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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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behaupten können.
    »Zieh!«, schrie Croy Kieron über den rauschenden Flugwind hinweg zu. »Du musst an dem breiten Zügel ziehen!«
    Kieron überlegte nicht lange – er tat einfach, was der Pantheride ihn hieß. Erst jetzt bemerkte er, dass die Lederstränge, die er in den Händen hielt, unterschiedlich geformt waren. Kurzerhand nahm er das breite Band und zog mit aller Kraft daran, stemmte sich förmlich dagegen – und plötzlich verflachte der Winkel, mit dem der Sturmhai in die Tiefe stieß. Croy, der es dadurch wagen konnte, die Reling loszulassen, zog an seinen eigenen Zügeln, und er tat es mit derartiger Entschiedenheit, dass der Hai seinen Widerstand endgültig aufgab. Indem er ihn unnachgiebig zurück auf den ursprünglichen Kurs dirigierte, machte der Panthermann der um so vieles größeren Kreatur klar, dass er ihr Herr und Meister war, und das Boot fing sich.
    Kieron atmete auf. Erst jetzt bemerkte er, dass außer dem Pfeifen des Windes kein Geräusch mehr auf Deck zu hören war. Der Kampf war zu Ende – Shen und ihre Leute hatten die Verwirrung genutzt, um ihn siegreich für sich zu entscheiden. Nun waren sie bereits dabei, die Leichen der getöteten Legionäre loszuwerden, indem sie sie kurzerhand über Bord warfen – natürlich erst, nachdem sie sie um ihre Waffen erleichtert hatten. Und das taten sie mit derartiger Routine, dass es kaum vorstellbar war, dass sie es zum ersten Mal taten.
    Auch Jago und Wits hatten inzwischen erkannt, dass der Kampf vorüber war. Kopfschüttelnd wuselte der Chamäleonide über die blutbesudelten Planken zum Achterdeck. »Ihr habt den Verstand verloren«, stellte er fest. »Was, wenn die Kaiserlichen herausfinden, wer ihr Patrouillenboot gekapert hat?«
    »Wie sollen sie?«, fragte Shen mit dünnem Grinsen. »Ist keiner mehr da, der es ihnen verraten könnte.«
    »Aber sie werden irgendwann herausfinden, dass wir geflüchtet sind«, konterte Jago, »und sie werden schlau genug sein, eins und eins zusammenzuzählen, wenn ihr possierliches Tierchen nicht mehr zurückkehrt!«
    »Bis dahin werden wir nicht mehr in diesem Teil des Sanktuarions sein«, rief Croy von der Ruderbank aus, während Kieron und er den Sturmhai dirigierten. Kieron erinnerte sich, dass der alte Simrod ihm einst einen Drachen gebaut hatte, den sie von der Krone eines Shantik-Baumes aus hatten steigen lassen – den Carcharodon zu lenken, fühlte sich ähnlich an.
    »Was meinst du damit?« Jago glotzte ihn fragend an. »Willst du nicht nach Madagor zurück?«
    »Sicher nicht«, wehrte der Pantheride ab. »Zum einen wartet dort Novaro, zum anderen werden sie dort zuerst nach uns suchen.«
    »Aha«, machte Jago, »und wohin geht die Reise stattdessen? Du hast dir doch bestimmt schon etwas ausgedacht …«
    »Bazarra«, sagte Croy nur. Das Sprechen schien ihn anzustrengen, das Lenken des Sturmhais erforderte seine ganze Konzentration.
    »Bazarra?«, echote Jago und überlegte, was er über jenen Weltensplitter wusste. »Bazarra ist eine Wüstenwelt. Sie gehört Fata Califa an, einem Fürstentum an der Seidenroute …«
    »… dessen Händler und Karawansereien in scharfer Konkurrenz zum Kontor stehen«, fügte Shen hinzu. »Deshalb ist Bazarra für uns das ideale Versteck.«
    »Sieh an«, spottete Jago. »Da scheint jemand aus Erfahrung zu sprechen. Das ändert allerdings nichts daran, dass Bazarra ein dröger Staubklumpen ist, der nicht nur von Schlangen und Skorpionen verseucht ist, sondern auch gefährlich nah am Mahlstrom liegt. Was, wenn der Orcus uns alle verschlingt?«
    »Dann b-brauchen wir uns wegen der Kaiserin keine Sorgen mehr zu machen«, erwiderte Kieron trocken. Alle grinsten, Opossum kicherte leise.
    »Das findet ihr wohl komisch, was?« Jago schnalzte verdrießlich mit der langen Zunge. »Ich kann daran nichts Komisches finden – und vielleicht wird euch das genauso ergehen, wenn wir erst in den Mahlstrom gezogen werden.«
    »Das wird nicht geschehen«, war Croy überzeugt.
    »Ach ja? Ganz ehrlich, du hast schon mal besser ausgesehen, Katzmann. Wenn ich mir dich so ansehe, dann weiß ich nicht, ob du das Viech dort unten steuerst« – er deutete nach dem Carcharodonten – »oder ob es nicht vielmehr umgekehrt ist.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, gab Croy zurück. »Ich werde Kieron beibringen, den Sturmhai zu lenken. Schon in einigen Tagen werden wir Bazarra erreichen.«
    »Der Stotterer soll uns hinfliegen?« Die Schuppen des Chamäleoniden verfärbten sich braun. »Du

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