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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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einem Großmercator des Handelskontors so viel wert war, dass er dafür zum Verräter wurde.
    Das Ergebnis war jedoch ernüchternd …
    »Das Ding ist leer!«, rief Jago aus.
    »W-w-wie kann das sein?«, fragte Kieron. »Wir waren doch auf der richtigen Spu-Spur!«
    Croy schüttelte den Kopf. »Jemand war vor uns hier und hat fortgeschafft, was immer in der Kiste gewesen ist. Vermutlich wusste Novaro nichts davon.«
    »Aaa-aber- wer sollte das gewesen sein?«, fragte Kieron. »Und w-w-wieso hat er …?«
    Ein Geräusch aus der Tiefe ließ ihn verstummen.
    Dieses Kreischen und Ächzen war lauter und grässlicher als alles, was die Gefährten je gehört hatten. Dazu kam ein grollender Donner, der so markerschütternd war, als wollte nicht nur die Mine, sondern die Welt einstürzen.
    Nach einem Moment trat Totenstille ein.
    »Und was jetzt?«, fragte Jago – in dem Moment, als das Fallgitter von der Decke fiel, begleitet vom hämischen Gelächter ihres Rattenführers.

6. Kapitel
    »Verrat!«, brüllte Jago aus Leibeskräften. »Dieser miese Nager hat uns verraten!«
    Die Gefährten hatten sich umgewandt, nur um zu sehen, dass im Zugang zu dem bizarren Tempel ein aus Knochen gefertigtes Gitter herabgefallen war, das ihnen den Fluchtweg versperrte. Dahinter stand Wits, ihr Führer, und grinste über sein ganzes breites Rattengesicht.
    »Thong!«, kreischte er dazu und sprang auf und ab.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Kieron verwirrt.
    »Wir sollen geopfert werden, genau wie all diese elenden Kreaturen vor uns«, antwortete Croy.
    Plötzlich war wieder das furchterregende Kreischen zu vernehmen, das den Gefährten durch Mark und Bein ging, dann ein Rasseln und Stampfen, das sich unaufhaltsam zu nähern schien.
    »Thong! Thong!«, rief Wits wieder.
    »Na warte! Dafür wirst du büßen!«
    Schneller, als es seinen kurzen Beinen zuzutrauen war, jagte Jago zum Gitter, die Fackel wie eine Keule schwenkend und wild entschlossen, ihren verräterischen Führer damit zu erschlagen. Doch der trat nur vom Gitter zurück, lachte spöttisch und rannte dann wieselflink davon, hinein in die Dunkelheit, in der Kreaturen seines Schlages sich problemlos zurechtfanden.
    »Warte!«, schrie Jago ihm hinterher. »Ich werde dich häuten! Dich ausweiden! Dir deine eigene Fackel in den Schlund stopfen …!«
    Croy gesellte sich zu ihm, packte das aus unzähligen Gebeinen zusammengefügte Gitter und rüttelte daran – aber die Schnüre, mit denen die Knochen zusammengefügt waren, hielten der Belastung mühelos stand. Rasch zückte er einen seiner Dolche und begann, an der Verschnürung herumzusäbeln, aber das Leder war alt und zäh und ließ sich wenn überhaupt nur langsam durchschneiden.
    Zu langsam …
    Wieder erklang das Rasseln und Rumpeln in einem stampfenden Rhythmus.
    Thong.
    Thong …
    Und Kieron, der sich zu seinen Gefährten an das Gitter zurückgezogen hatte, begriff … »Thong ist nicht nur der Na-Name – es ist das Geee-Geräusch, das diese Kreatur macht. Er ist das Ungeheuer aus der Tiefe, von dem ich geee-geträumt habe!«
    »Blödsinn«, widersprach Jago – aber es klang nicht sehr überzeugt. »Dieses Monstrum ist doch nur ein Hirngespinst von dir, Mensch! Allerdings«, fügte er hinzu, während sich das rhythmische Rasseln weiter verstärkte, »ein ziemlich lautes …«
    Mit dem Rücken zum Gitter standen sie und warteten, blickten wie gebannt auf die Stollenmündung, die sie als die Quelle des infernalischen Krachs ausgemacht hatten. Doch die Schwärze, die jenseits des Fackelscheins herrschte, war so teerig und dicht, dass kein Blick sie zu durchdringen vermochte – bis plötzlich etwas in der Dunkelheit aufleuchtete, lodernd und wild …
    Zwei Augen!
    »Das sind sie!«, rief Kieron entsetzt. »Die A-Augen aus meinem Traum!«
    »Was du nicht sagst«, schnauzte Jago. »Hast du in deinem Traum auch gesehen, wie wir entkommen?«
    Kieron schüttelte den Kopf.
    »Achtung!«, brüllte Croy in diesem Augenblick. Der Pantheride war auf einen Trümmerhaufen gesprungen, auf dem er halb gebückt stand, die Zähne gefletscht und beide Dolche stoßbereit in den Händen. »Es greift an!«
    Sein Ruf war kaum verklungen, als tatsächlich etwas mit urtümlicher Wucht aus dem Stollen brach – etwas, das so groß war und unförmig, dass die Gefährten es nicht ganz erfassen konnten. Nur eines sahen sie ganz deutlich – die leuchtenden Augen des Ungeheuers, die wie Sonnenstrahlen durch die Dunkelheit schnitten und sie

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