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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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noch belebten Gegend Shantanpurs. Wie die meisten Häuser der Stadt war es an einen gigantischen Stamm gebaut und besaß Räume, die sich ins Innere des Baumes erstreckten. Im unteren Stockwerk war ein Laden untergebracht, in dem ein feister Porcide Talismane und andere Waren äußerst zweifelhafter Herkunft verkaufte. Darüber befand sich ein Lagerraum, dessen mit Blattschindeln gedecktes Dach morsch und undicht war, sodass er nicht mehr genutzt werden konnte; genau dort hatte sich Croy häuslich eingerichtet, ob mit Wissen des Ladenbesitzers, vermochte Kieron nicht zu sagen.
    Schweigend hockte er dem Panthermann gegenüber, der auf seinen kurzen Beinen auf dem Boden kauerte und im Schein einer Kürbislaterne, der schräg durch das löchrige Dach fiel, die Beute inspizierte: zwei Säcke, die bis zum Rand mit getrockneten Wurzeln gefüllt waren. Der strenge Geruch, den sie verströmten, drehte Kieron den Magen um.
    »Wa-wa-wa…?«, wollte er sich erkundigen, doch er brachte es nicht heraus. Noch immer pochte sein Herz, und seine Gedanken jagten sich – Croy hingegen schien die Ruhe selbst.
    »Bowurz«, entgegnete der Pantheride, während er auch den zweiten Sack öffnete. »Gemeinhin wird er benutzt, um die Manneskraft zu stärken, weswegen er das Hundertfache seines Gewichts in Gold wert ist.«
    Kieron war beeindruckt – das war mehr Gold, als er in seinem Leben je gesehen hatte, und ganz sicher auch mehr, als er sich vorstellen konnte. »Was wi-wirst du mit den Wu-Wurzeln anfangen?«
    Croy legte den Kopf schief. »Verbrennen. Oder ich werfe sie nur über den Weltenrand.«
    »Aaa-aber dann ist das ganze Gold verloren!«
    »Sehr richtig«, stimmte der Pantheride zu, »aber auch für das Kontor.«
    Kieron machte große Augen.
    »Diese Lieferung war für den Affenlord von Kaish bestimmt, der sie dringend benötigt, um seinen vielen Frauen zu genügen. Wenn sie nicht rechtzeitig eintrifft, wird ihn das sehr wütend machen, und da der Lord für seine unbeherrschte Art bekannt ist, wird er fraglos dem Handelskontor die Schuld dafür geben.« Die schwarzen Züge des Pantheriden dehnten sich zu einem Grinsen. »So etwas nennt man wohl einen Schlag ins Kontor.«
    »Aber w-w-was hast du davon?«
    »Sagen wir einfach, dass ich mit dem Kontor noch eine alte Rechnung zu begleichen habe.«
    »Das ist gefährlich.«
    »Das Leben ist gefährlich, junger Mensch«, verbesserte Croy. »Deshalb endet es stets tödlich.«
    »Das mei-mei-meine ich nicht«, wehrte Kieron ab, dem es nicht gefiel, wenn der Panthermann ihn herablassend behandelte. Er mochte ein Sklave sein, wie das Band um seinen Hals bewies, und er hatte bisweilen Schwierigkeiten, die Worte so hervorzubringen, wie es nötig war, aber er war kein Idiot. »Das Handelskontor ist reich und mä-mächtig, und wie es heißt, hat es Niederlassungen auf unzähligen Welten. Früher oder später werden die Mercatoren dich fa-fa-fa…«
    »Vielleicht«, räumte Croy gelassen ein. Er schob den geöffneten Sack beiseite. »Aber bis es so weit ist, werde ich ihnen noch ein wenig Schaden zufügen.«
    »Du ha-hattest diesen Raubzug genau geplant, nicht w-wahr?«, fragte Kieron weiter. »Du hattest einen Schlüssel.«
    Der Pantheride holte seufzend Luft. »Ein kluger Dieb pflegt sich stets vorzubereiten«, sagte er nur.
    »Wusstest du auch, dass die W-w-w- dass die Wachablösung kommen würde?«
    »Nein«, gab Croy zu, »die hatte ich erst später erwartet. Aber für Fälle wie diesen hatte ich dich ja mitgenommen.«
    »Warum gerade mich?«
    Croy sah von dem Sack mit Bowurz auf. Die gelbgrünen Augen spähten unter den weißen Brauenbüscheln hervor und musterten den Jungen. »Ich brauchte einen Menschen«, erwiderte er dann. »Weil es auf ganz Madagor kein unverfänglicheres Geräusch gibt, deshalb. In Shantanpur schreien unentwegt irgendwelche Menschen, und niemand schert sich darum.«
    »Kann ein Animale den Schhhh- den Schrei eines Menschen denn nicht nachahmen?«, wunderte sich Kieron. »Menschen k-k-können allerhand Tierstimmen imitieren …«
    »Das denken auch nur sie«, beschied ihm der Pantheride barsch, um ein wenig sanfter hinzuzufügen: »Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich dich ausgewählt habe.«
    »Nein? Warum dann?«
    Erneut musterte Croy ihn, wobei es unmöglich war zu sagen, was hinter seinen dunklen Zügen vor sich ging. Dann wandte er abrupt den Blick und starrte in den offenen Jutesack, als wäre dort die Antwort auf Kierons Frage zu finden. »Weil«,

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