Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
erschreckend. »Was ist aus ihnen geworden?«, fragte sie.
    »Aus den Adlern des Eises? Die meisten starben in einem verheerenden Krieg, der zwischen unseren Vorfahren und den Skolls tobte. Der Rest wurde planmäßig verfolgt und getötet.«
    Kalliope drehte sich zu ihm um und schaute ihn fragend an. »Von wem?«, wollte sie wissen, wobei sie wachsendes Unbehagen verspürte.
    »Seltsam, dass Ihr danach fragt«, entgegnete er. »Von der Gilde natürlich. Von Euresgleichen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr. Habt Ihr mich hierhergeführt, um mir Lügen zu erzählen?«
    »Es sind keine Lügen«, beharrte er. »Es sind die Mythen meines Volkes.«
    »Lügen oder Mythen, wo ist der Unterschied? Ihr könnt weder das eine noch das andere beweisen.«
    »Und wenn ich es doch kann?« Er legte den Kopf schief und sah sie durchdringend an. »Würdet Ihr mir dann glauben?«
    »Das könnt Ihr nicht«, war sie überzeugt. »Was wollt Ihr mir zum Beweis vorlegen? Noch mehr alte Geschichten? Noch mehr ungelenkes Gekritzel an den Wänden?«
    Mit einem hintergründigen Lächeln wandte er sich ab und ging weiter.
    »Wohin wollt Ihr?«, fragte sie.
    Er gab keine Antwort, und so blieb Kalliope nichts anderes übrig, als ihm weiter durch die Dunkelheit zu folgen, bis sie schließlich an eine Pforte gelangten, die aus Metall geschmiedet war. Dem Rost und dem Sand nach zu urteilen, der sich in den Fugen abgelegt hatte, war sie seit Urzeiten nicht mehr geöffnet worden. Erik drehte sich um und zeigte Kalliope einen Schlüssel, den er plötzlich in den Händen hielt.
    »Hinter dieser Tür ruht ein altes Geheimnis«, erklärte er. »Nur der Fürst von Jordråk ist berechtigt, sie zu öffnen.« Damit steckte er den Schlüssel ins Schloss. Es knackte geräuschvoll, als er ihn herumdrehte, dann musste er sich mit aller Kraft gegen das metallene Türblatt werfen, um es wenigstens einen Spalt weit zu öffnen.
    Mit der Fackel in der Hand schlüpfte er als Erster hinein und bedeutete Kalliope dann nachzukommen. Mit pochendem Herzen zwängte sie sich durch die Öffnung, gespannt darauf zu erfahren, was sich jenseits der Tür befand. Wie, in aller Welt, wollte der Prinz von Jordråk die ungeheuerlichen Geschichten beweisen, die er so vollmundig von sich …?
    Kalliope hatte die angrenzende Kammer kaum betreten, als sie wieder zurückprallte. Denn was sie sah, war im wahrsten Wortsinn so ungeheuerlich, dass es ihre Vorstellungskraft bei Weitem überstieg.
    Auf einem steinernen Podest, durch ein Gerüst aus rostigem Metall miteinander verbunden, ruhten die Knochen eines Skeletts.
    Es war das Skelett eines riesigen Vogels.

18. Kapitel
    »Er wird sterben.«
    Shen untersuchte den Pantheriden, der ausgestreckt vor ihr auf dem Boden lag und nur halb bei Bewusstsein war. Sein schwarzes Fell war nass von Schweiß, sein Körper von Brandwunden entstellt. Und anstelle seiner linken Hand wies sein Arm nur einen blutigen, notdürftig verbundenen Stumpf auf.
    Es lag so viel Endgültigkeit und so wenig Anteilnahme in ihren Worten, dass Kieron, der an der Seite des Verletzten gekauert hatte, zornig in die Höhe schoss.
    »Haaabe ich dich nach deiner Meinung gefff-fragt?«, fuhr er die junge Frau an.
    »Nein«, entgegnete sie ruhig. »Aber ich habe auch keine Meinung geäußert, sondern nur festgestellt, was offensichtlich ist. Der Verlust seiner Hand hat den Katzenmann eine Menge Blut gekostet, und seine Wunden werden sich entzünden. Er hat Fieber, und die giftige Luft tut ein Übriges dazu, ihn dahinzuraffen. In spätestens zwei Tagen wird er tot sein, ob es dir gefällt oder nicht.«
    Kieron kämpfte mit den Tränen. Natürlich wusste er, dass sie recht hatte, aber alles in ihm sträubte sich dagegen, die schreckliche Wahrheit anzuerkennen.
    Der Moment, in dem Croy in den Kerker zurückgekehrt war, stand ihm noch immer vor Augen. Zwei Schakalwachen hatten den einstmals so starken Pantheriden stützen müssen, damit er sich überhaupt auf den Beinen halten konnte. Schon von Weitem war zu sehen gewesen, dass man ihn schwer misshandelt hatte. Aber erst als sie ihn auf den Kerkerboden warfen, wo er keuchend liegen blieb, sah Kieron, dass sie ihn auch verstümmelt hatten.
    Croys linke Pranke fehlte.
    Man hatte sie ihm kurzerhand abgeschlagen.
    Wut, Trauer und Entsetzen erfüllten Kieron zu gleichen Teilen. Nicht nur, weil er fassungslos war über diese sinnlose Gewalt, sondern auch, weil er den Animalen, dem er so viel verdankte, in sein Herz geschlossen

Weitere Kostenlose Bücher