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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erwiderte er dann leise, »keine Kreatur, gleich welchen Ursprungs sie auch sei, es verdient hat, ihr Leben in Unfreiheit zu verbringen.«
    Die Art, wie er es sagte, und die Betonung, die er auf die einzelnen Worte legte, ließen vermuten, dass es nicht nur guter Wille war, der ihn so sprechen ließ, sondern tiefe Überzeugung. Auf welche Weise der Pantheride zu ihr gelangt war, vermochte Kieron nicht zu sagen, aber er ahnte, dass Croys Vergangenheit nicht weniger dunkel war als das Fell, das den sehnigen Körper des Pantheriden überzog.
    Der Dieb nickte zufrieden – soweit es ihn betraf, schien der Raubzug ein voller Erfolg gewesen zu sein. »Du hast deinen Teil der Abmachung erfüllt, Junge«, sagte er dann, »nun werde ich meinen erfüllen. Zeig mir deinen Nacken.«
    »Was?«
    »Tu’s einfach«, knurrte Croy und ließ nur für einen kurzen Augenblick die Zähne sehen. Das genügte, um Kieron das Haupt senken zu lassen.
    Der Panthermann erhob sich und schlich lautlos um ihn herum, beugte sich dann über ihn. Mit Unbehagen fühlte Kieron die scharfen Krallen in seinem Nacken.
    »Stillhalten jetzt«, wies Croy ihn an und ergriff sein Sklavenhalsband. Aus dem Augenwinkel sah Kieron, wie sich das Maul des Pantheriden öffnete, heißer Atem schlug ihm daraus entgegen. Und noch ehe Kieron ausweichen oder auch nur schreien konnte, schnappten die mörderischen Kiefer auch schon zu – und durchbissen das dicke Leder.
    »Das war’s«, erklärte Croy und erhob sich. »Du bist frei.«
    »F-f-frei«, murmelte Kieron wie ein Echo. Ungläubig griff er nach den Überresten des Halsbands, die vor ihm auf den morschen Bohlen lagen, und betrachtete sie. Solange er zurückdenken konnte, hatte er Bänder wie diese getragen, mit einer metallenen Öse darin, an der die Sklaven über Nacht festgekettet wurden. Es nun plötzlich nicht mehr um den Hals zu haben, kam ihm seltsam vor, unpassend und falsch … und zugleich wunderbar.
    Mit den Händen befühlte er seinen Hals, die vom Leder wundgescheuerten Stellen, kam sich nackt und schutzlos dabei vor – und plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht nur sein Sklavenhalsband verloren hatte, sondern auch seine Aufgabe.
    Seine Heimat.
    Sein ganzes bisheriges Leben.
    »U-und jetzt?«, fragte er unsicher.
    »Du bist frei«, wiederholte Croy, der sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm aufgebaut hatte und streng auf ihn herabblickte. »Du kannst gehen, wohin es dir beliebt.«
    »Aber … wenn sie mich wieder einfangen?«, fragte Kieron.
    »Das sollte besser nicht geschehen. Mit entlaufenen Sklaven pflegt man nicht sehr nachsichtig zu sein.«
    »Und wohin soll ich gehen?«
    »Das ist deine Sache«, entgegnete der Animale hart. »Jeden Tag verlassen Dutzende von Schiffen den Hafen von Shantanpur.«
    »Aber ich bin kein Ma-Ma-Matrose!«, wandte Kieron hilflos ein.
    »Dann solltest du lernen, einer zu werden«, konterte Croy trocken, »denn hier kannst du nicht bleiben.«
    »Ich verstehe.« Kieron nickte. »Frei bin ich also nu-nu-nur, wenn ich Madagor verlasse.«
    »Frei zu sein bedeutet nicht, tun zu können, was dir beliebt, junger Mensch«, belehrte ihn Croy, »sondern sich entscheiden zu können und für die Folgen dieser Entscheidungen verantwortlich zu sein.«
    »Ich kann also auch bleiben?«
    »Wenn es das ist, was du willst.«
    »Und – wenn ich zu Ja-Ja-Jago zurückkehre?«, fragte Kieron vorsichtig.
    »Was?« Croys Barthaare zuckten, seine Brauenbüschel zogen sich unheilvoll zusammen.
    »Ich habe Madagor noch nie in meinem Leben verlassen. Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. Bei Jago hatte ich wenigstens immer zu e-e-essen und ein Heim.«
    »Du nennst diesen Kehrichthaufen ein Heim?«
    »Es ist das einzige Heim, das ich je hatte.«
    »Dann ist es an der Zeit, dir etwas Besseres zu suchen«, war Croy überzeugt.
    Vorsichtig, fast furchtsam schaute der Junge zu ihm auf. »Und – wenn ich das gar nicht will?«
    Der Animale starrte ihn fassungslos an. »Du … du verschmähst das Geschenk der Freiheit, das ich dir biete? Was für elende Kreaturen seid ihr Menschen nur?«
    »Verzeih«, jammerte Kieron, der sehen konnte, dass Croy immer wütender wurde, »ich wo-wollte dich nicht verärgern, ich …«
    »Verdammt, nun ist es aber genug!«, platzte eine Stimme wütend heraus, und Kieron brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass es nicht Croy gewesen war. Trotzdem kam ihm die Stimme bekannt vor, ziemlich bekannt sogar.
    »Nun habe ich mir diesen Unsinn lange genug

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