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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Zeitalter der Wandlung hat überall auf Gharax Spuren hinterlassen.« Er dachte an die vielen Berichte, die den Silbernen Kreis erreicht hatten; an die Zerstörung von Bilmephal, Kyrion und Nagyra. Er dachte auch an die brennende Stadt Thax und an Vara, an das Verlies der Schriften und an die Stadt aller Städte. »Die Goldéi waren nur ein Teil dieses Grauens.«
    Cercinor nickte. »Wir haben sie verfolgt, durch den ganzen Arkwald, bis nach Larambroge. Wir wollten ihr Heer vernichten, und tatsächlich konnten wir einige Siege erringen. Sie sind nicht so stark wie einst … seit die Quellen befreit sind, haben sie sich in Nebelwesen verwandelt. Jeder Streich einer Klinge lässt ihre Körper zerfallen. Aber was nützt es uns, nun, da alles zugrunde geht?« Er packte Baniters Arm. »Der Arkwald – auch er hat sich verändert! Die Bäume, Sträucher, Tiere – sie dulden uns Menschen nicht mehr. Unsere Dörfer sind zugewuchert, so wie die Stadt dort unten. Die Rochenländer flohen in Scharen, verfolgt von Wölfen, von Bären und anderem Getier, das im Wahn über sie herfiel. Unzählige starben, und viele mussten wir zurücklassen … die Schwachen und Alten.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Kampf um das Rochenland war sinnlos. Nachdem wir Larambroge erreicht hatten, auf der Suche nach dem Feigling Eshandrom, konnten wir anschließend nicht in den Arkwald zurückkehren. Die Quelle von Oors Caundis hat unsere Heimat unbewohnbar gemacht. So mussten wir an der Nordküste entlangziehen, dem Flüchtlingsstrom folgen – bis nach Arphat, wo wir die letzten Goldéi zu finden hofften. Wir wollten sie zwingen, die Quelle wieder zu fesseln, das Gefälle des Rochens zu bändigen. Aber auch in Arphat fanden wir sie nicht. Nur ihre Spuren …« Er starrte auf Praa. »Gharax geht unter. Die Sphäre will unseren Tod. Und wäre nicht das Kind gewesen, der Knabe Laghanos, dann hätten wir längst alle Hoffnung aufgegeben.«
    »Laghanos?« Baniter horchte auf. »Woher kennt Ihr seinen Namen?«
    »Aus dem Arkwald. Der Junge, den wir aus den Fängen der Goldéi befreiten. Das Kind mit der goldenen Maske.« Cercinor senkte die Stimme. »Schon damals ahnte ich, dass es von Bedeutung war, als wir ihn in der Kiste fanden. Es war leichtsinnig von mir, ihn den Zauberern aus Oors Caundis zu überlassen. Ich hätte ihn bei mir behalten sollen. Denn Laghanos hat die Macht, uns von hier fortzubringen … uns zu retten.« Seine Augen glitzerten. »Vor drei Tagen kehrte er zurück. Er stieg von den Sternen herab und erkannte mich. Er rief meinen Namen, sprach zu mir, reichte mir die Hand. Und dann führte er die Verwundeten, die Kinder und Frauen fort! Er rettete sie, und ebenso die Arphater, die sich am Ufer des Nesfers versteckt hatten. Er versprach, bald zurückzukehren, schon bald, um auch uns zur Insel der Zuflucht zu bringen.« Cercinor drehte sich zu seinen Männern um, als wolle er sichergehen, dass keiner von ihnen fehlte. »Eine Zuflucht – versteht Ihr, was ich sage, Fremder? Eine Zuflucht, die die Goldéi niemals finden, die von der Sphäre verschont bleibt! Der Kampf um Gharax war sinnlos, und wir müssen fort, fort von hier … Laghanos wird uns führen!«
    Sternengänger hat keine Zeit verloren. Er entreißt Gharax den Menschen und bringt sie zu seinem neuen Kontinent. In Baniter keimte die Hoffnung, dass der alte Zauberer sein Versprechen halten würde.
    »Wann kehrt er zurück?« fragte er leise.
    »Noch heute. Laghanos sagte, dass ich die letzten Flüchtlinge versammeln soll, hier auf dem Yanur-Se.« Der Rochenländer nahm sein Bündel zurück auf die Schultern. »Wartet mit uns. Laghanos wird erscheinen, ehe die Sonne untergeht. Auch Euch wird er retten. Jeden, der an ihn glaubt!«
    Mich wohl kaum, dachte Baniter. Wenn Sternengänger mich findet, reißt er mich in Stücke. Ich weiß zuviel über ihn und seine Pläne.
    Er blickte zur Burg. Wuchtig erhob sich die Stirn der Zornigen auf dem Gipfel. Die Türme aus rotem Stein waren vom Wind glattgeschliffen. Das Verlies! Achte auf seine Türen – so riet mir Nhordukael. Ich wette, dass ich dort oben eine von ihnen finde. Ich muss zurück ins Verlies, wenn ich leben will. Und leben wollte er. Sosehr sich Baniter wünschte, bei Cercinor zu bleiben, den Weltengang zu wagen und seine Kinder wieder zu sehen – er wusste doch, dass er Sternengänger nicht herausfordern dürfte. Seine ganze Hoffnung ruhte auf Nhordukael. Nur er konnte den Zauberer besiegen; und ehe das nicht geschehen war,

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