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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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blendeten.
    »Was ist das?«, hörte man Jago panisch rufen. »Was in aller Welt ist das …?«
    Seine Frage wurde nicht beantwortet, weder von der Bestie selbst noch von einem seiner Gefährten. Kieron stand vor Entsetzen wie erstarrt, während er auf das Gebilde blickte, das ungeheuer feist war und eine metallene Rüstung zu tragen schien, dazu einen kuppelförmigen Helm, durch dessen geschlossenes Visier die Glutaugen blitzten. Dazu besaß es lange Klauen, die alles, was sich ihm in den Weg stellte, brutal beiseiteräumten.
    »Hierher! Hierher!«, rief Croy, der die Aufmerksamkeit des Ungeheuers offenbar auf sich ziehen wollte. Die Dolche noch immer erhoben, stand er auf der Erhebung und blickte dem Monstrum grimmig entgegen.
    Geräuschvoll drehte es den Kopf, und die Strahlen der Glutaugen erfassten den Pantheriden. Dann setzte es sich in Bewegung, wie zuvor mit ohrenbetäubendem Rasseln, und wälzte sich über alles hinweg, was sich zwischen ihm und Croy befand. Am Boden liegende Knochen und Schädel zersplitterten, Unrat wurde in den Fels gestampft, während das Ungeheuer unaufhaltsam näher kam.
    »Das ist unser Ende«, war Jago überzeugt, der noch immer am Gitter kauerte.
    »Damit hast du wohl recht«, gab Croy zu, gleichwohl er den Feind noch immer erwartete. Dann – das Monstrum, das so groß war, dass es bis unter die Gewölbedecke reichte, hatte ihn fast erreicht – ließ er spontan die Dolche sinken und rammte sie in die Scheiden zurück. Dann fuhr er herum und sprang vom Podest. »Hauen wir ab«, forderte er seine Gefährten auf.
    »Wohin?«, wollte Kieron wissen.
    »Egal, nur weg! Dort in den Stollen!«
    Auf seinen kräftigen Beinen schnellte der Panthermann davon, der nächstbesten Stollenmündung entgegen. Kieron und Jago rannten ihm hinterher, so schnell sie konnten, wobei sie einen Bogen um Thong machten, dessen massige Formen im Halbdunkel nur zu erahnen waren … ein kugelförmiger Körper, bizarr geformte Beine, kräftige Arme …
    Es kreischte entsetzlich, als sich die von den Ratten als Gottheit verehrte Bestie zu ihnen umwandte. Suchend schnitt ihr Augenlicht durch die Finsternis und ließ den aufgewirbelten Staub taghell leuchten. Jagos Fackel verblasste dagegen, aber er hielt sie weiter fest umklammert.
    Croy hatte den Eingang des Stollens fast erreicht, als sich das Geräusch, das Thong begleitete, plötzlich änderte. Aus dem rhythmischen Stampfen wurde ein dumpfes Dröhnen, in das sich ein heller Pfeifton mischte. Ein Blick über die Schulter zeigte Kieron, dass sich das Visier des Helmes ein Stück weit geöffnet hatte – und aus der Öffnung schoss im nächsten Moment ein Flammenstrahl hervor.
    »In Deee-Deckung!«, schrie Kieron und warf sich bäuchlings zu Boden. Jago packte er und riss ihn gleich mit, während das Gewölbe ringsum von grellem Feuerschein beleuchtet wurde. Mit ohrenbetäubendem, zornigem Fauchen schossen die Flammen über die Flüchtlinge hinweg, die Hitze war schier unerträglich – aber schon im nächsten Moment war das Feuer wieder verloschen, und der Tempel fiel in Dunkelheit zurück.
    »Los, weiter!«
    Kieron sprang auf, wobei er Jago am Kragen packte und ihn mitzog. Dutzende kleiner Brände schwelten dort, wohin Thongs Flammenstrahl gezielt hatte, aber sie fanden nur wenig Nahrung und zerfielen zu roter Glut, von der dichter Rauch aufstieg. Immerhin, dachte Kieron grimmig, wussten sie jetzt, woher die rußgeschwärzten Knochen stammten.
    »Hierher! Kommt hierher!«
    Croy, der sich bereits in den Stolleneingang geflüchtet hatte, winkte ihnen zu. Atemlos hasteten Kieron und Jago zu ihm, der einstige Sklave und sein Herr in seltener Einmütigkeit, während es hinter ihnen erneut pfiff und rasselte.
    »Schneller!«, trieb Croy sie unbarmherzig an. »Wenn er sein Feuerwerk das nächste Mal zündet, wird er uns rösten!«
    Die Aussicht gefiel keinem der beiden, und so hasteten sie durch die schwelende Trümmerlandschaft, so schnell ihre Beine sie trugen, hinein in den Stollen, der ihnen zumindest für einen Augenblick Schutz versprach.
    »Weiter! Weiter!«
    Die Hitze der Glut fiel hinter ihnen zurück, ebenso wie der Rauch und die grässlichen Geräusche. Kühle Luft drang ihnen entgegen, die wie eine Befreiung wirkte, und die Dunkelheit nahm sie auf. Seine Fackel hatte Jago von sich geworfen, und so rannten sie geradewegs in die teerige Schwärze, in der allenfalls Croy sich zurechtzufinden wusste, die anderen beiden waren auf ihr Gehör und ihren Tastsinn

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