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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Protektoraten und Lehenswelten stand, die von königlichen Legaten und Vasallen regiert wurden und sich in alle sechs Himmelsrichtungen erstreckten. Tributzahlungen trafen in hoher Anzahl ein, die Tridentia zu einer der reichsten und wohlhabendsten Städte des Sanktuarions machten – und die Ardath und seinem Hofstaat ein Leben im Überfluss ermöglichten.
    Beinahe zwanzig Zyklen waren vergangen, seit die Krone vom Vater auf den Sohn übergegangen war. Zwanzig Zyklen des Friedens und des Wohlstands, die Ardath Durandor der Goldene, wie er sowohl seiner ausschweifenden Lebensweise als auch seines blonden Haares wegen genannt wurde, in vollen Zügen genossen hatte. Auch die Unkenrufe einiger Legaten, die behaupteten, dass es auf den weiter entfernt liegenden Welten brodle, dass die Vasallen unzufrieden seien und die Animalen an einigen Orten nach Unabhängigkeit strebten, vermochten daran nichts zu ändern. Ardath war entschlossen, sich den Wohlstand und die Ruhe, die er von seinem Vater ererbt hatte, von niemandem streitig machen zu lassen. Dazu war alles viel zu weit entfernt von den hohen Türmen und kunstvollen Brücken, die die drei Weltensplitter Tridentias miteinander verbanden. Hier regierten Frohsinn und Zerstreuung – für alles andere hatte der König weder den nötigen Sinn noch die erforderliche Zeit.
    Auf seinem Thron sitzend, der während der letzten fünf Zyklen zweimal hatte verbreitert werden müssen, um seiner immer ausladender werdenden Leibesfülle den notwendigen Platz zu bieten, beobachtete der König die Tänzerinnen, die sich im Rhythmus der Trommeln wogen – Serpentidinnen von Gwalior, die ihre reptilienhaften, bis zur Hüfte entblößten Körper wie Feuerzungen flackern ließen. Der dortige Legat hatte sie als Geschenk nach Tridentia geschickt, um sich dem König zu empfehlen, aber Ardath fand keinen rechten Gefallen an den halbnackten Schlangenfrauen. Er leerte den Becher Wein, den er in seiner fleischigen Rechten hielt, so hastig, dass der Rebensaft an den Mundwinkeln herabrann und durch den blonden Bart troff. Dann bedeutete er den Musikanten mit einer unwirschen Handbewegung, die Darbietung zu beenden. Die Trommeln verstummten, und die Tänzerinnen, die in den vom Alkohol trüben Augen des Königs keinen Gefallen gefunden hatten, zogen sich rasch zurück.
    »Haben Euch die Mädchen nicht gefallen, Hoheit?«, erkundigte sich Arion, sein getreuer maior domus , der wie immer am Fuß des Throns stand und dessen spindeldürre Erscheinung einen eigentümlichen Gegensatz zur massigen Gestalt des Königs bildete. »Wie mir gesagt wurde, hat der Tempel von Gwalior keine anmutigeren Tänzerinnen zu bieten.«
    »Dann wurdet Ihr betrogen«, knurrte Ardath mit vom Wein beschwerter Zunge. »Diese Schlangenweiber sind so gewöhnlich, dass es mein geübtes Auge beleidigt.«
    »Gewiss, Hoheit«, bestätigte der Hausmeier ohne Zögern, »ein erlesener Geschmack wie der Eure will mit besonderen Genüssen befriedigt werden.«
    »Habt Ihr mir nichts anderes zu bieten?«, fragte Ardath, während zwei Diener heraneilten und seinen Becher aufs Neue mit Wein füllten. »Gibt es in meinem ganzen verdammten Reich nichts mehr, was mein Herz noch zu erfreuen vermag? Bin ich dazu verurteilt, meine Tage in Langeweile zu verbringen?«
    »Nicht doch, Hoheit«, wehrte Arion ab, »natürlich habe ich vorgesorgt für den Fall, dass die Tänzerinnen nicht Eure Zustimmung finden, und noch einen weiteren Höhepunkt auf das Programm gesetzt, der Euren Geschmack sicher besser treffen wird.«
    »Und das wäre?«
    »Larax, der Hofnarr.«
    »Der Hofnarr?« Die Art und Weise, wie Ardath Durandor seine buschigen Brauen hochzog, ließ deutlich erkennen, dass er nicht begeistert war. »Ist das Euer ganzer Einfallsreichtum?«
    »Habt Geduld, Hoheit«, redete Arion ihm zu. »Ihr werdet sehen, dass Larax sich etwas ganz Besonderes ausgedacht hat, um Eure kostbare Zeit zu zerstreuen.«
    »Dann holt ihn herein. Aber ich warne Euch, Arion – noch so eine traurige Darbietung wie gerade eben, und ich lasse Euch zum Stallknecht degradieren.«
    »Seid unbesorgt, Hoheit«, gab sich der königliche Verwalter zuversichtlich, auch wenn seiner verkniffenen Miene die Furcht deutlich anzumerken war. »Wenn Larax hält, was er versprochen hat, so wird er nicht nur Euch in höchstes Staunen versetzen, sondern auch den gesamten Hofstaat, und man wird Euch einmal mehr dafür bewundern.«
    Ardath nickte und ließ seinen müden Blick durch den Thronsaal

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