er richtete sich vor dem Schatten auf, der das Licht der Laterne verzehrte, den hellen Schein zu Schlieren verwischte.
    »Nun ist es soweit.« Aldra blickte tapfer empor. »Der Herr der Schatten ist tot, und ihr trauert um ihn. Ich kann euren Schmerz nicht lindern, meine Freunde. Aber ich kann es nicht zulassen, dass ihr an den Menschen Rache übt. Sie haben genug gelitten … ja, das haben sie.«
    Er riss sein

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