Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
lag in keiner Weise in unserer Absicht, ehrwürdige Schwestern. Wäre uns Euer Kommen angekündigt worden …«
    »Wer seid Ihr?«, unterbrach Harona ihn barsch. Der Blick, mit dem sie ihn musterte, war derselbe, mit dem man eine Kakerlake bedachte.
    »Mit Verlaub, Arion, Reichsverwalter und maior domus Seiner Majestät des Königs Ardath Durandor des Goldenen«, entgegnete der Geck und verbeugte sich schneidig.
    »Harona, numerata und Gildemeisterin ersten Grades. Dies ist Prisca, meine Elevin.«
    »Seid willkommen am Hofe, hohe Damen«, entgegnete Arion beflissen. »Darf man fragen, was Euch nach Tridentia führt? Noch dazu so überaus überraschend?«
    »Ein Auftrag der Erhabenen Schwester, die uns ersucht hat, auf der Königswelt nach dem Rechten zu sehen. Und soweit ich es beurteilen kann«, erwiderte Harona mit Blick auf die überladenen Tafeln und den Hofnarren, der seinen Wagen davonschob und dabei war, sich klammheimlich aus dem Staub zu machen, »sind wir gerade rechtzeitig gekommen.«
    »Wie schon gesagt, wäre uns Euer Kommen angekündigt worden, so hätten wir alles getan, um Euch Eure Ankunft so angenehm wie möglich …«
    »Wir dachten nicht, dass dies notwendig wäre«, fiel Harona ihm erneut ins Wort, wobei sie einen eisigen Blick über die Reihen der Adeligen schweifen ließ, die entlang der Seitenwände aufgereiht standen und nicht mehr gewagt hatten, sich zu setzen. Die meisten von ihnen waren die direkten Nachkommen jener tapferen Kämpen, die Seite an Seite mit Ardaths Vater Nordath gekämpft und Tridentia die Vorherrschaft gesichert hatten. Wie der König selbst gefielen sie sich darin, die Früchte zu ernten, die andere gesät hatten. »Zum einen ist es uns dem Wortlaut des Paktes gemäß zu jeder Zeit erlaubt, die Königswelt zu besuchen. Zum anderen glaubten wir, dort stets unter Freunden zu sein – nun jedoch bin ich mir dessen nicht mehr sicher.«
    »Ihr seid unter Freunden, Gildemeisterin«, ergriff nun erstmals König Ardath das Wort, wenn auch mit lallender Zunge. Offenbar war der Weinbecher, den er in seiner Rechten hielt und mit dem er fahrig gestikulierte, nicht der erste, den er an diesem Abend geleert hatte. »Darauf gebe ich Euch mein königliches Wort.«
    »Im Namen der Gilde und der Erhabenen Schwester danke ich Euch für diese Versicherung, Hoheit«, entgegnete Harona und senkte leicht das Haupt, genug, um dem Herrscher Respekt zu erweisen, jedoch zu wenig, als dass sie sich selbst dabei erniedrigt hätte. »Dennoch wäre es mir lieber gewesen, wir hätten ihrer nicht bedurft. Was hatte diese Vorstellung eben zu bedeuten? Wie kann diese absonderliche Kreatur«, sie deutete auf den Narren, »es wagen, sich über die Levitatinnen und ihre Gabe lustig zu machen?«
    Der Hofnarr, der das Ende der Tafel fast erreicht und wohl gehofft hatte, ungeschoren davonzukommen, blieb stehen. Mit einem gehetzten Blick drehte er sich zu den Gildeschwestern um. Furcht stand deutlich in seinen kleinen Augen zu lesen.
    »Du«, sprach Harona ihn direkt an und deutete anklagend mit einem knochigen Finger auf ihn. »Wie ist dein Name?«
    »L-Larax.«
    »So sprich, Larax. Wer hat dich zu dieser abscheulichen Blasphemie veranlasst?«
    »N-niemand, Euer Gnaden«, beeilte sich der Narr zu versichern, aus dessen rundem Gesicht jede Farbe gewichen war.
    »Willst du behaupten, du hättest dir ganz allein diese …« – die Gildemeisterin suchte nach dem passenden Wort – »… diese Absonderlichkeit ausgedacht?«
    »I-ich bin ein Narr, Euer Gnaden«, brachte der kleine Mann mühsam hervor. »Ich probiere gerne Dinge aus – vor allem welche, die keinen Sinn ergeben.«
    »Auch wenn sie dich auf den Scheiterhaufen bringen?«, hakte Harona nach, worauf die ohnehin schon leichenblasse Miene des Hofnarren tatsächlich noch um einige Nuancen fahler wurde. »Dir muss doch klar sein, dass es bei höchster Strafe verboten ist, die Gilde und ihre Mitglieder zu verspotten! Auch wenn die Inquisition ihre Arbeit niedergelegt hat, sind die Gesetze nach wie vor in Kraft!«
    »N-nun, ich …«, stammelte Larax. Er war so eingeschüchtert, dass er kaum noch ein Wort hervorbrachte.
    »Gildemeisterin, lasst Gnade vor Recht ergehen«, sprang Arion dem königlichen Spaßmacher bei. »Natürlich kennt man auf Tridentia den Wortlaut des Paktes und achtet und würdigt ihn. Aber bitte bedenkt auch, dass dem Narren vor dem Gesetz eine besondere Rolle zufällt. Wer die Schellenkappe trägt, darf tun, was anderen verboten

Weitere Kostenlose Bücher